KURZ GESAGT |
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Der Kampf um die Vorherrschaft in der Luftfahrtindustrie hat mit dem SCAF-Projekt (Système de Combat Aérien du Futur) eine neue Dimension erreicht. Dieses ambitionierte Vorhaben, das von Frankreich, Deutschland und Spanien initiiert wurde, zielt darauf ab, ein integriertes Luftkampfsystem der nächsten Generation zu entwickeln. Doch Eric Trappier, CEO von Dassault Aviation, äußerte kürzlich scharfe Kritik an der Umsetzung und den Kooperationsmodellen dieses Projekts. Im Gegensatz zu früheren erfolgreichen Kooperationen wie dem nEUROn-Demonstrator sieht er im aktuellen Ansatz erhebliche Herausforderungen, die den Fortschritt gefährden könnten.
Erfolgsgeschichte nEUROn: Ein Vorbild für internationale Kooperation
Im Februar 2006 erhielt Dassault Aviation von der französischen Rüstungsdirektion den Auftrag, das Projekt nEUROn zu leiten. Ziel war es, einen unbemannten Kampfjet-Demonstrator (UCAV) zu entwickeln, der die Expertise von sechs europäischen Partnern bündelte, darunter Saab aus Schweden und EADS-CASA aus Spanien. Das Projekt setzte auf eine kompetenzbasierte Aufgabenverteilung, statt auf geografische Rücksichtnahme, was sich als äußerst effektiv erwies. Nach sechs Jahren startete der nEUROn zu seinem Jungfernflug und absolvierte über 170 Testflüge, die seine beeindruckende Leistungsfähigkeit unter Beweis stellten.
Mit Kosten von weniger als 500 Millionen Euro und einer schnellen Umsetzung lobte Trappier stets diese Art der Zusammenarbeit. Im Vergleich dazu zeigt der derzeitige Fortschritt des SCAF-Projekts, dass eine Neuorientierung notwendig sein könnte, um ähnliche Erfolge zu erzielen. Die Frage ist, ob die aktuellen Herausforderungen überwunden werden können, um die Erwartungen zu erfüllen.
SCAF: Ein Projekt voller Herausforderungen und Komplexität
Das SCAF-Projekt ist aufgrund seiner Komplexität und der Vielzahl beteiligter Akteure ein Herkulesprojekt. Es umfasst sieben zentrale Säulen, darunter der New Generation Fighter (NGF), der von Dassault Aviation geleitet wird. Die Zusammenarbeit mit Airbus Deutschland und Airbus Spanien erweist sich als herausfordernd, da die Verteilung der Aufgaben und die Verwaltung der Schnittstellen zu Konflikten führen. Nach langen Verhandlungen befindet sich das Projekt nun in Phase 1B, doch die Fortschritte sind schleppend.
Trappier kritisiert die fragmentierte Organisation der SCAF-Struktur, die seiner Meinung nach die Effizienz des Projekts stark beeinträchtigt. Die ständige Notwendigkeit, Aufgaben neu zu verhandeln, könnte den Zeitplan gefährden. Die nächste Phase, die Phase 2, konzentriert sich auf die Entwicklung eines Demonstrators, doch die Unsicherheit bleibt bestehen, ob dieses Ziel erreicht werden kann.
Die Rolle von Dassault Aviation und die Herausforderungen der Zusammenarbeit
Eric Trappier betont die Notwendigkeit, dass ein einziger Hauptauftragnehmer die Führung beim SCAF übernimmt, um die Koordination zu verbessern und die Projektziele zu erreichen. Trotz der Erfolge des nEUROn-Projekts musste Dassault die Führung für die Entwicklung von Drohnen an Airbus abgeben, was Trappier als einen Rückschritt betrachtet.
Er sieht die Zersplitterung der Verantwortlichkeiten als ein Hindernis für den Fortschritt und fordert eine stärkere Kontrolle über die Schnittstellenmanagementprozesse. Die Notwendigkeit, den NGF „Itar Free“ zu entwickeln, um die Unabhängigkeit von amerikanischen Exportbestimmungen zu gewährleisten, ist ein weiteres Hindernis, das überwunden werden muss, um die französischen Verteidigungsinteressen zu wahren.
Die Zukunft der europäischen Luftfahrtkooperation
Die Möglichkeit, neue Partner in das SCAF-Projekt zu integrieren, bleibt umstritten. Trappier ist skeptisch gegenüber der Aufnahme neuer Länder wie Belgien, da er glaubt, dass dies die Komplexität nur erhöhen würde. Er betont die autonomen Fähigkeiten Frankreichs zur Entwicklung von Kampfflugzeugen und sieht darin eine Stärke, die es zu erhalten gilt.
Dennoch erkennt er an, dass politische Entscheidungen die Richtung der Kooperation bestimmen werden. Die Herausforderung besteht darin, die richtigen Partner zu finden und gleichzeitig die Unabhängigkeit zu bewahren. Die Frage, ob Frankreich das NGF allein entwickeln sollte, bleibt offen, da dies erheblichen politischen und finanziellen Willen erfordern würde.
Die Zukunft des SCAF-Projekts bleibt ungewiss, und die Bedenken von Eric Trappier werfen wichtige Fragen auf. Kann die europäische Luftfahrtkooperation die Herausforderungen der heutigen Zeit meistern und ein erfolgreiches und unabhängiges Kampfsystem der nächsten Generation hervorbringen? Die Antwort auf diese Frage wird entscheidend sein für die strategische Positionierung Europas im globalen Kontext der Verteidigungsindustrie.
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Warum ist das SCAF-Projekt so kompliziert im Vergleich zu nEUROn? 🤔
Trappier hat recht, dass ein einheitlicher Hauptauftragnehmer sinnvoll wäre. Die aktuellen Strukturen sind einfach zu komplex.
Wer hat die Verantwortung für diese chaotische Organisation? Jemand muss hier die Kontrolle übernehmen.
Ist die Unabhängigkeit von amerikanischen Exportbestimmungen wirklich so wichtig?
Haha, klingt, als ob das SCAF-Projekt ein Luftfahrt-Drama ist. 🎭
Ich frage mich, was Airbus dazu sagen würde. Gibt es eine Stellungnahme von ihnen?
Trappier sollte vorsichtiger sein, mit wem er sich anlegt. Kritik kann auch nach hinten losgehen.
Warum nicht einfach neue Partner ins Boot holen? Mehr Länder, mehr Ideen! 🌍
Danke für die detaillierte Analyse, ich wusste nicht, dass die Probleme so tiefgreifend sind.
Vielleicht sollten sie das Projekt einfach aufgeben und von vorne anfangen?