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Europa steht vor einer Herausforderung: Die Konsolidierung der maritimen Industrie. Laut dem französischen Marinechef Admiral Nicolas Vaujour gibt es einfach zu viele Werften, die um Geschäfte konkurrieren. Dies führt zu einem Überangebot und erschwert es europäischen Unternehmen, im Exportgeschäft erfolgreich zu sein. Die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung und einer Reduzierung der Akteure ist offensichtlich, doch politische und wirtschaftliche Hindernisse stehen im Weg. Der folgende Artikel beleuchtet die Hintergründe und Perspektiven dieser Problematik und untersucht die Rolle, die Kooperationen zwischen Ländern und Unternehmen spielen könnten.
Die aktuelle Situation der europäischen Werften
Europa verfügt über etwa 14 Werften, die alle um die gleichen Aufträge konkurrieren. Diese Überkapazität ist laut Admiral Vaujour ein großes Problem. In einer idealen Welt, so argumentiert er, sollten es nur drei oder vier Werften sein, die sich dem Wettbewerb stellen, aber auch erfolgreich Marktanteile im Ausland gewinnen. Diese Vielzahl an Werften macht es schwierig, eine einheitliche maritime Strategie zu verfolgen. Jedes Land verfolgt seine eigene nationale Strategie, was die Konvergenz erschwert. Während die politischen Ambitionen vorhanden sind, scheitern viele Initiativen an der Realität der nationalen Interessen. Die Sicherung regionaler industrieller Aktivitäten und Wirtschaften hat oft Vorrang vor einer übergeordneten europäischen Strategie.
Die gescheiterte Allianz Naviris
Ein Versuch, die europäische Werftindustrie zu konsolidieren, war das Joint Venture Naviris zwischen Italien und Frankreich, das 2020 gegründet wurde. Ursprünglich sollte Naviris die französische und italienische Marine bedienen und gleichzeitig Exportmöglichkeiten außerhalb Europas verfolgen. Doch laut Vaujour hat Naviris die Erwartungen nicht erfüllt. Obwohl ein Teil eines 1,5-Milliarden-Euro-Vertrags zur Modernisierung der französisch-italienischen Horizon-Fregatten gewonnen wurde, blieb der Erfolg in den Bereichen Export und Konsolidierung aus. Unterschiedliche Strategien und Vorstellungen über die Größe und den Einsatz von Schiffen zwischen Frankreich und Italien trugen zum Scheitern bei. Während Frankreich kleinere Fregatten bevorzugt, setzt Italien auf größere Schiffe. Diese Unterschiede erschweren eine gemeinsame Vision für die Zukunft der europäischen Marine.
Französische Strategien und Initiativen
Frankreich verfolgt eine Strategie, die sowohl den Schutz kleinerer Werften als auch die Flexibilität im Schiffbau umfasst. Kleinere Werften wie Piriou, Socarenam und CMN sollen geschützt werden, um regionale Arbeitsplätze zu sichern. Eine interessante Initiative ist der Vorschlag, ein „blank hull“ zu bestellen – ein unvollständiger Schiffsrumpf, der entweder exportiert oder der französischen Flotte hinzugefügt werden könnte. Dies würde die Produktion flexibilisieren und auf unvorhergesehene Exportmöglichkeiten reagieren. Naval Group, ein bedeutender Akteur in Frankreich, ist überzeugt von diesem Konzept, obwohl es Risiken birgt. Die Finanzbehörden müssen noch überzeugt werden, da ein solches Modell Unsicherheiten bezüglich der Abnahme schaffen könnte.
Kooperationen als Schlüssel zum Erfolg
Kooperationen zwischen europäischen Ländern und Unternehmen könnten der Schlüssel zur Lösung der derzeitigen Herausforderungen sein. Ein Beispiel dafür ist die Partnerschaft zwischen der französischen Naval Group und der norwegischen Kongsberg. Diese Zusammenarbeit könnte den Weg für den Verkauf von Fregatten an die norwegische Marine ebnen. Norwegen zeigt großes Interesse an den französischen FDI-Fregatten, die mit britischen, deutschen und italienischen Designs konkurrieren. Sollte Frankreich den Auftrag gewinnen, wäre eine Arbeitsteilung mit Kongsberg geplant. Solche Kooperationen könnten helfen, Marktanteile zu sichern und die europäische Werftindustrie zu stärken.
Die Konsolidierung der europäischen Werftindustrie ist eine komplexe Herausforderung, die sowohl strategische als auch wirtschaftliche Überlegungen erfordert. Die Vielzahl der Akteure und die unterschiedlichen nationalen Interessen erschweren eine einheitliche Strategie. Kooperationen und innovative Konzepte wie das „blank hull“ könnten jedoch neue Wege eröffnen. Wie wird sich die europäische Marineindustrie in den kommenden Jahren entwickeln, und welche Rolle werden politische Entscheidungen dabei spielen?
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Wieso hat Naviris nicht funktioniert? 🤔 Ich dachte, das wäre eine gute Lösung für die Überkapazität.
Interessanter Artikel, danke für die Einblicke! 🙏
Ich frage mich, ob eine Reduzierung auf 3-4 Werften realistisch ist. 🤨
Ein „blank hull“? Klingt nach einer cleveren, aber riskanten Idee!
Europa kann sich wohl nicht auf eine gemeinsame Strategie einigen… 🙄
Wäre es nicht sinnvoller, sich auf spezialisierte Werften zu konzentrieren?
Frankreich scheint wirklich viele kreative Lösungen anzubieten. Hut ab! 🎩
Sind politische Interessen nicht immer ein Hindernis für europäische Projekte? 😅
Warum hat sich Italien für größere Schiffe entschieden? Gibt es dazu mehr Details?
Ein sehr informativer Artikel, danke für die detaillierte Analyse!
Die Kooperation mit Kongsberg klingt vielversprechend. Hoffentlich klappt das! 🇳🇴