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Von einem Impfstoff zum anderen – bald Vierfachimpfung in Ungarn?

Lesezeit: 3 Minuten

Ungarn – Nachdem Ungarn als erstes europäisches Land (stolz) die dritte Injektion ab 1. August verkündet hat, könnte es bald das erste Land sein, das eine signifikante Anzahl von Vierfachgespritzten hat.

Die Ursache für diese Situation liegt diesmal nicht in so genannten medizinischen Erwägungen, sondern in verbleibenden so genannten geopolitischen Beweggründen, die auf die unterschiedliche Anerkennung von Impfstoffen in verschiedenen Ländern zurückzuführen sind.

Quelle: Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten

Mit dem Ziel, die Bevölkerung so schnell wie möglich zu impfen, hat die ungarische Regierung versucht, alle Arten von Impfstoffen zu bestellen, sowohl „westliche“ (Pfizer, AstraZeneca, Moderna, Janssen) als auch „östliche“ (Sinopharm, Sputnik V). Diese Entscheidung der ungarischen Regierung, die im Westen kritisiert wurde, ermöglichte es den ungarischen Behörden, die erforderlichen Mengen an Impfstoffen zu beschaffen, um ihre Impfpolitik so schnell wie möglich starten zu können.

Diese Fülle an Impfstoffen und die Ankündigung der bevorstehenden Einführung eines Impfpasses im Dezember 2020 sowie die Diskriminierung von nicht geimpften Personen haben dazu geführt, dass Ungarn im Frühjahr innerhalb kürzester Zeit – gleich hinter Malta – zum meist geimpften Land der Europäischen Union wurde.

Es ist jedoch festzustellen, dass die Bereitschaft, sich in Ungarn impfen zu lassen, inzwischen einen seit mehreren Monaten stabilen Höchststand von etwa zwei Dritteln der erwachsenen Bevölkerung erreicht hat.

Diese Politik des Erwerbs verschiedener Impfstoffe dürfte jedoch jetzt, in einer Zeit der teilweisen (und vermutlich vorübergehenden) Wiedereröffnung, einige Schwierigkeiten verursachen.

Eine Reihe von EU-Ländern erkennt die Sinopharm- und Sputnik-V-Impfstoffe nicht an. Das bedeutet, dass ungarische Impflinge, die damit geimpft wurden, von den Behörden einer Reihe europäischer Länder, darunter Frankreich, als nicht geimpft gelten.

Denn der europäische Impfpass (im Gegensatz zum ungarischen Impfpass, der die Form einer Karte in der Größe einer Scheckkarte hat) gibt an, mit welchem Impfstoff die Person geimpft wurde, und in Ländern, die einen bestimmten Impfstoff nicht anerkennen, kann ihr QR-Code daher von Lesegeräten zurückgewiesen werden. Während es Ungarn gelungen ist, sein Impfzertifikat in einigen Ländern – darunter in den Nachbarländern (Slowakei, Ukraine, Serbien, Kroatien, Slowenien, aber auch in der Tschechischen Republik) und in weiter entfernten Ländern (Bahrain, Zypern, Kasachstan, Türkei) – anerkennen zu lassen, können ungarische Geimpfte in anderen Ländern durchaus auf Schwierigkeiten stoßen.

Wahrscheinlich aufgrund dieser Überlegungen hat Ungarn die Bestellung des russischen Sputnik V eher diskret eingestellt, verfügt allerdings weiterhin über beträchtliche Bestände des chinesischen Sinopharm, vielleicht in der Hoffnung, dass die Gültigkeit dieses Impfstoffs früher oder später anerkannt werde, oder um China nicht zu verärgern, das in den letzten Jahren zu einem wichtigen Partner für Ungarn geworden ist.

Es sei auch darauf hingewiesen, dass Ungarn im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern nicht nur die sechs Impfstoffe anerkennt, die es seiner Bevölkerung verabreicht, sondern soeben auch den indischen Impfstoff „Covaxin“ anerkannt hat.

Zu den „pragmatischen“ (und somit nicht medizinischen) Argumenten für die Förderung der dritten Injektion in Ungarn gehört daher auch die Tatsache, dass man mit einer Dosis Pfizer zusätzlich zu beispielsweise Sinopharm oder Sputnik V einen voll anerkannten „Europapass“ erhalten könne.

Leider reicht eine einzige Injektion doch nicht aus, sondern sind zwei von der Europäischen Arzneimittelagentur anerkannte Injektionen erforderlich (außer bei Janssen, wo eine einzige Injektion ausreicht).

Es ist daher möglich, dass es in Ungarn in wenigen Wochen auch Vierfachgespritzte geben wird. Wenn am liebt, zählt man ja nicht

Mögliche Kombinationen

Für die dritte Injektion wird von den ungarischen Behörden also ein Impfstoffcocktail empfohlen. Die dritte Injektion wird sich somit von den ersten beiden unterscheiden. Hier sind die möglichen Kombinationen:

  • Diejenigen, die AstraZeneca erhalten haben, können als dritte Injektion Pfizer, Moderna oder Sinopharm erhalten;
  • Diejenigen, die Janssen erhalten haben, können als dritte Injektion Pfizer, Moderna oder Sinopharm erhalten;
  • Diejenigen, die Moderna erhalten haben, können die dritte Injektion erhalten: Sinopharm, Janssen oder AstraZeneca;
  • Diejenigen, die Pfizer erhalten haben, können als dritte Injektion: Sinopharm, Janssen oder AstraZeneca erhalten;
  • Diejenigen, die Sinopharm erhalten haben, können als dritte Injektion Pfizer, Moderna, AtraZeneca oder Janssen erhalten;
  • Diejenigen, die Sputnik erhalten haben, können eine dritte Injektion erhalten: Pfizer, Moderna oder Sinopharm.

Verfügbare Bestände

Laut Index waren Ende Juli in Ungarn folgende Impfstoffvorräte verfügbar:

  • 3.067.650 Sinopharm
  • 2.336.024 Pfizer
  • 1.325.638 AstraZeneca
  • 398.370 Moderna
  • 389.596 Janssen
  • 175.740 Sputnik V