Tschechien – Während die russische und die chinesische Regierung nach dem Sieg der Taliban ihre Vertreter in Afghanistan behalten, fliehen die Europäer und die Amerikaner in Panik und nehmen Afghanen samt ihren Familien mit. In Tschechien stößt die Einfuhr dieser Afghanen nach Prag – abgesehen von einigen dissonanten Stimmen – auf keinen heftigen Widerstand seitens der politischen Klasse.
Tschechische Regierungsflugzeuge sind dreimal von Kabul nach Prag geflogen und haben 195 Personen an Bord gehabt: 25 tschechische Diplomaten und 170 Afghanen.
Bei letzteren handelt es sich um Personen, die mit der tschechischen Regierung in Kabul kollaboriert haben, und deren Familien, einschließlich kleiner Kinder. In der tschechischen Presse werden diese Afghanen hauptsächlich als Dolmetscher bezeichnet. Seit 2002 war die tschechische Armee im Rahmen der NATO-Mission in Afghanistan vor Ort. Von 2002 bis heute waren 11.500 tschechische Soldaten in dem Land im Einsatz.
Normalerweise ist Tschechien eher restriktiv und unattraktiv für Asylbewerber aus außerhalb Europas. Seit 2011 und bis Ende letzten Jahres hat die Tschechische Republik 188 Anträge auf internationalen Schutz von afghanischen Männern, Frauen bzw. Kindern erhalten, was 1,5 % aller in diesem Zeitraum gestellten Anträge entspricht. Es ist jedoch davon auszugehen, dass die Zahl der Afghanen in Tschechien mit diesen Neuankömmlingen rasch ansteigen wird. Die tschechische Presse fragt sich jedoch bereits, wie viele dieser Afghanen im Land bleiben sollen, da einige bereits den Wunsch geäußert haben, lieber nach Deutschland weiterzuwandern, wo sie Verwandte haben, statt in Tschechien zu bleiben.
Die aus der Partei ANO und der ČSSD bestehende Regierungskoalition hat beschlossen, diese Umsiedlung zu unterstützen, die auch von der Mehrheit der Oppositionsparteien befürwortet wird. Die Stadt Prag hat sogar angekündigt, Wohnungen für diese neuen Einwanderer zur Verfügung zu stellen.
Eine Ausnahme im Chor der politischen Zustimmung bildet die Partei „Freiheit und direkte Demokratie“ (SPD) von Tomio Okamura. Auf seinem YouTube-Kanal sprach sich Herr Okamura deutlich gegen die Ankunft dieser Afghanen in Tschechien.
Der Vorsitzende von „Freiheit und direkte Demokratie“ betonte, dass die Tschechen nicht die Rechnung für die amerikanische Aggression und Invasion bezahlen wollen.
Nach Ansicht des SPD-Vorsitzenden kommen diese Afghanen aus einem völlig anderen Kulturkreis und respektieren die tschechischen Werte nicht, insbesondere was die bürgerlichen Freiheiten und das Verhalten gegenüber Frauen betrifft. Tomio Okamura enthüllte auch, dass diese afghanischen Mitarbeiter zwischen 1.500 und 3.000 Dollar pro Monat erhielten, was weit über dem Durchschnittsgehalt eines afghanischen Beamten liegt. Er ist der Meinung, dass Tschechien diesen Menschen nichts schulde bzw. dass ihnen ausreichend und umfassend geholfen worden sei.
Petr Pelikán, ein Experte für östliche Kulturen, der als Berater des tschechischen Ministerpräsidenten Andrej Babiš in Sachen Migration tätig ist, stimmt Tomio Okamura zu. Laut Petr Pelikán habe die tschechische Armee zwanzig Jahre Zeit gehabt, ihre eigenen Dolmetscher auszubilden. Wenn sie nicht in Tschechien bleiben wollen und dann z.B. in die USA weiterwandern, so übernehme die Tschechische Republik die Rolle eines Schleusers, so der Experte. Dieser Mann, der selbst mehrere Jahre in Afghanistan gelebt hat, gab der Zeitschrift Reflex ein Interview, in dem er erklärte, dass die Menschen in Europa ihre eigenen Werte auf Afghanistan projizieren, in der irrigen Annahme, dass sie universell seien. Ihm zufolge seien die Menschen in Afghanistan, die die Rechte der Frauen verbessern wollen, eine winzige Minderheit.
Die von der Tschechischen Republik beschäftigten Personen waren laut Pelikán eher Informanten als Dolmetscher.
Offensichtlich sollen sie keine gute Arbeit geleistet haben. Diese Menschen, die einen westlichen Lebensstil angenommen hatten, erzählten den Tschechen, was sie hören wollten, allerdings hatten sie keinen Bezug zu den Realitäten des Landes, das im Wesentlichen ein ländliches und konservatives Land ist, das Stammesbeziehungen pflegt.
Was für die Tschechische Republik gilt, trifft auch für andere europäische Länder zu, was diese Mitarbeiter anbelangt. Sie werden sich in die afghanische Diaspora einreihen, die versuchen wird, Druck auf die europäischen Regierungen auszuüben, damit diese ihre Türen für die vom neuen Regime unterdrückten Afghanen öffnen. In der Schweiz fordert die Linke die sofortige Aufnahme von 10.000 afghanischen Migranten. Die Behörden haben noch nicht nachgegeben. Das Vereinigte Königreich hat angekündigt, 20.000 Afghanen aufnehmen zu wollen. Die Rückführung von abgelehnten Asylbewerbern nach Afghanistan ist aufgrund der Wahrnehmung der Taliban-Regierung in Europa problematisch. Es ist an der Zeit, diese Wahrnehmung zu ändern, wenn wir nicht wollen, dass Parallelgesellschaften in den europäischen Ländern, auch in den noch relativ unberührten, immer mehr an Bedeutung gewinnen.