Dieser Artikel ist am 15. Dezember 2021 in der Magyar Nemzet erschienen.
Der Aufstand in Westungarn, der vor hundert Jahren, am 28. August 1921, ausbrach, hinderte Österreich daran, die ungarischen Gebiete, die ihm im Frieden von Saint-Germain versprochen worden waren, friedlich zu besetzen. Es war der Widerstand der Rongyos Gárda [Lumpengarde – eine 1921 gegründete paramilitärische Einheit ungarischer Nationalisten – AdÜ.] und anderer Trupps, der zu den Venediger Protokollen führte, wodurch die Zugehörigkeit von Sopron (Ödenburg) und acht Dörfern in der Region zu Österreich oder Ungarn vom Ergebnis einer Volksabstimmung abhängig gemacht wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg erschwerten die außergewöhnlichen Umstände, unter denen das amputierte und geplünderte kleine Ungarn überlebte, seine Erholung, während die Kleine Entente, die nach dem ersten Versuch einer monarchischen Restauration gegründet worden war, seine diplomatische Isolation nur noch verschlimmerte – die Kleine Entente wartete nämlich nur auf eine Gelegenheit, um auf dieses Restungarn mit aller Gewalt anugreifen.
Am 10. September 1919 schenkten die Pariser Friedensmacher in Saint-Germain dem sozialdemokratischen Österreich den westlichen Teil der Komitate Moson, Sopron und Vas aus dem noch warmen Körper Ungarns – einschließlich der Stadt Sopron und ihrer Umgebung, um die (damals noch aktuelle) Schaffung des geplanten Korridors westlich des Plattensees zwischen den Tschechoslowaken und den Südslawen zu verhindern. Die Sieger hatten jedoch auch eine andere Absicht, aus der sie kein Geheimnis machten: Indem sie das besiegte Österreich mit dem Burgenland beglückten, sollten sie es dazu bringen, den Anschluss an Deutschland abzulehnen.
Mihály Francia Kiss, Iván Héjjas, Pál Prónay. Drei gottesfürchtige und heimatliebende Ungarn, die bis zum Ende des Großen Krieges ehrenhaft gekämpft hatten – ihre Tapferkeit und ihr Kampfgeist brachten ihnen zahlreiche Auszeichnungen ein –, die die Schande des Zusammenbruchs erlebt und am eigenen Leib die Tyrannei der Roten erfahren hatten, die sie – aus leicht verständlichen Gründen – nicht mehr wollten – weshalb sie zu den blutigen Anführern dessen wurden, was später als „weißer Terror“ bezeichnet wurde. Die Geschichtsschreibung vor 1989 – und natürlich auch die heutigen „progressistischen“ linksliberalen Historiker – berichten nur über ihre antibolschewistischen Aktivitäten im Jahr 1919, wobei sie ihnen natürlich einen sehr verzerrenden Spiegel vorhalten, schweigen aber völlig über die Tatsache (oder erwähnen sie als Lappalie), dass derselbe Pál Prónay aus Tótpróna [heute Slovenské Pravno in der Slowakei – AdÜ.] und Blatnica, ein ehemaliger Offizier des 13. Jászkun-Husarenregiments, bekannt für die wasserdichte Mütze, die er trug, zusammen mit seinen oben erwähnten Kameraden den vor hundert Jahren ausgelösten Aufstand in Westungarn anführte und mühsam die Durchführung des Referendums erreichte, dessen Ergebnis darin bestand, dass Sopron und dessen Umgebung bei Ungarn bleiben sollten.
Nach Trianon mögen viele geglaubt haben, dass nach der Niederlage, Károlyis wahnhaftem pazifistischen Zirkus, den 133 blutigen Tagen der Rätekommune, den rumänischen, serbischen und tschechoslowakischen Besatzungen, die gleichbedeutend mit völliger Ausplünderung und Demütigung waren, und dem Trianon-Diktat, das der Nation die Kehle durchtrennte, nichts Schlimmeres mehr passieren könne. Dann kam das Jahr 1921, das das amputierte Königreich Ungarn, das von dem tapferen Miklós Horthy von Nagybánya angeführt wurde, vor neue Prüfungen stellte [„tapfer“ übersetzt vitéz, Teil des offiziellen Titels des Admiral Horthy – AdÜ.], diplomatisch völlig isoliert, wirtschaftlich, sozial und militärisch am Boden zerstört.
Den Erinnerungen des damaligen Außenministers Graf Miklós Bánffy von Losonc zufolge „ordnete der Friedensvertrag an, dass unmittelbar nach seiner Ratifizierung endgültige Grenzen in Kraft treten sollten. Die Serben sollten den uns verbliebenen Teil der Grafschaft Baranya räumen, während wir Österreich das Burgenland überlassen sollten. Diese Abtretung war besonders schmerzhaft. Die anderen Landesteile, die Trianon unseren Nachbarn zugestanden hatte, waren bereits am Ende des Krieges besetzt worden, und diejenigen, die sie in Besitz nahmen, hatten die ungarischen Würdenträger gleich nach dem Waffenstillstand vertrieben. – Die Situation im Burgenland war jedoch anders. Dort waren wir immer noch im Besitz. Es war an der ungarischen Regierung, zu handeln: Der Befehl musste von ihr kommen. Sie selbst musste ihren lokalen Behörden den Befehl zum Abzug erteilen. Es war, als hätte man jemandem die Hand abgehackt und ihm obendrein auferlegt, sie selbst auf einem Silbertablett anzubieten, ordentlich gewaschen, wie es sich gehört. Zu allem Überfluss war das Land, dem wir Sopron und dessen Umgebung überlassen mussten, kein Siegerland, sondern Österreich. Das hatte etwas furchtbar Demütigendes, eine Art höllischen Spott. Jahrhundertelang hatten die Ungarn gekämpft, um ihre Heimat gegen Österreich zu verteidigen. Und als die Entente das österreichische Kaiserreich zerstückelte, verlangte sie von uns, dass wir dem verbliebenen Österreich Land abtreten sollten, das immer unser Land gewesen war. Und sie verlangte es von uns, obwohl Österreich ein besiegtes Land war, genauso wie wir. Und das, obwohl es gerade unsere Verbindung mit Österreich war, die uns in den Krieg gestürzt hatte. In einen Krieg, den in Ungarn niemand wollte. […] Und jetzt, jetzt verlangten sie von uns, dass wir auf unserem angestammten Besitz Land an Wien abtreten sollten, das seit dem Haus Árpád immer ungarischer Besitz gewesen war. Diese Forderung war wirklich eine perverse Idee“.
Der aus Südsiebenbürgen geflohene Husarenhauptmann der Reserve Viktor Maderspach schrieb in diesem Zusammenhang, dass „Männer aus den Familien von Berufssoldaten keinen Irredentismus betreiben“ und dass „im Laufe des Monats August 1921 klar wurde, dass die ungarische Regierung die diplomatische Kampagne, die zur Rettung Westungarns gestartet worden war, verloren hatte. Es war an der Zeit, dass die Organisationen der Zivilgesellschaft in Aktion traten, um den Verlust dieser kulturell unersetzlichen Gebiete durch unser Vaterland zu verhindern.“
Die ungarische Regierung tanzte buchstäblich auf einer Rasierklinge: Sie hatte kein Recht, die Aufständischen – wenn überhaupt – heimlich zu unterstützen. Die Waffen der Rongyos Gárda stammten aus Österreich: Sie hatte sie im Sommer zuvor aus dem Waffenlager in Fürstenfeld mitgebracht, und dieses Arsenal, das in den Weilern rund um die Stadt Kecskemét aufbewahrt wurde, war im August 1921 per Paketpost nach Westungarn verschickt worden. Der Westungarische Bund (Nyugat-magyarországi Liga) und der Verein der Erwachten Ungarn (Ébredő Magyarok Egyesülete) wurden auf ausländischen Druck hin verboten, der Blutpakt mit dem Doppelkreuz (Kettőskereszt Vérszövetség) und andere irredentistische Organisationen und Vereine begannen zu mobilisieren, die Rongyos Gárda mobilisierte ihre Truppen ebenso wie der Jugendkreis (Ifjúsági Kör) in Sopron, der „Aufrufe zum Aufstand“ mit folgendem Text verteilte: „Lieber Freund! Das Vaterland ruft uns. Es gibt keinen Zwang. Wer kann, soll sich von sich aus und sofort in Sopron melden, wo wir für seine Unterbringung sorgen werden.“
Am 20. August 1921 kam es in Sopron zu einer Massendemonstration, da die tapferen Póncikters (ein deutscher Spitzname für die ungarischen Bauern – Bohn(en)züchter –, hauptsächlich Weinbauern, in der Gegend von Sopron – AdÜ.) sich weigerten, Sopron unter dem Namen Ödenburg zur Hauptstadt eines von den Österreichern zusammengeschusterten Burgenlandes zu machen. Nach den Erinnerungen von Ernő Träger „erhoben sich Hunderte von Fäusten, und in der Menge waren Stimmen zu hören, die Österreich verfluchten. Die Beauftragten der Entente-Mächte, innerlich erschüttert, sahen sich um und waren beeindruckt von der Treue und Verbundenheit, die die Menschen Ungarn entgegenbrachten.“ Da Sopron am 29. August an Österreich abgetreten werden sollte, waren die Büros der ungarischen Behörden geräumt worden und auch die Nationalarmee hatte sich zurückgezogen. Im Auftrag Ungarns sollte die Abtretung vom Regierungskommissar Graf Antal Sigray von Alsósurány und Felsősurány überwacht werden, während die öffentliche Ordnung vom II. Bataillon der Reservegendarmen unter dem Befehl von Major Ritter Gyula von Ostenburg-Moravek aufrechterhalten werden sollte.
„Sopron ist ein ungarisches Juwel, und das seit tausend Jahren“, „Sopron gehört den Sopronern“ – die Soproner hatten Recht und wandten sich daraufhin an Oberstleutnant Pál Prónay, den Kommandeur des I. Jägerbataillons, der den Vorfall wie folgt schilderte: „Mehrere Bürger aus Sopron, angeführt vom Bürgermeister [Mihály] Thurner, kamen zu mir in die Nádor-Kaserne in Budapest, um mir zu sagen, dass ich ihre letzte Honnung sei. – Bitte helfen Sie uns, Herr! Wir sollen Westungarn abtreten – das sind die vollendeten Tatsachen –, tun Sie etwas, lassen Sie uns wenigstens versuchen, Sopron zu retten. […] Als ich das hörte, ergriff ich sofort die notwendigen Maßnahmen, sowohl innerhalb des Bataillons als auch bei den mit ihm verbundenen irredentistischen Organen.“
Am 28. August überquerten die österreichischen Gendarmen die historische Grenze zwischen den beiden Königreichen, aber auf der Höhe des Dorfes Ágfalva (Agendorf) wurden sie von den „Lumpen“, angeführt von dem Infanteriefeldwebel Mihály Francia Kiss, dem Fliegerhauptfeldwebel Károly Kaszala aus Oszlány – der im Großen Krieg neun Luftsiege errungen hatte – und dem Husarenhauptmann Viktor Maderspach – dem Schrecken der rumänischen Soldaten – zurückgestoßen. Die Gendarmen – mit Hahnenfedermützen – von Major Gyula von Ostenburg-Moravek marschieren in Sopron ein, um die österreichische Besetzung der Stadt und ihrer Umgebung zu verhindern, während der Bataillonskommandeur dem Regierungskommissar Sigray erklärt, dass er nicht bereit sei, die Stadt zu übergeben und „Sopron nicht lebend verlassen werde“.
Die Aufständischen erobern Ágfalva und Brennbergbánya (Brennberg) zurück durch Kämpfe, in denen die verschiedenen Spezialeinheiten – insbesondere die Rongyos Gárda – mit ihren aus Patrioten und Antibolschewiken zusammengesetzten Truppen eine wichtige Rolle spielten: Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, die aus dem Großen Krieg hervorgegangen waren, Angehörige der ehemaligen Szeklerdivision (Székely Hadosztály) der republikanischen Armee, Bauern aus der Umgebung von Kecskemét, Kunszentmiklós, Gödöllő, Schüler des Lehrerseminars in Sopron, des Agrargymnasiums in Magyaróvár (Ungarisch-Altenburg), Studenten der Polytechnischen Universität in Pest, Flüchtlinge der Akademie in Selmecbánya [heute Banská Štiavnica in der Slowakei – AdÜ.], Gymnasiasten aus Kecskemét und Győr (Raab), sowie einige albanische und bosnische Aufständische, die ebenfalls an den Kämpfen teilnahmen.
Auf der Höhe von Sopron entfernten an mehreren Stellen die Männer des Reserve-Fliegerleutnants Iván Héjjas die Eisenbahnschienen, um die Ankunft der österreichischen Verstärkung zu verhindern. Der Aufstand in Westungarn, der an den Flüssen Lajta und Pinka begann, dauerte zwei Monate und verlief entlang einer 200 Kilometer langen Frontlinie, an der fünf „Aufstandsarmeen“ kämpften, die überall von ungarischen Eisenbahnern und Pfadfindern unterstützt wurden. Bei den Kämpfen in der Umgebung von Sopron fielen 24 Aufständische, während ein Aufständischer an einer Krankheit starb. Unter den gefallenen Helden befand sich auch ein Soldat des Ostenburger Ordnungsbataillons: Ferenc Pehm, ein Verwandter von József Pehm, der später Erzbischofprimas József Mindszenty werden sollte. Gyula Somogyvárys Roman És mégis élünk [„Und wir leben trotzdem“] verewigte unter anderem die Erinnerung an sie.
Die Aufständischen – die von den Österreichern als Banditen bezeichnet wurden, während die westliche Presse von Zivilisten, Aufständischen, Patrioten und Verteidigern ihres Landes sprach – leisteten einen Guerilla-Widerstand, stoppten den österreichischen Vormarsch in mehreren Schlachten – u. a. vor Ágfalva, Pinkafő (Pinkafeld), Alhó (Markt Allhau) und Burgóhegy (Burgauberg) – und riefen am 4. Oktober 1921 auf dem von ihnen kontrollierten Gebiet die Gründung des Staates Lajta-Banat (Lajtabánság) aus, an dessen Spitze sie Pál Prónay – unter dem Namen Pál Doborján – zum Ban wählten [alter ungarischer Adelstitel vom Südrand des Heiligen Römischen Reiches, der dem des Vizekönigs entsprach und ähnliche Funktionen wie die der gewählten Wojewoden erfüllte – AdÜ.]. Um die benötigten Einkünfte zu sichern, erhob dieser kurzlebige Staat mit einer Fläche von viertausend Quadratkilometern und einer Bevölkerung von 200.000 Einwohnern Zölle und gab Briefmarken heraus; allein schon durch ihre bloße Existenz unterstützte sie die ungarische Regierung bei der Verfolgung ihrer politischen Ziele, da nach dem zweiten gescheiterten Versuch einer monarchischen Restauration eine italienische Vermittlung Ungarn und Österreich in Venedig an den Verhandlungstisch brachte. Die ungarische Seite verpflichtete sich, die an die Aufständischen gefallenen Gebiete zu räumen. Im Gegenzug wolligte Österreich ein, dass über die staatliche Zugehörigkeit von Sopron und Umgebung ein Referendum abgehalten werden sollte.
Vom 14. bis 16. Dezember 1921 entschieden Sopron und acht Dörfer in seiner Umgebung – Ágfalva, Balf (Wolfs), Fertőboz (Holling), Fertőrákos (Kroisbach), Harka (Harkau), Kópháza (Kohlnhof), Nagycenk (Großzinkendorf) und Sopronbánfalva (Wandorf) –, dass sie keine österreichische Herrschaft wollten, sondern Untertanen der Heiligen Krone Ungarns bleiben wollten. So verdiente Sopron voll und ganz seinen Titel als Civitas fidelissima, der ihm gemäß dem Gesetz XXIX von 1922 (über die gesetzliche Verankerung des Gedenkens an das Referendum von Sopron) verliehen wurde, in dessen Präambel es heißt, dass : „Die Bevölkerung des Gebiets, auf dem die Volksabstimmung von Sopron stattfand, hat, als inmitten unruhiger Zeiten ihre Staatstreue auf die Probe gestellt wurde, anlässlich der Volksabstimmung ohne Unterschied der Sprache oder der Rasse den Beweis ihrer unerschütterlichen Treue zum tausendjährigen ungarischen Staat erbracht. Dieser Ausdruck der Verbundenheit und Treue hat in den Herzen aller Söhne des ungarischen Vaterlandes die Hoffnung auf eine glücklichere Zukunft und den ewigen Triumph der göttlichen Wahrheit gestärkt.“
Sopron wurde nicht zu Ödenburg, und, um den Regenten Miklós Horthy zu zitieren, „die Bevölkerung hat sich zu 75% für Ungarn ausgesprochen. Und, was vielleicht noch wichtiger ist: Ungarn hat sich dafür entschieden, die Revision auf friedlichem Wege zu erreichen, und ein erster Riss ist in der um sie herum errichteten Gefängnismauer aufgetreten.“
Zoltán Babucs
Forscher am Institut für Magyaritätsstudien.
Der Originaltext kann hier eingesehen werden.
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Von der Visegrád Post aus dem Ungarischen übersetzt.