Dieser Artikel ist am 16. Februar 2022 in der Magyar Nemzet erschienen.
Vor 65 Jahren, am 16. Februar 1957, starb Oberst Imre Reviczky in Budapest. Er war früher Bataillonskommandeur, wurde später zum Gerechten unter den Völkern erklärt und schließlich posthum zum General ernannt. Heute sind in Budapest sowie in den israelischen Städten Cfaat, Beet Shemes und Haifa Straßen nach ihm benannt.
Wer versucht, sich das Schicksal von Imre Reviczky unter der kommunistischen Diktatur vorzustellen, ist fassungslos, denn die Behandlung, die ihm zuteil wurde, wird immer unverständlicher und unerklärlicher. Sie wirft ein grelles Licht auf das schändliche Verhalten und die Niedertracht, die dieses bolschewistische System kennzeichneten, das unter der Ägide eines fiktiven Internationalismus funktionierte.
Die aufregendste und für ihn gefährlichste Zeit in Reviczkys Karriere – seine historische Mission – begann im Frühjahr 1943, als er zum Leiter des X. Siebenbürgischen Bataillons für gemeinnützige Arbeit (das aus 50 Arbeitskompanien bestand) ernannt und nach Nagybánya (Frauenbach) [heute Baia Mare in Rumänien – AdÜ.] geschickt wurde.
Was die Prämissen dieser Geschichte betrifft, so findet sich eine Schilderung bei dem Historiker István Deák, der in einer Ausgabe der Zeitschrift História von 2010 mit dem Titel „Tisztesség és becsület a II. világháborúban“ [Ehre und Integrität während des Zweiten Weltkriegs – AdÜ.] unter anderem schreibt: „Als die Front im Winter 1942 einbrach – als Soldaten und Zwangsarbeiter Seite an Seite in den gefrorenen Steppen am Ufer des Don starben –, ernannte der Regent [Miklós Horthy – AdÜ.] auf Drängen gemäßigter Politiker einen humaneren Verteidigungsminister, der die Offiziere anwies, die Deportierten nicht schlechter als die Soldaten zu behandeln. Die Ernennung von Oberstleutnant Imre Reviczky im Jahr 1943 zum Leiter des X. Siebenbürgischen Bataillons für gemeinnützige Arbeit (dem zwischen 30.000 und 50.000 Deportierte angehörten) spiegelte die Bemühungen der Regierung wider, eine Wiederholung der Gräueltaten des Vorjahres zu verhindern.“
An der Spitze dieses siebenbürgischen Bataillons der gemeinnützigen Arbeit rettete Reviczky etwa 20.000 Juden (vor allem aus Ungarn und Rumänien) vor der Deportation in die Lager. Er war sehr beeindruckt von der Radioansprache, die Regent Horthy zum Zeitpunkt seines Exfiltrationsversuchs am 15. Oktober 1944 ausgestrahlen lassen.
Im Geiste dieser Rede leitete der Oberstleutnant sofort konkrete Maßnahmen ein. In diesem Zusammenhang sollte der ehemalige deportierte Zwangsarbeiter Géza Schreier, ein überlebender Zeitzeuge, später schreiben: „Der Oberstleutnant sagte, was ihn betreffe, sei seine Ehre durch den Eid, den er dem Regenten geleistet habe, gebunden. Kraft dessen waren von diesem Augenblick an die Deportierten, die aufgrund unmenschlichen Zwangs unter seine Autorität gestellt wurden, freie Menschen.“
Von seiner Menschlichkeit inspiriert hatte der Kommandant des siebenbürgischen Bataillons für gemeinnützige Arbeit unter anderem den Befehl, die Juden in Waggons zu verladen, umgangen, indem er statt der Züge mit Menschen einen Zug mit Holz nach Budapest schickte – was er, wie alles andere auch, unter Lebensgefahr tat. Am 27. Februar 1945 wurde er von den Pfeilkreuzlern verhaftet, die ihn am 4. März in die Strafanstalt Sopronkőhida überstellten, aus der er am 29. März floh. Zu Fuß erreichte er die von sowjetischen Einheiten besetzte Hauptstadt, wo er sich am 19. April beim Verteidigungsministerium meldete, um seinen Dienst wieder aufzunehmen. Dort wurde er herzlich empfangen und bald darauf nach Mátészalka berufen, wo er einen Armeehilfsstab leitete.
Schon bald wurde er in Nyíregyháza zum Kommandeur der Militärregion Szabolcs-Szatmár ernannt und im Sommer 1947 zum Oberst befördert. Diese scheinbar beruhigende Situation dauerte bis Ende November 1949 an. Dann wurde der 53jährige Reviczky abrupt in den Ruhestand geschickt, doch er sollte seine Pension nicht lange beziehen: Die Zahlungen wurden ab dem 1. März 1952 eingestellt. Die von ihm eingelegte Berufung wurde abgewiesen.
Für den herzkranken Reviczky muss die Zeit von September 1953 bis Oktober 1956 besonders schlimm gewesen sein: In den Kellern der Brennstoffhandelsgesellschaft (ehemals Tüker) – so schrieb sein Sohn Ádám Reviczky – „war er es, der alle Eimer und Säcke schleppte, eine steile Treppe hinauf und hinunter, oft aus eigenem Antrieb, denn die anderen schienen ihm in noch schlechterem Zustand zu sein als er.“
Obwohl Imre Reviczky nicht zögerte, sein Leben für andere zu riskieren, vergingen viele Jahre, ohne dass jemand es wagte, sich für ihn einzusetzen. Mit einer Ausnahme: Eines Tages wurde die Journalistin Mária Ember, die 1974 ein Buch mit dem Titel Hajtűkanyar [„Nadelöhr“ – AdÜ.] über die Tragödie, die ungarische Juden 1944 in der Provinz erlebten, veröffentlichte, von einer Person besucht, die – zu Recht – von ihr erwartete, dass sie ihre Stimme in dieser Angelegenheit erheben würde.
Ádám Reviczky schreibt: „Als engagierte Chronistin dieser dunklen Jahre erzählte uns Mária Ember, dass sie einmal von einer Person besucht wurde, die ihr erzählte, dass in den Kellern der Firma Tüker in der Vörösmarty-Straße ein ehemaliger Oberst Kohleeimer abfülle und nach Hause liefere, obwohl es sich um einen Mann handle, der sich 1943 und 1944 für viele Verfolgte eingesetzt hatte, was ein naheliegendes Thema für eine Journalistin war. Sie hatte es nicht geglaubt. Sie hielt es für unmöglich, dass ein Mann, der sich in der Zeit der Katastrophe gegen die faschistischen Maßnahmen gestellt hatte, nun in einem Kohlenkeller arbeitete, sodass sie die angegebene Adresse nicht einmal aufgesucht hatte. Im Nachhinein bereut sie ihren Fehler sehr“.
Sechs Tage vor dem Ausbruch der Revolution, am 17. Oktober 1956, geschah das Wunder: Imre Reviczky erhielt erneut die Auszahlung seiner Oberstpension. Am 23. stürzte die Diktatur innerhalb weniger Augenblicke, doch Reviczky war schwer krank und sollte die folgenden turbulenten Tage und Wochen nicht lange überleben: Am 16. Februar 1957 nahm er im Alter von knapp 60 Jahren Abschied vom irdischen Dasein.
In Israel weihte der Verband der ehemaligen Zwangsarbeiter [A Volt Munkaszolgálatosok Szövetsége – AdÜ.] im Sommer 1957 in den Hügeln von Jerusalem einen Wald mit fünfzig Bäumen ein, der nach Imre Reviczky benannt wurde. Es folgte eine lange Reihe von Gedenkfeiern, Botschaften und Briefen von Überlebenden, in denen sie ihre Dankbarkeit zum Ausdruck brachten. 1965 zeichnete das Yad Vashem Museum in Jerusalem (die in Israel zuständige Gedenkbehörde für die Opfer und Helden des Holocaust) Reviczky posthum mit dem Titel Gerechter unter den Völkern aus; am 15. Dezember 1991 wurde er dann auf Empfehlung des Militärischen Gedenkkreises Nyíregyháza posthum zum Generalmajor befördert.
Attila Bánó
Schriftsteller und Journalist
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Von der Visegrád Post aus dem Ungarischen übersetzt.