Polen – Bei einer Zeremonie auf dem Piłsudski-Platz am Mittwoch übergab der polnische Präsident Andrzej Duda Sejm-Marschallin Elżbieta Witek einen Gesetzentwurf betreffend den Wiederaufbau des Sächsischen Palais (Pałac Saski), das im Dezember 1944 nach dem Warschauer Aufstand von der Wehrmacht geschleift wurde.
Ehemaliges Schloss der Kurfürsten von Sachsen, Könige von Polen
Im 17. Jahrhundert vom polnischen Aristokraten Jan Andrzej Morsztyn (1621-1693) – übrigens einer der größten polnischen Dichter seiner Zeit – initiiert wurde dieser Palast 1713 von August II. dem Starken (August II. Mocny), Kurfürst von Sachsen (1694-1733), König von Polen (1697-1706 & 1709-1733) und Großfürst von Litauen, erworben, der es als seine Residenz ausbauen ließ – Umbauten, die unter seinen Nachfolgern fortgesetzt wurden.
Vorsätzliche Zerstörung durch die Wehrmacht im Dezember 1944
Nach 1918, als Polen seine Unabhängigkeit wiedererlangte, beherbergte dieses riesige Gebäude das Hauptquartier der polnischen Armee. Unter den Palastkolonnaden wurde am 2. November 1925 das polnische Denkmal für den Unbekannten Soldaten enthüllt. Während der deutschen Besatzung im II. Weltkrieg wurde das Schloss von der Wehrmacht beschlagnahmt und 1944 zerstört. Das Grabmal des Unbekannten Soldaten (Grób Nieznanego Żołnierza) und ein Teil der Kolonnaden sind heute alles, was von diesem repräsentativen Gebäude im Zentrum der polnischen Hauptstadt übrig geblieben ist.
Der Wiederaufbau auch schon mal von Lech Kaczyński in Angriff genommen
Seit den 1970er Jahren entstanden mehrere Wiederaufbauprojekte, eine Idee, die bereits vor etwa 15 Jahren vom damaligen Warschauer Oberbürgermeister Lech Kaczyński wiederbelebt wurde. Allerdings beschloss Hanna Gronkiewicz-Waltz (PO), die ihn 2008 als Bürgermeisterin ablöste, das Projekt zu stoppen und dieses Budget für den Bau der Nordbrücke (seit 2011 Maria Skłodowska-Curie-Brücke) umzuwidmen.
Eine Investition, die Warschau wieder zu altem Glanz verhelfen soll
Seitdem bemüht sich die Stiftung Saski 2018 um die Wiederaufnahme des Projekts, das der polnische Präsident Andrzej Duda seit dem 11. November 2018 offiziell unterstützt. Kürzlich kündigte die Regierung im Rahmen des Programms „Neue Polnische Ordnung“ an, dass die Wiederaufbauarbeiten 2023 beginnen sollen. Und um dies zu verwirklichen, hat Andrzej Duda nun gerade einen Gesetzentwurf ins polnische Parlament eingebracht.
„Wir treffen uns in einem Moment von großer Bedeutung nicht nur für Warschau, sondern für die ganze Republik Polen; wir treffen uns aus vielen, vor allem historischen Gründen zu einer ganz besonderen Investition“,
so Andrzej Duda bei der Zeremonie auf dem Piłsudski-Platz vor dem Grabmal des Unbekannten Soldaten.
„Ich bin froh, dass sich Polen heute, nach Jahrzehnten, dieser Aufgabe annimmt und gleichzeitig das fortsetzt, was 2004 vom damaligen Warschauer Oberbürgermeister Prof. Lech Kaczyński begonnen wurde.
[…] Es ist ein riesiger finanzieller Aufwand [2,4 Mrd. Zloty, ca. 527 Mio. Euro, AdR.], aber es ist auch eine riesige Aufgabe symbolischer Natur […], die den Prozess des Wiederaufbaus der Hauptstadt abschließen muss […]
Wir beginnen eine Investition jenseits aller Lager, dank derer Warschau seinen alten Glanz wiedererlangen und seinen neuen Glanz genießen soll.“
„Ein Zeugnis für die Kontinuität unserer Geschichte“
Staatssekretär Wojciech Kolarski erklärte seinerseits, dass das „Sächsische Palais […] ein Teil der Erinnerung an das Warschau der Vorkriegszeit ist […und] ein Symbol der Zweiten Polnischen Republik darstellt“,
und sein Wiederaufbau wird ein „Zeugnis für die Kontinuität unserer Geschichte [und] ein Ausdruck des Aufbaus eines […] modernen Polens“ sein.
Abschließend drückte Ministerpräsident Mateusz Morawiecki die Hoffnung aus, dass dieses polnische Nationalprojekt zu einer „Zusammenarbeit zwischen den Parteien führen wird, die alle Polen vereint“ und dass das wieder aufgebaute Sächsische Palais „zum schlagenden Herzen der wiedergeborenen Dritten Republik Polen wird“.