Polen – Das Überlaufen eines PiS-Politikers an die Opposition hat eine Palastrevolution in der Woiwodschaft Schlesien (Südpolen) ausgelöst, wo die in Warschau regierende Partei mit 23 von 45 Sitzen bis eine einzige Stimme Mehrheit hatte.
Es war nämlich kein anderer als der Marschall (Präsident) der Landesregierung dieser Region an der Grenze zu Tschechien und der Slowakei – die früher Oberschlesien genannt wurde –, Jakub Chełstowski, der gerade beschlossen hat – zusammen mit drei weiteren Landtagsabgeordneten (Rafał Kandziora, Maria Materla und Alina Nowak) – der sozial-konservativen Partei Jarosław Kaczyńskis den Rücken zu kehren, sich der Opposition anzuschließen und eine neue Fraktion namens „Tak! Dla Polski“ (Ja! für Polen) zu gründen.
Herr Chełstowski begründete seinen Austritt aus der PiS unter anderem mit folgenden Worten:
„Es geht unter anderem um eine Frage der Politik gegenüber der Europäischen Union. Diese Anti-EU-Politik passt mir nicht.“
Infolgedessen wurde ein Mitglied der Bürgerplattform (PO), Marek Gzik – ein Wissenschaftler und Direktor des Europäischen Zentrums für innovative Gesundheitstechnologien (EHTIC) an der Schlesischen Technischen Universität in Gleiwitz – zum Landtagspräsident gewählt, wie die schlesische PO prompt via Twitter mitteilte:
„Professor Marek Gzik wurde zum neuen Landtagspräsident der Woiwodschaft Schlesien gewählt. Die PiS verliert die Macht in der Woiwodschaft Schlesien!“
Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Mehrheit aufgrund von politischen Überläufen in diesem Landtag ändert. Tatsächlich verfügte die PiS, die dort bei den Landtagswahlen 2018 nur 22 Sitze (von 45) erhielt, plötzlich über 23 Abgeordnete, nachdem sich am Tag nach den Wahlen ein gewählter Vertreter der Liste der Bürgerkoalition (KO), Wojciech Kałuża, von der liberalen progressiven Partei Nowoczesna (Moderne), ihr angeschlossen hatte, wodurch sie seitdem in der Woiwodschaft Schlesien regieren konnte.