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Tschechien und Slowakei: Dreißig Jahre einer gelungenen Scheidung

Lesezeit: 2 Minuten

Tschechien/Slowakei – Am 1. Januar 1993, drei Jahre nach der Samtenen Revolution, die 1989 beinahe 42 Jahre kommunistische Herrschaft in der Tschechoslowakei beendete, trennten sich die beiden konstituierenden Völker dieses multinationalen Staates, der ursprünglich im Oktober 1918 gegründet und im April 1945 wiedererrichtet wurde, einvernehmlich auf Initiative der Slowakei, deren Parlament unter dem Impuls von Vladimír Mečiar am 17. Juli 1992 eine Unabhängigkeitserklärung verabschiedet hatte.

Dreißig Jahre später muss man feststellen, dass diese „samtene Scheidung“ insgesamt das ist, was man eine erfolgreiche Scheidung nennen könnte, und sei es nur, weil diese beiden – kulturell sehr ähnlichen – Länder, die sich nicht immer gut verstanden, als sie in der Tschechoslowakei zusammenlebten, schließlich zu Nachbarn mit den bestmöglichen Beziehungen geworden sind.

So feierte die tschechische Hauptstadt am 1. Januar 2023 mit vielen Lichtern und Fahnen den 30. Jahrestag der ursprünglich unerwünschten Unabhängigkeit, wie der Prager Bürgermeister Zdeněk Hřib (Piraten) Ende Dezember erklärte: „Die Tschechische Republik wird diesen besonderen Jahrestag am 1. Januar begehen. Wir haben daher beschlossen, ihn auf subtile Weise zu begehen, indem wir Gebäude beleuchten und tschechische Flaggen in den Straßen von Prag tragen.“

Auf slowakischer Seite wies die Presse insbesondere darauf hin, dass die Slowakei – die im Gegensatz zu Tschechien den Euro eingeführt hat – ihren anfänglichen Rückstand gegenüber dem Nachbarland wirtschaftlich aufholt, während die beiden Staaten langfristig Österreich und Deutschland einholen werden, so die optimistischsten ihrer Politiker.

Für die Tschechen und Slowaken war die – gewollte oder ungewollte – Trennung nie ein Drama. So erklärte ein Anwohner der Grenze, der kürzlich von der BBC befragt wurde:

Dort drüben ist die Slowakei, aber für uns ist es fast derselbe Ort. […] Für mich ist alles gleich geblieben. Die Freunde, die Sprache – alles war gleich.“

Zusammenfassend lässt sich sagen, wie der slowakische Politologe Grigorij Meseznikov im Interview mit der Deutschen Welle erklärte:

Die Wahrnehmung der Slowaken über die Tschechen ist sehr positiv, was durch Meinungsumfragen bestätigt wird. Auch in der Tschechischen Republik werden die Slowaken als die Nation angesehen, die ihnen am nächsten steht.“

Ebenso wie ihre ungarischen und polnischen Partner seien Tschechen und Slowaken nun „gute Freunde“.