Ungarn – Anläßlich des Nationalfeiertags und drei Wochen vor den Wahlen beweist Viktor Orbán seine Popularität und seine Entschlossenheit, gegen ein „international organisiertes Netz“ zu kämpfen.
Am 15. März gedenkt Ungarn die Revolution von 1848/1849. Es ist für die Ungarn ein äußerst politischer Tag und traditionell organisiert jede Partei eine Veranstaltung mit ihren Anhängern.
Die verschiedenen Oppositionsparteien haben jeweils ein paar tausend Teilnehmer versammelt. Aber das Ereignis des Tages wurde zweifellos der „Friedensmarsch“.
Der Fidesz, die Partei Viktor Orbáns, organisierte diese „Fridensmärsche“ zwischen 2012 und 2014, um seine Popularität und seine Mobilisierungsfähigkeit zu beweisen. Der erste Marsch diente dazu, der Europäischen Union den Rückhalt zu zeigen, den Viktor Orbán in Ungarn genoß, während er über die neue Verfassung verhandeln sollte. Aber seit 2014 war kein Friedensmarsch organisiert worden.
Der heurige Marsch wurde zum meistbesuchten: trotz des Regens demonstrierten um die 200.000-500.000 Personen in Budapest um ihre Unterstützung für Viktor Orbán zu bekunden. Wie eine regelrechte Machtdemonstration in Richtung der Unentschlossenen, der Opposition und des Auslands ging der Marsch der – nach einem Aufruf des Polemikers und Moderators Zsolt Bayer versammelten – Anhänger Viktor Orbáns – auf dem Platz vor dem Parlament zu Ende, wo der ungarische Ministerpräsident seine 15. März-Rede hielt.
Vor dem Start erklärte Zsolt Bayer, eine historische Figur des Fidesz und des ungarischen Fernsehens, dass die Teilnehmer diejenigen sind, die noch wissen, was „Gott, Nation und Vaterland bedeuten, die wissen, was Familie ist und was Kinder bedeuten und beide Geschlechter erkennen: Frau und Mann“.
Hier sind die Hauptpunkte der Rede Viktor Orbáns am 15. März 2018:
Gleich am Anfang seiner Rede begrüßte Viktor Orbán die Teilnehmer und ganz besonders die Hunderten von anwesenden Polen, und erinnerte dabei an die starken und alten Verbindungen zwischen Polen und Ungarn. Für den ungarischen Ministerpräsidenten ist die Stärke beider Länder eine Garantie jeweils für das andere. In diesem Sinne „ist der heurige Friedensmarsch nicht nur eine nationale Angelegenheit, sondern ist es ebenfalls eine Unterstützung für Polen“.
„Bei den Wahlen in drei Wochen geht es nicht darum, für die vier kommenden Jahre abzustimmen […] die Zukunft des Landes liegt auf dem Spiel“. Für Viktor Orbán sind seine Anhänger die Erben der Freiheitskämpfer von 1848/49. Viktor Orbán erinnerte daran, dass seine hinter ihm versammelten Anhänger seit dreißig Jahren zahlreiche und wichtige Kämpfe geführt haben, und kündigte an, dass „der größte Kampf noch kommen wird“, denn „man will uns unser Land wegnehmen,“ so Orbán.
„Sie wollen, dass wir innerhalb einiger Jahrzehnten und freiwillig unser Land anderen übergeben. An Fremde, die aus allen Ecken der Welt kommen, unsere Sprache nicht sprechen, und unsere Kultur, unsere Gesetze und Lebensweise nicht respektieren. Sie wollen die unsrigen durch die ihrigen ersetzen. Sie wollen, dass in Zukunft nicht wir und unsere Nachkommen hier leben, sondern andere. Und ich übertreibe nicht,“ sagte der ungarische Ministerpräsident, der daraufhin die Lage in Westeuropa erklärte und diese als ein Gegenbeispiel darstellte.
„Diejenigen, die die Einwanderung vor ihren Grenzen nicht stoppen, werden verschwinden“. Gemäß Viktor Orbán, „versuchen externe Kräfte und internationale Mächte das alles uns aufzuzwingen“. Für ihn sind die Wahlen am 8. April eine gute Gelegenheit für diese Kräfte, ihren Plan gelten zu lassen. „Wir wollen nicht bloß eine Wahl gewinnen, sondern auch unsere Zukunft“.
„Europa, und darin Ungarn, ist zu einem kritischen Punkt angekommen: noch nie gingen die patriotischen und die internationalistischen Kräfte dermaßen auseinander“. Für den starken Mann in Budapest gibt es eine Oposition zwischen Millionen von Patrioten und Demokraten einerseits und den globalistischen und antidemokratischen Eliten andererseits.
„Wir müssen uns mit einer Bevölkerungsbewegung befassen, die unsere Lebensweise bedroht. […] Es sind nicht die schwachen und kleinen Parteien der Opposition, die wir bekämpfen müssen, sondern ein als echtes Imperium international organisiertes Netz. Von ausländischen Konsortien und heimischen Oligarchen unterstützte Medien, bezahlte Aktivisten, Agitatoren, von internationalen Spekulanten finanzierte NGOs, alles, was der Name Soros darstellt und verkörpert“.
In einer martialen Rhetorik betrachtet Viktor Orbán die Opposition in ihrem Ganzen als objektive Verbündete von George Soros und dessen Interessen.
„Europa wird gestürmt. Wenn man nichts tut, werden es Millionen und Abermillionen sein, die aus Afrika und dem Mittleren Osten nach Europa kommen“. Viktor Orbán lehnt die westeuropäische Passivität und warnt Europa vor der kommenden afrikanischen Demographie. „Brüssel verteidigt Europa nicht,“ sagte Herr Orbán mit Nachdruck und betonte den Willen Brüssels, im Gegenteil diese Einwanderung fördern zu wollen.
„Nach der Wahl werden wir Wiedergutmachung einfordern: moralisch, politisch und juristisch“. Für die Opposition klang dieser Satz wie eine Bedrohung.
„Wie unsere Vorfahren zurecht sagten, hat ein feiges Volk kein Vaterland. […] Wir haben immer gekämpft und am Ende haben wir immer gesiegt. Wir haben den Sultan und dessen Janitscharen fortgejagt; wir haben die Habsburger und deren Soldaten bzw. die Sowjets und deren Kameraden fortgejagt, und jetzt werden wir George Soros und dessen Netzwerke fortjagen. Wir bitten ihn nach Amerika zurückzukehren und sich eher um die zu kümmern!“
Auf die Einwanderung zurückkommend erklärte Viktor Orbán, dass ein einziger Fehler fatal wäre: „wenn der Damm bricht, dann wird die Invasion stattfinden und die kulturelle Okkupation wird unumkehrbar sein“.
Zum Schluß wandte sich der ungarische Ministerpräsident an die Jungen um ihnen zu sagen, wie wichtig es sei, eine Heimat zu haben. „Junge Leute, das Vaterland braucht Euch, kommt und kämpft daher dafür mit uns, damit an dem Tag, wo Ihr die Heimat braucht, diese auch da sei für Euch!“
Die Rede wurde mit dem Rezitieren – und nicht mit dem Singen – der Nationalhymne – die eigentlich ein Gebet ist – sowie mit einem Aufruf zum Kampfe beendet.