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Die Magyar Nemzet ist die größte Tageszeitung Ungarns. Die 1938 gegründete Magyar Nemzet (dt. Ungarische Nation) ist eine führende Zeitung der Konservativen und steht der Regierung von Viktor Orbán nahe.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Artikel ist am 9. März 2021 in der Magyar Nemzet erschienen.

Der deutsche Fernsehsender hat einen im Budaer Burgviertel gedrehten Bericht beim Schnitt mit diffamierenden Absichten manipuliert.

In einem gegen Ungarn gedrehten Propagandavideo manipulierte die Deutsche Welle die Aussagen von Vertretern der ungarischen Zivilgesellschaft. Von Magyar Nemzet befragt, behauptete der Sprecher des Senders, dass seine Kollegen auch die Meinung des regierungsfreundlichen Lagers eingeholt hätten, ohne jedoch eine Antwort zu erhalten – ein Detail, das der Bericht seltsamerweise nicht erwähnt.

Das vom öffentlich-rechtlichen Sender Deutsche Welle (DW) im Budaer Burgviertel gedrehte Video ist eine Ansammlung von ethischen Fehlern, in denen die Aussagen mehrerer Redner für die Propagandazwecke des Senders missbraucht werden. Wie wir bereits berichtet haben, versucht der Film, der sich den laufenden Bauarbeiten im Burgviertel (Várnegyed) widmet, explizit eine Parallele zwischen der Gegenwart und den letzten Tagen des Horthy-Regimes (die neben anderen tragischen Ereignissen durch die Deportation vieler Juden gekennzeichnet waren) zu ziehen.

Die Worte Tamás Wágners, der für diesen Bericht auf der Deutschen Welle sprach, wurden zudem auf Deutsch synchronisiert, so dass die Originalaussage, die er auf Ungarisch machte, oft nicht zu hören ist. Es stellte sich heraus, dass die Vorgehensweise der DW wohl Absicht war, da sie in diesem Segment tatsächlich Aussagen von Wágner wiedergab, die er gar nicht gemacht hat. Dieser Anwohner, ein ehemaliger Mitarbeiter der MTI (Ungarische Staatliche Nachrichtenagentur), antwortete auf die Fragen von Magyar Nemzet, dass er nur über die laufenden Bauarbeiten an der Budaer Burg und die damit verbundenen Schwierigkeiten für den Verkehr gesprochen habe. Er bezeugte auch die Tatsache, dass die Ankunft von Delegationen zu einem Staatsbesuch oft zur Sperrung von Straßen führt, was manchmal auch störend für Autofahrer und Fußgänger ist.

Falscher Gebrauch von Wörtern

Das Video suggeriert hingegen, dass Wágner noch viel mehr gesagt hätte, indem seine Worte zur Veranschaulichung direkt an Passagen angehängt wurden, in denen Márta V. Naszályi (Bezirksvorsteherin des Burgviertels und Mitglied der gleichen links-ökologischen Partei wie der Budapester Bürgermeister, Gergely Karácsony) eingreift, und stellte ihn als „einen Anwohner vor, der ebenfalls tief betrübt über diese Entwicklungen“ sei. V. Naszályi hatte gerade behauptet, dass die ungarische Regierung „sich die Gebäude aneignet, die Eigentum der Stadt sind“, und gleichzeitig die falschen Botschaften an die Gesellschaft sende, und dass sie ihrerseits das Burgviertel nicht in einem Zustand sehen möchte, der an 1944 erinnere. – „Diese autoritäre, diktatorische Regierung hat eine Entscheidung getroffen, die den Interessen der Gesellschaft zuwiderläuft“, sagte Gergely Karácsonys Parteigenossin zum Schluß.

Tamás Wágner taucht auch in der zweiten Hälfte des Videos auf, in der der ehemalige MTI-Journalist im Treppenhaus auf einen seiner Nachbarn, János Marti, stößt, der sagt, dass „man heutzutage nicht mehr weiß, was im Land vor sich geht“, und dass er und seine Frau jüdischer Herkunft, „müde vom Blödsinn der Orbán-Regierung auf der Budaer Burg“, beschlossen haben, in ein anderes Viertel zu ziehen.

Shoah-Syndrom

„Hätten die Juden damals gewusst, was auf sie zukommt“, fährt er fort, „wären sie nicht in den Zug gestiegen.“ Und er fügt noch hinzu, dass er hoffe, in solche Züge nicht steigen zu müssen. Zu den Äußerungen seines Nachbarn sagte Wágner gegenüber Magyar Nemzet, er sei davon sehr überrascht, auch wenn er zufällig weiß, dass dessen Frau „wahrscheinlich am Shoah-Syndrom leidet“. Sie hat wirklich Angst: Ihre Mutter wurde während des Zweiten Weltkriegs in ein Konzentrationslager deportiert. Dies sind Symptome, die bei vielen Holocaust-Überlebenden der ersten Generation zu beobachten sind, und angesichts des Schocks, den sie erlitten haben, ist dies durchaus verständlich. Seitdem ist das Paar tatsächlich aus dem Burgviertel ausgezogen.“

Schließlich verriet er auch, dass der Eindruck des Zufalls, den die gefilmte Begegnung erweckte, irreführend war: Die Deutsche Welle hatte ihn zuvor angerufen, angekündigt, dass sie im Burgviertel filmen würden, und ihn gefragt, ob er bereit wäre, ihre Fragen zu beantworten. Wágner hatte zugestimmt, sie aber darauf hingewiesen, dass er als Anwohner ausschließlich über die Lebensbedingungen und die direkten Folgen der laufenden Bauarbeiten sprechen wolle. Er sagte uns auch, dass er keinerlei Beziehung zu Frau V. Naszályi habe. Wir haben auch mehrere Fragen an Frau Naszályi im Zusammenhang mit ihren Äußerungen im deutschen Bericht geschickt, aber bei Redaktionsschluss hatten wir die Antworten der Bezirksvorsteherin noch nicht erhalten. Als wir sie telefonisch kontaktierten, erwähnte sie den bevorstehenden Beginn eines Zeitfensters für einen öffentlichen Empfang, das sie zur Verfügung stellen muss, um uns an ihren Kommunikationsdirektor weiterzuleiten. Unter anderem hätten wir gerne gewusst, warum sie der Meinung war, dass die Regierung plane, den Bezirk in den – sehr genauen – Zustand vom März 1944 zurückzuversetzen, und wo sie in offiziellen Dokumenten und Kommuniqués Beweise für solche Absichten gefunden habe.

Die gegnerische Partei wurde ignoriert

– „Anfragen der DW für Interviews mit Verantwortlichen [des regierungsfreundlichen Lagers] wurden abschlägig beschieden oder nicht beantwortet.“ – war die Antwort von Christoph Jumpelt, dem Sprecher der Deutschen Welle, gegenüber Magyar Nemzet, als wir ihn fragten, warum in ihrem Bericht über Budapest nur Oppositionspolitiker und Gleichgesinnte zu Wort kamen. Als wir ihn jedoch fragten, wer diese Verantwortlichen waren, die von seinen Kollegen kontaktiert wurden, beantwortete er die Frage nicht. (Der über vier Minuten lange Bericht erwähnte die Tatsache nicht, dass Vertreter der Regierungsparteien kontaktiert worden seien).

– „Der Bericht wurde für unser internationales Publikum produziert und nicht spezifisch für ein Zielgebiet. Daher wird das Thema so erklärt, dass es auch für Zuschauer ohne Vorwissen verständlich wird. Unser Bericht basiert auf Fakten und gibt Personen, die mit dem Projekt vertraut sind“, antwortete Jumpelt abwehrend; ferner reagierte er verwirrt, als wir fragten, ob sein Sender eine interne Untersuchung der voreingenommenen Geschichte und ihres vorinszenierten Dialogs einleiten würde, oder ob sie einer weiteren Qualitätskontrolle unterzogen würde.

Da dieser Bericht über das Burgviertel den Ton angibt, bereitet sich die DW – Presseberichten zufolge – darauf vor, im April mit regelmäßigen Sendungen in Ungarn zu beginnen, wenn auch nicht in Form eines traditionellen Senders. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte uns diese Information: Die Inhalte werden auf YouTube und in sozialen Netzwerken angeboten. Er wollte unsere Hypothesen jedoch nicht bestätigen, als wir ihn fragten, ob – wie in einigen Presseartikeln behauptet – die Weitergabe und Verbreitung dieser Inhalte in Ungarn unter anderem Titeln der ungarischen linksliberalen Presse wie den Websites 24.hu, Hvg.hu, Telex und dem Fernsehsender ATV anvertraut werden würde; um seine Antwort zu zitieren: „Einige Medien in Ungarn“ werden journalistische Inhalte der DW übernehmen – Es werden aktuell noch Gespräche geführt.

Inzwischen hat die Ungarische Nationale Medienunion (Magyar Nemzeti Médiaszövetség) die DW dafür verurteilt, dass sie ein neues Propagandavideo über Ungarn in Auftrag gegeben hat, das diesmal die Grenzen der Deontologie und Ethik überschreitet.

 

András Kárpáti -László Szőcs

Von der Visegrád Post aus dem Ungarischen übersetzt.