Dieser Artikel ist am 4. April 2021 in der Magyar Nemzet erschienen.
In den Kolumnen der Magyar Nemzet sprechen wir oft über die vom deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen geschaffene Parallelrealität – ein bezüglich verschiedener politischer Themen verzerrtes Bild der Realität, das Millionen von Zuschauern zu sehen gezwungen sind. Das letzte denkwürdige Beispiel dieser Serie war die einseitige Reportage, die die Deutsche Welle im Budaer Burgviertel gedreht hat. Aber gerade über das eigene Land bekommen die deutschen Zuschauer die größte Dosis an Verzerrung. Im ZDF hat diese Massenverdummung in dieser Woche solche Ausmaße angenommen, dass selbst die ZDF-eigene Krimisendung darüber hinwegtäuscht.
Aber lasst uns die Dinge in Ordnung bringen! Die deutschen Krimifilme erhalten ihre größten Aufträge vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen, das bis heute sehr produktiv ist und sich nicht nur auf die Veröffentlichung der „Tatort“-Reihe beschränkt. Einige dieser Serien sind oft als pädagogische Fabeln von öffentlichem Nutzen konzipiert. Zum Beispiel, damit der deutsche Bürger Mitgefühl für den armen Asylbewerber empfinde, der von allen abgelehnt werde und den die herzlosen Behörden nun gerne nach Hause schicken würden, ohne aber so schwindlig zu werden, dass er ein neues Opfer für die Betrüger liefere, die – die Schwachstellen einer vereinsamten Gesellschaft ausnutzend – ihnen entweder Enkelkinder oder Ehen anbieten. Der bekannte Krimiautor Lars Becker hat in der neuesten Folge der Serie „Nachtschicht“, die in Hamburg spielen soll, ein Kunststück der Demagogie vollbracht, das dem ZDF mit 6,29 Millionen deutschen Zuschauern den ersten Platz in der Montagabend-Primetime eingebracht hat.
Es gibt keinen Kriminalfilm ohne eine Gruppe von Guten und eine Gruppe von Bösen. Zwei der guten Jungs – Tülay Yildirim und Lulu Koulibaly – sind Frauen, die zusammen mit – haltet euch fest! – Ömer Kaplan den Ermittlungsstab (allesamt Einwanderer der zweiten Generation) einer Polizeistreife in Hamburg bilden. Die Bösewichte sind die Anführer des örtlichen Ablegers einer Partei, die als rechtsextrem dargestellt wird – und deren Ähnlichkeit mit der AfD durchaus frappierend ist – oder eine Neonazi-Gruppe, der diese Partei als Deckmantel dient: Amateure von illegalen Schießübungen, die „88“-Tätowierungen tragen (was in Neonazi-Codes „Heil Hitler!“ bedeutet). Dass die deutsche Polizei ihren Fall Ausländern namens Ömer, Tülay und Lulu anvertraut hat, finden die Bösewichte extrem politisch unkorrekt. Das Opfer ist ein übergewichtiger, aggressiver Neonazi namens Dexter (lateinisch für „rechts“), der – angeblich in Notwehr – von einem Einwanderer namens Mübariz Pettekaya erschossen wird, der zufällig der hart arbeitende Manager eines Fast-Food-Restaurants ist. Der Fall ist kompliziert – Becker weiß, wenn er will, damit umzugehen; nur macht er die Figuren schematisch. Und er weiß, warum er das tut: Die Botschaft – unvermeidlich in jeder Bildungsfabel – ist, dass der Widerstand gegen Einwanderung eine Form von Rassismus ist, dass Einwanderer das gleiche Leben führen, sich gleich verhalten und gleich fühlen wie einheimische Deutsche, von denen sie sich nur durch die Hautfarbe und den exotischen Klang ihrer Namen unterscheiden. Und wenn Sie ein Rassist sind, sind Sie de facto im Bunde mit den Neonazis. In diesem Weltbild bleibt die Schaffung von Parallelgesellschaften vollkommen unsichtbar, ebenso wie die Vereinnahmung von Sozialhilfe, rechtsfreie Räume, islamistische Anschläge, Imame, die zu Straftaten aufrufen, Burkas und antisemitische Übergriffe am helllichten Tag.
Ein ganz anderes Bild von Migranten wird dagegen in der ZDF-Krimisendung „Aktenzeichen X Y… ungelöst“ gezeichnet. Diese monatliche Sendung ist kein pädagogisches Märchen: Sie ermutigt die deutsche Bevölkerung, an der polizeilichen Aufklärung von realen Kriminalfällen mitzuwirken. Hier sind die Einwanderer nicht die Hüter der Ordnung, sondern stehen eher auf der Seite der Diebe. Bewaffnete Raubüberfälle und Betrügereien sind zahllos, und ihre Opfer sind typischerweise aus der deutschen Mittelschicht – oft alte Menschen, die sich nur begrenzt wehren können. Bei der Bitte um Hilfe aus der Bevölkerung ist die Polizei gezwungen, Profile zu erstellen: In der Beschreibung von Verdächtigen finden sich immer wieder Ausdrücke wie „deutsch sprechend mit ausländischem Akzent“, oder „südländisch aussehend“.
Was die Kriminalitätsstatistiken betrifft, so gleichen sie einer kalten Dusche. Während der Ausländeranteil an der Gesamtbevölkerung in Deutschland bei etwa 12% liegt, beträgt ihr Anteil bei den Straftätern fast ein Drittel, bei Gewalttaten sogar 40%. Fast die Hälfte der Insassen bayerischer Gefängnisse sind Nicht-Deutsche, und in diesen Zahlen sind Zuwanderer, die bereits die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben, nicht enthalten. Diese Integrationsprobleme zeigen sich auch in der Arbeitswelt, die die Basis der deutschen Wirtschaft und Gesellschaft bildet. Die Arbeitslosenquote von Menschen mit Migrationshintergrund ist zweieinhalb Mal so hoch wie der nationale Durchschnitt.
Daher sind viele Deutsche empfänglich für einen Diskurs, der von der politischen Korrektheit abweicht. Millionen von Lesern haben das Buch des Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin mit dem Titel „Deutschland schafft sich ab“ verschlungen, das eine vernichtende Kritik an der Zuwanderung enthält. Er fordert insbesondere, dass Zuwanderer die deutschen Gesetze und die deutsche Lebensweise respektieren. Im vergangenen Jahr wurde Sarrazin nach langem Kampf aus der SPD ausgeschlossen. Die deutsche Elite – einschließlich des ZDF – ist eifrig darauf bedacht, jeden Anti-Immigrations-Diskurs jenseits eines „Cordon sanitaire“, der ihn aus der öffentlichen Debatte ausschließt, als Domäne der extremen Rechten zu halten. Aber bei der letzten Bundestagswahl haben über fünf Millionen Bürger die AfD gewählt. Und doch ist die Zahl der Neonazis mit „Heil Hitler!“-Tattoos mindestens eine Größenordnung kleiner – während es auf der Seite der Bösen weit mehr Ömer gibt als auf der anderen Seite.
Im Moment drängt die Pandemie das Thema Migration in den Hintergrund – aber es wird ja nicht immer eine Pandemie geben.
László Szőcs
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Von der Visegrád Post aus dem Ungarischen übersetzt.