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Europa – Welche Auswirkungen hat die Coronavirus-Pandemie auf das Ideal des Wohlfahrtsstaates in Europa? Ganz einfach: Die Corona-Epidemie zerstört den Mittelstand und spielt den Superreichen massiv in die Hände. Während die Besitzer von mittleren und kleinen Geschäften, Unternehmen, Restaurants oder Hotels ruiniert werden, werden diejenigen, die auf die eine oder andere Weise von der exponentiellen Expansion riesiger Monopolisten in den Bereichen Big-Tech, Big-Data, Big-Pharma, Massenversorgung und Transportwesen profitieren, von Tag zu Tag reicher – eine Dynamik, die bereits vor der Covid-Krise offensichtlich war, welche als bloßer Katalysator bereits bestehender Tendenzen betrachtet werden muss. Sobald das Ende der Lockdowns erreicht ist, wird der Mittelstand ruiniert sein, und die Unternehmer werden entweder ihr Hab und Gut verkaufen müssen und bestenfalls zu bloßen Angestellten der neuen Eigentümer werden, oder sie werden endlose staatliche Subventionsschleifenin Anspruch nehmen müssen, um knapp über der Grenze des Bankrotts und damit in Abhängigkeit vom Staat existieren zu dürfen.

So oder so wird die Zeit einer Gesellschaft, deren Identität auf der Existenz einer großen, unabhängigen und stolzen Mittelschicht beruhte, vorbei sein, zumindest in Westeuropa, dessen Wirtschaft viel stärker vom Lockdown betroffen ist als die des Ostens.

Das bedeutet auch, dass das alte Wohlfahrtssystem grundlegend umgestaltet werden muss.

Ich erwarte bald eine drastische Vereinfachung des alten Sozialstaats durch die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens, das auch das Arbeitslosengeld, die Familienzulagen und die Renten ersetzen wird, was natürlich für viele Menschen vor allem der Mittelschicht zu einer drastischen Kürzung ihrer Leistungen führen würde.

Und noch schlimmer: Um diese enormen Ausgaben zu bezahlen und die vom Lockdown betroffenen Sektoren am Leben zu erhalten, wird der Staat weiterhin Geld drucken müssen, was nicht nur zu dessen allmählichen Entwertung und damit zur indirekten Enteignung kleiner Vermögen führen wird, sondern auch zu einer zunehmenden Verschiebung von einer liberalen Marktwirtschaft hin zu einer Planwirtschaft – „geplant“ zumindest für die große Mehrheit der Bürger, die auf die eine oder andere Weise von staatlichen Zuweisungen abhängig sind…

Es ist schwer vorherzusagen, in welchen Schritten sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren vollziehen wird; aber egal, ob wir einen Zusammenbruch oder eine langsame Transformation erleben werden, am Ende werden wir zumindest in Westeuropa und den USA eine Gesellschaft vorfinden, die auf einem sozialen und wirtschaftlichen Modell basiert, das ich einmal „Milliardärssozialismus“ genannt habe. Auf der einen Seite wird es eine große Masse von Menschen geben, die nur dank staatlichem Grundeinkommen überleben und gezwungen sind, hart zu arbeiten, um ihren Lebensstil etwas zu verbessern und so das Geld zu verdienen, das nötig ist, um das Rad des Kapitalismus am Laufen zu halten. Auf der anderen Seite werden wir eine sehr kleine Kaste von Milliardären aus Big Tech, Big Data, Big Pharma und anderen Monopolen finden, die in struktureller Symbiose mit einem politischen System existieren wird, das sich zwar weiterhin als demokratisch ausgeben wird, in Wirklichkeit aber eher oligarchisch und technokratisch ist – eine Situation, die sich morphologisch nicht so sehr von dem unterscheidet, was wir bereits jetzt in China kennen.

Und wie in China werden die Digitalisierung der Gesellschaft und Revolutionen wie das Sozialkreditsystem, der Transhumanismus, die Abkehr vom Bargeld und die Einführung von künstlicher Intelligenz ein Aufbegehren gegen ein solches System extrem erschweren, zumal die Bevölkerung einer systematischen sozialen Atomisierung durch Masseneinwanderung, die Zerstörung der natürlichen Familie, die Konsumkultur, die Doktrin der politischen Korrektheit und die Ausrottung des Christentums unterworfen werden wird.

Oligarchische Systeme sind jedoch grundsätzlich instabil, und während die Gesellschaft Westeuropas durch die oben skizzierte Entwicklung bereits weitgehend geschwächt ist, gibt es im Osten, etwa in Polen oder Ungarn, noch kohärente und solidarische Gemeinschaften, die denjenigen im Westen, die sich nicht an die neue Ordnung halten, als Vorbild und Inspiration dienen könnten. Konfliktherde sind also vorprogrammiert, sowohl intern als auch extern, trotz der von den Regierungen eingerichteten Kontrollsysteme. Daher wird es früher oder später zu gewaltsamen Zusammenstößen kommen,sei es zwischen konkurrierenden Oligarchen, sei es zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen in Europa, sei es zwischen den neu entstehenden Imperien wie den USA, China, Russland, Indien, Brasilien und vielleicht auch Europa – und es ist sehr schwer zu sagen, welche Gesellschaft aus einem solchen Konflikt hervorgehen wird, bis auf die Tatsache, dass sie sich sehr von dem liberalen und demokratischen Modell unterscheiden wird, deren letzte Reste gerade durch den covid-Lockdown zerstört werden.