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Veszprémy: Dies ist eine Aktion eines internationalen Journalistennetzwerks

Die Magyar Nemzet ist die größte Tageszeitung Ungarns. Die 1938 gegründete Magyar Nemzet (dt. Ungarische Nation) ist eine führende Zeitung der Konservativen und steht der Regierung von Viktor Orbán nahe.

Lesezeit: 4 Minuten

Dieser Artikel ist am 8. Januar 2022 in der Magyar Nemzet erschienen.

Nach Ansicht des Holocaust-Forschers müssen konservative Journalisten mit Löschungsversuchen, Drohungen und Angriffen rechnen.

Der Journalist und Holocaust-Forscher László Bernát Veszprémy war harten Angriffen von links ausgesetzt, weil er in einer israelischen Zeitung die beleidigenden Äußerungen gegen Juden von Péter Márki-Zay thematisiert hatte. Veszprémy sieht sich als Opfer einer koordinierten internationalen Aktion.

„Sollte man sich wünschen, dass Ministerpräsident Viktor Orbán von einem homophoben und antisemitischen Politiker besiegt werde?“ – unter dieser Überschrift veröffentlichte die englischsprachige Times of Israel am 23. Dezember einen Artikel von László Bernát Veszprémy, einem Wissenschaftler, der sich auf die Geschichte des Holocaust spezialisiert hat, aber auch Journalist und stellvertretender Chefredakteur der ungarischsprachigen Nachrichtenseite Neokohn ist [die eine rechtszionistische Tendenz innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Ungarn vertritt – AdÜ.].

Kurz darauf löschte das israelische Portal den Artikel jedoch wieder, während gleichzeitig linke Zeitungen in Ungarn den Autor angriffen und sogar in sozialen Netzwerken antisemitische, feindselige und zu körperlichen Angriffen auf ihn aufrufende Beiträge erschienen.

Wie wir kürzlich geschrieben haben, war der Auslöser ein Text, in dem Veszprémy Veröffentlichungen aus einer nicht allzu fernen Vergangenheit zusammenfasste, in denen Péter Márki-Zay, der Kandidat der Linken für das Amt des Ministerpräsidenten, sich beleidigend über Juden geäußert hatte.

„In dem betreffenden Artikel zählte ich alle antisemitischen Politiker auf, mit denen Péter Márki-Zay, der Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten, zusammenarbeitete und sich fotografieren ließ. Die Liste ist ziemlich lang: Man findet ihn zusammen mit dem ehemaligen Skinhead Tamás Sneider, dem ehemaligen Vorsitzenden der Jobbik. Seine Kampagne wurde von Barna Csibi unterstützt. Aber er stellte sich auch auf die Seite von László Bíró (Jobbik) und Lajos Rig (ebenfalls Jobbik); außerdem unterstützte er dessen Bewegung mit dem Namen Mindenki Magyarországa Mozgalom [„Bewegung Ungarn für Alle“ – AdÜ.]. Bíró bezeichnete die Juden als „Läuserutschen“ [tetűcsúszdások, in Anspielung auf die traditionelle Männerfrisur religiöser Juden], während Rig erklärte, dass die Zigeuner die biologische Waffe der Juden seien.

Außerdem stellte Márki-Zay nach dem Pegasus-Skandal ein Foto von Viktor Orbán ins Netz, auf dem dieser vor einem siebenarmigen Leuchter steht (damals hatte dies auch Reaktionen von Oberrabbiner Róbert Frölich und György Gábor [Radiojournalist und ehemaliger Leiter der Budapester Vertretung der Europäischen Kommission – AdÜ.] hervorgerufen).

„In diesem Artikel deutete ich auch an, dass derselbe Márki-Zay, der Fidesz-Politiker als ‚Schwuchteln’ zu bezeichnen pflegt, meiner Meinung nach auch homophob ist“ – erklärt Veszprémy in einem neuen Artikel, der am 7. Januar von Mandiner Online veröffentlicht wurde.

Veszprémy zufolge hat die Times of Israel noch immer keine klare Begründung für die Löschung seines Artikels geliefert:

„– Ich habe einen Brief erhalten, in dem mir mitgeteilt wurde, dass mein Artikel gelöscht wurde, der jedoch keine Begründung enthielt, außer dass ich die Feinde der ungarischen Regierung angreife.

Das heißt, wenn die ungarische Regierung beispielsweise einen Jobbik-Antisemiten zu ihren Feinden zählt, ist es verboten, in einer jüdischen Zeitung über seine Vergangenheit zu berichten – was völlig absurd ist! Seitdem habe ich mehrere Briefe an die Redaktion geschickt, aber keine einzige Antwort erhalten“.

– ließ Veszprémy der Magyar Nemzet wissen.

In seinem von Mandiner veröffentlichten Artikel weist der Autor darauf hin, dass auch der neologistische Oberrabbiner Péter Kardos Péter Márki-Zay kritisiert hat, aber nur Veszprémy angegriffen wurde. Es stellt sich daher die Frage, inwieweit es bei all dem nicht um seine Person geht.

„ – Einerseits ist es ganz offensichtlich so, da sich die Angriffe auf meine Person konzentriert haben: Ich und meine Familie wurden bedroht.“ – antwortet er auf die entsprechende Frage von Magyar Nemzet.

„Die Tatsache, dass ein englischsprachiger Artikel, der aus ungarischer Sicht keine neuen Informationen enthält, einen solchen Tsunami von Angriffen auslösen konnte, lässt sich nur schwerlich durch den laufenden Wahlkampf erklären. Es versteht sich von selbst, dass die daraus resultierende Situation für mich erschreckend ist und dass die Androhung körperlicher Gewalt mich sehr mitgenommen hat.“

László Bernát Veszprémy fuhr fort, dass es sich hierbei nicht um eine ungarische Angelegenheit handelt, sondern um eine internationale Offensive.

„Es scheint mir offensichtlich, dass wir die Offensive eines gut organisierten internationalen Journalistennetzwerks erleben, die gleichzeitig in Aktion treten, als hätte jemand einen Knopf gedrückt, mit den ungarischen Extremisten als Hilfskräften.

Sobald sie von dem Artikel erfuhren, in dem ich Márki-Zay kritisierte, erhoben sie verdrehte Anschuldigungen gegen mich, um den Text entfernen zu lassen, woraufhin das Netzwerk das Gerücht verbreitete, ich hätte Lügen über Márki-Zay geschrieben – aber natürlich ohne je einen präzisen Hinweis auf den Inhalt dieser angeblich unwahren Äußerungen zu geben. Daraufhin kam es zu Drohungen, aufgrund derer ich Anzeige erstattete. Die traurige Lehre aus diesem Fall ist, dass konservative Journalisten in Ungarn und anderswo nun mit derartigen Dingen rechnen müssen: mit Löschungsversuchen, Drohungen und Angriffen“.

Dieser Fall wirft erneut die Frage auf, wie jüdische Organisationen und Gemeinden die derzeitige Koaleszenz zwischen der Linken und politischen Akteuren wie Jobbik oder gar Péter Márki-Zay beurteilen.

„Was die Organisationen betrifft, so fällt mir im Moment nur ihr Schweigen auf – obwohl ich von ihnen erwarten würde, dass sie sich für mich einsetzen.

Was die Gemeinschaft betrifft, so denke ich, dass streng genommen niemand das verhängnisvolle Bündnis der Linken mit Jobbik schlucken kann.

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2018 war die Partei, die die Unterstützung der meisten ungarischen Juden genoss, die sog. Kutyapárt [Die „Ungarische Partei des zweischwänzigen Hundes“ ist eine Satirepartei – AdÜ.], und ich glaube nicht, dass die Linke, indem sie sich in die Arme der Skinheads geworfen hat, die Popularität ihrer Oppositionskoalition innerhalb der jüdischen Gemeinschaft in Ungarn seither enorm gesteigert hat.“ – so László Bernát Veszprémy.

György Kerékgyártó

Von der Visegrád Post aus dem Ungarischen übersetzt.