Von Olivier Bault.
Polen – Seit März 2019 betonen immer mehr Gebietskörperschaften in Polen – vor allem in den PiS-dominierten Regionen – ihre Opposition gegen die LGBT-Ideologie, indem sie einer Charta für die Rechte der Familie beipflichten bzw. Anträge verabschieden, durch die sie sich verpflichten, die Gender-Ideologie bzw. die LGBT-Ideologie ihren Bürgern nicht aufzuzwingen. Dagegen behaupten die LGBT-Organisationen, dass es keine LGBT-Ideologie gebe, dass sie bloß gegen Diskriminierungen kämpfen würden, deren Opfer Homosexuelle und Transsexuelle wären, und dass infolgedessen diese Anträge bzw. diese Charta für die Rechte der Familie eigentlich gegen homosexuelle Menschen gerichtet seien. Somit würde im Januar ein sog. „Atlas des Hasses“ veröffentlicht, der die betreffenden Gebietskörperschaften auflistet und dann von ausländischen Medien samt mehr oder weniger verrückten „Informationen“ aufgegriffen wurde, die sogar behaupten, es handle sich um Verbotszonen für LGBT-Menschen bzw. um Zonen, wo LGBT-Menschen bestimmte Dienste nicht (mehr) erhalten würden. Indem er ebenfalls gegen diese von Gebietskörperschaften angenommenen Anträge protestierte, fotografierte ein polnischer Gay-Aktivist ein Schild, das er selbst bei der Einfahrt mancher der betreffenden Gebietskörperschaften mit dem Vermerk „LGBT-freie Zone“ auf Polnisch, Englisch, Französisch und Russisch angebracht hatte. Nicht alle verstanden seine Aktion und so griffen manche westliche Politiker und Journalisten dieses Foto auf, indem sie sich vorstellten, dass dieses Schild von den Gebietskörperschaften selbst angebracht worden war, um homosexuellen Personen den Zugang auf ihr Gemeindegebiet zu verwehren. So veröffentlichte am 23. Januar der Belgier Guy Verhofstadt, der ehemalige Anführer der liberalen Fraktion im Europaparlament, der die Erläuterungen des Fotografen in englischer Sprache offensichtlich nicht gelesen hatte, einen inzwischen gelöschten Tweet, indem er sich wie folgt empörte: „Das widert mich an. Ich ermahne die Europäische Kommission, eine Aktion gegen diese ekelhafte Praxis und gegen die polnischen Behörden sofort einzuleiten, die diese LGBTI+-feindlichen Schilder angebracht haben.“
Während die westlichen Medien dazu neigen, diese von Gebietskörperschaften in Polen (Gemeinden, Landkreise und Woiwodschaften) gegen die LGBT-Ideologie verabschiedeten Anträge als im Rahmen einer Offensive des PiS gegen Homosexuelle, Transsexuelle bzw. Menschen, deren sexuelle Identität verstört sei, darzustellen, handelt es sich in Wirklichkeit um eine Reaktion auf die Unterzeichnung einer LGBTI+-Erklärung durch den Warschauer Stadtpräsidenten im Februar 2019. Mit dieser Charta hat sich der liberale Politiker Rafał Trzaskowski u.a. dazu verpflichtet, mit Unternehmen nicht zusammenzuarbeiten, die es ablehnen sollten, LGBT-Menschen und -Haltungen zu fördern, bzw. LGBT-Aktivisten zum Einzug in die Schulen der polnischen Hauptstadt zu verhelfen, um dort Sexualkundeunterricht gemäß den „Standards zur Sexualaufklärung innerhalb der Europäischen Region“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu erteilen. Diese „Standards“ befürworten u.a., die Kinder möglichst jung zur Selbstbefriedigung zu animieren bzw. während der gesamten Schulzeit die (in Polen außer in bestimmten Fällen verbotene) Abtreibung bzw. die unterschiedlichsten Sexualpraktiken und Sexualidentitäten zu fördern. Im vergangenen November verabschiedete das Europaparlament ebenfalls eine Resolution gegen die „Kriminalisierung des Sexualkundeunterrichts in Polen“, indem man von der Heimat Johannes-Pauls II. verlangte, dass sie diese gemeinsamen Standards von WHO und BZgA auf ihrem Gebiet durchführe, was von einem Teil der polnischen Bevölkerung als eine Form des kulturellen Kolonialismus betrachtet wird und nur noch mehr Gebietskörperschaften dazu brachte, Anträge gegen die LGBT-Ideologie bzw. die Charta für die Rechte der Familie anzunehmen, die ihnen vom Institut Ordo Iuris, einer Organisation von Anwälten und Juristen pro-Leben bzw. pro-Familie, zur Verfügung gestellt werden. Diese Empfindung eines kulturellen Imperialismus kann heutzutage durch die Entscheidung mehrerer französischen Gemeinden und Regionen nur verstärkt werden, die nun kurz vor den französischen Gemeindewahlen und im Zusammenhang mit einer beinahe vollkommen LGBT-orientierten Medienlandschaft jedwede Zusammenarbeit mit ihren polnischen Partnern suspendieren, die Anträge gegen die LGBT-Ideologie bzw. gegen die Frühsexualisierung der Kinder verabschiedet haben.
Allerdings sind diese im Zusammenhang mit einer internationalen LGBT-Offensive in Polen verabschiedeten Anträge, die allein deklarativen und keineswegs juristischen Charakter besitzen, auch nicht gegen Homosexuelle als solche gerichtet bzw. führen zu keinerlei Diskriminierung ihnen gegenüber (was übrigens polnisches Recht verletzen würde). In seinem Antrag, durch den er die Gemeinde frei von LGBT-Ideologie erklärt, behauptet der Gemeinderat der Stadt Tuchów [in der Woiwodschaft Kleinpolen im Süden des Landes], dass er die „Anstellung von Beamten der Political Correctness in den Schulen“ (wie in Warschau) nicht akzeptieren bzw. „das Recht der Eltern, ihre Kinder gemäß ihrer Überzeugung zu erziehen“ respektieren wolle. Er verspricht auch, „alles zu tun, um den durch die Frühsexualisierung der polnischen Kinder gemäß den WHO-Standards interessierten Verderbern den Zugang zu den Schulen zu verwehren.“ Ferner verpflichtet er sich, „jedweden administrativen Druck zugunsten der Durchführung der (zu Recht öfters als Homopropaganda bezeichneten) Political Correctness in manchen Berufen“ zu verbieten bzw. „u.a. die Lehrer und die Unternehmer gegen die Auferlegung von außerberuflichen Aktionskriterien“ zu schützen.
In Danzig, wo das Rathaus in den Händen der Liberalen den Sexualkundeunterricht gemäß den WHO-Standards durchführen lässt, und wo die Jugendlichen zum Onanieren und zu sonstigen sexuellen Handlungen animiert werden, und wo Kinder mit dem Vorhandensein von „Geschlechtern“ vertraut gemacht werden, die weder männlich noch weiblich seien (transsexuell, transgender, intersexuell, usw.), hat es die Stadt aufgrund des Druckes eines katholischen Elternvereins währenddessen akzeptiert, über den sehr umstrittenen Inhalt dieses Programms zu debattieren.