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Lesezeit: 4 Minuten

Chrystus Zmartwychwstał! Zaprawdę Zmartwychwstał!
Christus ist auferstanden! In Wahrheit ist er auferstanden!

 

Ostern (Wielkanoc – wörtlich „Große Nacht“) gilt als eines der wichtigsten Feste in Polen.

Ostern ist für Polen sowohl ein Familienfest als auch eine religiöse Feier. Die Vorbereitungen für diese große Feier der Auferstehung Jesu Christi werden auf jeden Fall durch einen gründlichen Osterputz eingeleitet. Bei dieser Gelegenheit staubsaugen wir die Wohnung und reinigen wir das Wohnzimmer, die Küche, die Fenster… Es muss alles leuchten!

Die Karwoche (Wielki tydzień – Große Woche) ist jedes Jahr Gegenstand von vielen Reisen sowohl innerhalb der polnischen Grenzen als auch aus dem Ausland. In der Tat kehren einerseits viele Menschen in ihren Heimatort zurück, der sich oft in der Provinz befindet, und andererseits kehren auch Zehntausende von Polen, die im Ausland arbeiten (meistens in Westeuropa), für diese paar Tage nach Polen zurück. Natürlich werden diese Reisen dieses Jahr aufgrund der Pandemie- und Eindämmungsmaßnahmen bei weitem nicht so zahlreich sein.

Der Gründonnerstag (Wielki Czwartek – Großer Donnerstag) und der Karfreitag (Wielki Piątek – Großer Freitag) bilden den Höhepunkt nach 40 Tagen der Fastenzeit. Dies ist die Zeit, in der wir das letzte Abendmahl und die Kreuzigung Jesu Christi noch einmal erleben.

In Masowien ist es nicht ungewöhnlich, dass Freiwillige in Soldatenuniformen (z.B. Feuerwehrleute) vor einer Darstellung des Grabes Jesu Christi in der Kirche stehen – in Erinnerung an die Soldatenwachen der Römer, die das Grab in Jerusalem bewachten. Diese Wachen wechseln sich jede halbe Stunde von Freitag um 15 Uhr (Kreuzigungszeit) bis Sonntagmorgen ab. Während der Ostermesse am Sonntagmorgen brechen diese zusammen bzw. lassen sich in Bezug auf die Art und Weise fallen, wie die in der Bibel zur Zeit der Auferstehung Jesu Christi beschriebenen römischen Soldaten am Eingang zum Grab in Jerusalem eingeschlafen waren.

Jede polnische Region hat ihre eigenen Ostertraditionen. Neben dem familiären Aspekt gibt es natürlich den religiösen Aspekt des Festes der Auferstehung. Dies kennzeichnet das Ende der vierzig Tage der Fastenzeit, während deren die Gläubigen auf bestimmte kleine (insbesondere kulinarische) Freuden verzichtet haben. Traditionell sind wie anderswo in der katholischen Welt insbesondere Fleisch und frittierte Lebensmittel verboten.

Der interessanteste kulturelle Aspekt bei der Osterfeier in Polen gehört zu den wesentlichen Traditionen und Symbolen, die diesen Feiertag umgeben.

 

Beispiel für einen Osterkorb. Bild: radiozet.pl

Die bekannteste Tradition ist die des Osterkorbs. Dieser garnierte Weidenkorb soll am Samstagmorgen von einem Priester gesegnet werden. In diesem Korb findet man ein Brot (Symbol Christi als Brot des Lebens), Salz und Pfeffer (Symbole der Bewahrung), eine Figur, die ein Lamm (Symbol des Opfers Christi) darstellt, Butter, Fleisch, im allgemeinen Wurst (was an das Ende der Fastenzeit erinnert) und einige andere Elemente, die je nach Landesteil und Sitte variieren können.

Hinzu kommen die sogenannten Pisanki. Die Pisanki sind gemalte bzw. dekorierte Eier, die man überall in Mitteleuropa wiederfindet;  jedes Land, jede Region bzw. jede Familie hat ihre eigenen Motive. In vielen polnischen Familien ist die Herstellung der Pisanki eine Aufgabe der Kinder. Es gibt jedoch Spezialisten und sogar Profis, die echte Kunstwerke daraus machen können.

Die berühmten Pisanki. Bild: agrablen.pl

All diese Vorräte werden sorgfältig in einen Weidenkorb gelegt und zu Ostern in die Kirche gebracht. Auch dort, da die Kirchen wegen der Epidemie geschlossen sind, können die Polen dieses Jahr ihre Körbe nicht segnen lassen.

Am Ostersonntag läuten die Kirchenglocken minutenlang am frühen Morgen. Die Ostermesse findet in frühen Stunden statt. Sie beginnt im Allgemeinen mit einer Prozession mit dem Allerheiligsten. Viele Priester organisieren sich heuer mit ihren Gemeindemitgliedern, damit letztere die Messe online verfolgen können.

Nach der Messe kehren die Familien nach Hause zurück – und bleiben dieses Jahr dort! – und sammeln sich um den Tisch zum Osterfrühstück zusammen. Der Tisch wurde sorgfältig vorbereitet und reich garniert, um die Fastenzeit zu beenden.

Das Essen beginnt mit dem Osterei (traditionell am Vortag geweiht), das die Familienmitglieder nach Art des Opłatek miteinander teilen (siehe den ausgezeichneten Text von Marlena Prochownik zu diesem Thema), um sich Gesundheit und Glück zu wünschen bzw. um sich möglicherweise zu versöhnen.

Auf dem Tisch findet man das Osterlamm, ein Gebäck aus Butter, Kuchen oder Mandelpaste. Das Lamm symbolisiert Christus. Der Tisch ist reich an Fleisch und Aufschnitt, insbesondere an dem traditionellen geräucherten Schinken, was sehr polnisch ist und traditionell von Barszcz begleitet wird, einer polnischen Variante der Rübensuppe, die in vielen slawischen Völkern zu finden ist. Manchmal mit kleinen Ravioli dekoriert ist diese Suppe gleichzeitig ein wenig sauer und süß und unterscheidet sich von Borschtsch dadurch, dass sie keine Tomaten oder Fleisch enthält und viel mehr wie eine Brühe ist. Natürlich hat, wie oben erwähnt, jede Region, jede Stadt und sogar jede Familie ihre eigenen Bräuche, ihre eigenen Spezialitäten und ihre eigenen Rezepte!

Ostermontag oder „nasser Montag“ (Lany Poniedziałek oder Śmigus -dyngus) ist eine alte Tradition, wobei wir Menschen um uns herum mit Wasser besprühen. Das Wort śmigus bedeutet „die Beine mit Kätzchenzweigen zerreißen“, die Glück bringen sollen, indem sie auch Wasser einstreuen. Auch dies ist ein Brauch, der in der einen oder anderen Form überall in den Ländern der Visegrád-Gruppe zu finden ist.

Jeder, der es vermeiden wollte, zu Hause besprüht zu werden, konnte eine Spende machen, den „Dyngus“, der meistens aus der Spende von Eiern bestand. So gingen Gruppen junger Leute von Haus zu Haus, sammelten Eier und gaben sie dann den Bedürftigsten. Wehe denen, die nichts geben wollen: eine Überschwemmung ist ihnen garantiert. Heute hat śmigus dyngus besonders die Bedeutung eines nassen Montags!

Und auch hier verstecken sich Symbole hinter den Elementen der Tradition. Wasser und Eier haben eine starke symbolische Bedeutung. Wasser wäscht die Sünde weg, während Eier das Leben und die Erneuerung symbolisieren – die Freude am Frühling und natürlich die Auferstehung Christi.

Zu Ostern wünschen sich die Polen auf Polnisch Wesołego Alleluja! eine „glückliche Auferstehung!“