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Russischer Impfstoff: Der tschechische Präsident Miloš Zeman fordert den Rücktritt des Gesundheitsministers

Lesezeit: 2 Minuten

Tschechien – Sowohl in der Tschechischen Republik als auch in der Slowakei scheinen die verschiedenen Mitglieder der Exekutive Schwierigkeiten zu haben, sich auf die beste Strategie im Umgang mit dem Coronavirus zu einigen. In der Slowakei warf die Präsidentin Zuzana Čaputová vergangene Woche dem Ministerpräsidenten Igor Matovič vor, Sputnik V vor dem grünen Licht aus Brüssel einsetzen zu wollen; in Tschechien ist es umgekehrt: Präsident Miloš Zeman wirft dem Gesundheitsminister vor, dass er sich weigert, den russischen Impfstoff zu kaufen.

„persönlich verantwortlich für unnötige Todesfälle“

Der für seine Offenheit bekannte tschechische Präsident, redete nicht um den heißen Brei herum. In einem Interview mit dem Nachrichtenportal Parlamentní Listy sagte Miloš Zeman, er halte Jan Blatný und Irena Storová, den Gesundheitsminister bzw. die Direktorin der Nationalen Agentur für die Kontrolle von Arzneimitteln (SÚKL), für „persönlich verantwortlich für die Todesfälle [von Patienten] durch Covid-19 in der Tschechischen Republik.

[Wenn wir] mit diesen ob russischen oder chinesischen Impfstoffen [nicht impfen], werden die beiden von mir genannten Personen [Blatný und Storová, NdR.] für den unnötigen Tod weiterer Bewohner verantwortlich sein“

Und bestand darauf, dass der russische Impfstoff Sputnik V und der chinesische Impfstoff Sinopharm jetzt in der tschechischen Impfkampagne eingesetzt werden, während die tschechischen Gesundheitsbehörden die Zulassung durch die Europäische Arzneimittelagentur abwarten wollen.

Zeman fordert die Entlassung Blatnýs und Petříčeks

Miloš Zeman kündigte daher an, dass er bei seinem nächsten Treffen mit Ministerpräsident Andrej Babiš am 22. März die Entlassung von Gesundheitsminister Jan Blatný sowie von Außenminister Tomáš Petříček fordern werde, wobei nicht bekannt ist, warum genau er letzteren entlassen will. Der stellvertretende Ministerpräsident Jan Hamáček bekräftigte allerdings, dass die mögliche Entlassung eines oder mehrerer Minister in der alleinigen Zuständigkeit des Ministerpräsidenten liege und auch vorher von den Koalitionsparteien abgesprochen werden müsse. Blatný seinerseits bekräftigte seine Position:

„Ich werde weiterhin darauf bestehen, dass wir nur mit in der Europäischen Union zugelassenen Impfstoffen geimpft werden“.

Andrej Babiš sagte auch, dass vorerst „keine personellen Veränderungen im Kabinett auf dem Tisch liegen. […] Ich denke, dass die Meinung des Präsidenten in dieser Angelegenheit immer dieselbe war. Das nehme ich natürlich zur Kenntnis. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.“ Vom ORF am 9. März dazu befragt, bezeichnete die Vorsitzende des Verwaltungsrates der Europäischen Arzneimittelagentur, Christa Wirthumer-Hoche, den vorzeitigen Einsatz des Sputnik-V-Impfstoffs als „russisches Roulette“ und wies darauf hin, dass die europäische Agentur noch nicht alle notwendigen Daten über die Qualität, Sicherheit und Wirksamkeit der russischen und chinesischen Impfstoffe erhalten habe.

„Die Bürger haben das Recht, wirklich sichere und wirksame Medikamente zu erhalten,“

fügte sie hinzu.

Tschechisches Anti-Covid-Medikament soll bald zugelassen werden

Vor seiner Abreise nach Israel – wo er und sein ungarischer Amtskollege Viktor Orbán Gespräche mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu über die Impfstrategie führen werden –  gab der tschechische Ministerpräsident Andrej Babiš am 11. März in diesem Zusammenhang auch bekannt, dass die tschechische Nationale Agentur für die Kontrolle von Arzneimitteln kurz vor der Zulassung eines in Tschechien entwickelten Anti-Covid-Medikaments stehe, während ein israelisches Anti-Covid-Medikament – das durch Inhalation verabreicht werden kann – ebenfalls auf der Tagesordnung der Gespräche zwischen den Herren Babiš, Orbán und Netanjahu in Jerusalem stehen wird.

„Zu meiner Delegation gehört auch Frau Professor Vašáková [Leiterin der Pneumologieabteilung der medizinischen Fakultät der Karlsuniversität in Prag, NdR.], die zusammen mit anderen Teams unserer Wissenschaftler ein ähnliches Medikament entwickelt hat, das sich bei SÚKL in der Endphase der Zulassung befindet und in Tablettenform [bzw. auch durch Inhalation] verabreicht werden wird“, so Babiš.