Die Bewegung Génération Identitaire ist in Frankreich, wo die Bewegung – mit dem Bloc Identitaire im Jahr 2003 – ihren Ursprung hat, sehr bekannt, aber auch in Deutschland (IB) und Österreich (IBÖ) präsent und aktiv. Weniger bekannt ist, dass die Bewegung auch in Ungarn präsent und aktiv ist. Als Bewegung junger Aktivisten, die sich mit Themen wie Einwanderung, LGBT-Hegemonie und der Islamisierung von Teilen Europas befasst, wird die Identitäre Bewegung häufig angegriffen, auch von den Staaten Frankreich, Deutschland und Österreich, bzw. von der liberalen und progressiven linken Presse als faschistische, rechtsextreme oder gar rassistische Bewegung bezeichnet.
Während die Situation – und damit die Aktionen der IB-Aktivisten – in Frankreich, Deutschland und Österreich ähnlich sind, wirft die Existenz und das Vorgehen dieser Bewegung in Ungarn Fragen auf. Warum eine solche Bewegung in einem Land, das keine außereuropäische Einwanderung kennt? Warum diese Bewegung in einem Land ohne massive muslimische Einwanderung? Was ist der Sinn und Zweck der Idenditären Bewegung in Ungarn, dem Land des konservativen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der 2015 durch seinen Widerstand gegen die unkontrollierte Masseneinwanderung weltberühmt wurde?
Ferenc Almássy traf den Chef der ungarischen Organisation, Ábel Bódi, in Budapest zu einem exklusiven Interview.
Ferenc Almássy: Die französische Regierung hat angekündigt, dass sie die Bewegung Génération Identitaire verbieten will. In Österreich ist der Trend ähnlich, auch wenn man sich vorerst damit begnügt, das Symbol zu kriminalisieren. In Deutschland gelten die Identitären als eine extremistische Organisation. Und doch gibt es in Ungarn – auch wenn dies nur wenige wissen – diese Bewegung, die vom Rest der ungarischen Gesellschaft keineswegs als extremistisch angesehen wird. Wie lässt sich ein solcher Unterschied erklären? Aber auch: Wie ist die Existenz einer solchen Bewegung in Ungarn zu erklären und die Tatsache, dass sie so leicht zu tolerieren ist?
Ábel Bódi: Das sind sehr gute Fragen, und um sie zu beantworten, müssen wir einen ziemlich großen Teil des Spektrums unserer Aktivitäten abdecken. Ich sage immer, dass wir in allen Ländern, in denen wir präsent sind, dasselbe tun. Überall reden wir über die gleichen Dinge, die gleichen Probleme. Ich werde später darauf zurückkommen, um zu erklären, warum die Situation in Ungarn etwas anders ist.
Ferenc Almássy: Sind diese Bewegungen also Schwesterbewegungen? Oder ein und dieselbe Organisation?
Ábel Bódi: Abgesehen von einem gemeinsamen Symbol und unseren Kooperationen gibt es keinen gemeinsamen Dachverband. Wenn man in einem Land zum Beispiel eine IB-Bewegung gründen will, muss man natürlich die Zustimmung der Länder einholen, in denen es sie bereits offiziell gibt. Unser Lambda ist nicht gemeinfrei.
Ferenc Almássy: Es gibt also keine einheitliche Führung für alle nationalen IBs?
Ábel Bódi: Nein. Wir sehen es so, dass wir diejenigen sind, die Europa wirklich gerne funktionieren sehen würden. In unserem Fall sind wir unabhängige Bewegungen, die auf gemeinsame Ziele hinarbeiten, aber wir mischen uns nicht in die Innenpolitik der anderen ein. Wir haben ein festes Wertesystem, nach dem wir handeln und in dessen Richtung wir den Rest der Gesellschaft lenken möchten.
Ferenc Almássy: Haben Sie eine gemeinsame Charta oder etwas Ähnliches?
Ábel Bódi: Nein. Es ist nicht nötig, das schriftlich festzuhalten, denn das rechte und konservative Denken ist überall gleich. Es ist nicht notwendig, irgendetwas in Stein zu meißeln, denn mit einer bestimmten Einstellung werden Sie, wo auch immer Sie sich befinden, auf die gleichen Probleme auf die gleiche Weise reagieren. Dies ist ein Prozess, der in der Kritik an der Migrationsinvasion und in der Ablehnung der Kulturrevolution vom Mai 68 leicht zu beobachten ist.
Und da ich schon bei diesem organischen – und wirklich einheitlichen – Denken bin, das wir vertreten: Allein die Tatsache, dass die IB als Extremismus gilt und Orbán als Faschist bezeichnet wird, zeigt, wie weit der Westen in eine ungesunde Entwicklung abgesunken ist. Von diesem Zeitpunkt an kann jeder verstehen, wie ernst die Lage ist. Der Hauptunterschied besteht darin, dass in Westeuropa die Stimmen, die uns als Rechtsextremisten bezeichnen, diejenigen derer, die sich an der Spitze der Staaten befinden, von wo aus sie z.B. Frankreich bzw. Deutschland ruinieren.
Ferenc Almássy: Aber vielleicht haben sie recht: beweist nicht die Tatsache, dass Sie in Ungarn nicht als Extremisten gelten, dass Orbán selbst ein Extremist sei und Sie deshalb dulde?
Ábel Bódi: Gute Frage! Die Antwort lautet natürlich: Nein. Sie müssen nur darauf achten, was wir sagen. Wenn uns jemand nach der Prüfung immer noch für extremistisch hält, dann sollten wir uns vielleicht erst einmal fragen, ob es nicht einen Mangel an Objektivität gibt – einerseits; andererseits müssen wir sehen, dass auch im Westen die schweigende Mehrheit immer weniger an diese Etiketten glaubt. Natürlich hat die ständige Untergrabung durch die liberale Konsensfabrik in den letzten Jahrzehnten die Bevölkerung völlig umerzogen, so dass die Menschen Angst haben, die Konflikte, die wir uns noch erlauben, im öffentlichen Diskurs zu thematisieren, auch nur zu erwähnen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass die linke Presse dort sehr mächtig ist. Stimmen von rechts sind bestenfalls als „geflüsterte Propaganda“ zu hören – ähnlich wie in Ungarn in den frühen 2000er Jahren. Im Westen hört der normale Bürger, der sich nicht mit Politik beschäftigt, ständig, dass die Identitären die Bösen seien, dass es sich um eine faschistische Bewegung handle – selbst wenn er sich nicht für das öffentliche Leben interessiert, wird er, sobald er dieses Symbol sieht, es ohne weiteres mit den Bösen in Verbindung bringen. Es ist unwahrscheinlich, dass er weitere Informationen sucht, darüber liest oder etwas anderes hören will…
Von dort aus sind einige Leute auf nationaler Ebene zu Meistern darin geworden, ein Narrativ über die Rolle unserer Bewegung zu schmieden. In Ungarn funktioniert das Gott sei Dank nicht, denn – ich glaube sagen zu können – es ist nicht so einfach, den Ungarn zu sagen, dass dieser und jener ein Faschist ist, weil wir mit beiden Gesindeln [dem Faschismus und dem Kommunismus, NdR.] direkte Erfahrungen gemacht haben. Ich denke also, dass die ungarische Gesellschaft diesen Versuchen der Verunglimpfung auf westliche Art und Weise etwas kritischer gegenübersteht. Im Westen ist dies jedoch nicht der Fall, wo eine solche politische Offensive gegen die Génération Identitaire möglich war (nicht wahr?), weil es nicht im Interesse der Regierungen dieser Länder liegt, eine „rechte NGO“ zu haben, die auf Probleme aufmerksam machen kann, die sie selbst nicht ansprechen wollen – man denke beispielsweise an die Frage der Einwanderung.
Es ist erwähnenswert, dass die Linie, die wir in Ungarn vertreten, nicht genau dieselbe ist. Natürlich haben auch wir eine klare Stimme in der Kritik an Einwanderung und Islam. Wenn wir gefragt werden, warum eine Identitätsbewegung in Ungarn notwendig ist, wo wir doch Orbán haben, dann sage ich meistens, dass man nicht vergessen darf, dass es in Frankreich auch unter De Gaulle sowohl den Mai 68 als auch die Entstehung der Neuen Rechten gab. In Ungarn sind die kulturelle Linke und der Kulturmarxismus auf dem Vormarsch, so dass wir die Herausforderung unbedingt annehmen müssen, bevor es zu spät ist, denn im Interesse der jungen Menschen müssen wir jetzt die Schlachten der Zukunft schlagen.
Ferenc Almássy: Sie haben oft erwähnt, dass die Identitäre Bewegung eine metapolitische Organisation ist. Was soll das bedeuten?
Ábel Bódi: Der erste und vielleicht wichtigste Punkt ist, dass alles auf einer gemeinschaftlichen Basis aufgebaut ist. Als Erstes müssen wir diese Gemeinschaft aufbauen – und sie sogar zu einer Phalanx machen. So wie die Familie die Basis der Gesellschaft ist, so ist auch die Familie der Politik immer eine enge Gemeinschaft. Das ist auch eine der größten Tugenden des Fidesz: die unglaubliche Solidarität, die innerhalb der Partei herrscht. Das zweite Element ist unser Bemühen, Narrative zu finden, die es uns ermöglichen, die Linke zu entlarven – zum Beispiel, als wir die SZFE [Theaterfakultät, in der kürzlich ein Studentenstreik gegen die ungarische Regierung instrumentalisiert wurde] „stürmten“. Wir üben die Konterrevolution auf der Straße aus, die für uns die erste Frontlinie darstellt; natürlich betrifft uns das auch im Falle von Einsperrung und Ausgangssperre, da es uns daran hindert, die Menschen direkt zu erreichen – was die sozialen Netzwerke angeht, so sind die GAFAM (Big Five), die sie kontrollieren, nicht unsere Freunde. Aber zurück zum SZFE-Fall: Er zeigt sehr gut den traurigen Zustand des ungarischen Kulturkampfes. Die Regierung hat eine der wichtigsten Bastionen der Linken erschüttert, indem sie versucht hat, dieses Symbol für das Zusammenwachsen von Kultur und Bildung zu reformieren. Wir konnten dem nicht tatenlos zusehen und haben ihnen die Maske heruntergerissen, indem wir hinter ihren Slogans die raue Wirklichkeit ihres wahren Ziels zeigten: die kulturelle Hegemonie der Linken zu schützen.
Dies war unsere bisher öffentlichkeitswirksamste Aktion, und meiner Meinung nach ist es uns wirklich gelungen, die Berichterstattung zu beeinflussen. Ich sage das ohne Übertreibung: Bis jetzt hat die Rechte leider nie richtig reagiert – es stimmt, dass der Handlungsspielraum der Berufspolitiker nicht derselbe ist, und sie kämpfen an einer „anderen Front“. Die Parteipolitik hat nie die Sorgen, die sie haben sollte – weil sie sie im Grunde gar nicht haben kann –, wenn es um die Kultur geht: eine Welt, die viel zu organisch ist, um „von oben“ gelenkt zu werden. Das ist allerdings die Welt, in der sich unser Guerillateam wohlfühlt. Noch bevor die Idee eines legitimen Kampfes für die Unabhängigkeit die Öffentlichkeit erreichte, gingen wir an die Front und entlarvten dieses Narrativ als das, was es war.
Ferenc Almássy: Seid ihr die Husaren des Fidesz? Oder dessen Partisanenbataillon?
Ábel Bódi lacht: Nein, nicht die der Fidesz, sondern die der Rechten. Die wahren Partisanen sind wir – zumindest, was die Operationen im Feindesland betrifft, sind wir es zweifellos. Ich habe immer gesagt, dass wir eine Art besondere militante Kraft sind.
Ferenc Almássy: Wie ist Ihr Verhältnis zur ungarischen Regierung? Wie ist das Verhältnis zwischen der ungarischen Regierung und der IB? Besteht die Gefahr, dass die Bewegung auch hier verboten werde? Was könnte zu einem solchen Verbot führen? In letzter Zeit waren Sie in den Fidesz-nahen Medien sehr präsent. Was haben Sie dazu zu sagen?
Ábel Bódi: Ich würde sagen, dass die Beziehung eher eine Geschichte ist. Es gibt Dinge, bei denen wir uns einig sind, und Dinge, bei denen wir uns nicht einig sind. Ich glaube nicht, dass die Bewegung in Ungarn von einem Verbot bedroht werde, aber in der Politik sollte man natürlich niemals „nie“ sagen. Ich habe den Sturz von Donald Trump nicht kommen sehen.
Wir treten oft in der Sendung Kommentár auf, ich schreibe in Magyar Nemzet, und es gibt auch Pesti TV. Gott sei Dank kann ich Ihnen sagen, dass in Ungarn der rechte und neurechte Identitätsdiskurs im Mainstream angekommen ist. Es gibt Themen, zu denen sich der Fidesz vor einigen Jahren nicht getraut hätte, Stellung zu beziehen. Damit er dazu in der Lage wurde, musste sich natürlich die politische Landschaft verändern und die schweigende Mehrheit aufwachen. Die Tatsache, dass die Gesetze zur Bekämpfung der Pädophilie in Kraft getreten sind, dass der Kampf in Brüssel immer härter wird und dass Ungarn immer mehr angegriffen wird – all das bedeutet, dass sich etwas in die richtige Richtung bewegt. Wenn Brüssel uns angreift, wenn [das ungarische liberale Portal] 444 Schreckliches über uns, die Rechten, schreibt, ist das eine gute Sache. Wenn sie uns loben würden, würde das bedeuten, dass wir etwas verpasst haben.
Ferenc Almássy: Unterstützt die Regierung Sie finanziell?
Ábel Bódi: Nein. Ich habe einen Zivilberuf, wie alle anderen in der IB: Wir sind entweder Studenten oder Angestellte, und wir kämpfen parallel dazu.
Ferenc Almássy: Wohin wird dieser Weg Ihrer Meinung nach führen? Wie sehen Sie die nahe Zukunft Ungarns und – wenn wir vom Thema IB absehen – in welche Richtung wird sich Ihrer Meinung nach der Konflikt mit Brüssel entwickeln? Wir sehen, dass es immer bitterer wird, dass Ungarn mit dem Ausschluss aus der EU gedroht wird und dass bereits davon die Rede ist, das Stimmrecht Ungarns in der EU auszusetzen. Glauben Sie, dass dies die richtige Richtung ist?
Ábel Bódi: Lasst uns die Frage noch etwas weiter vertiefen. Der europäische bürokratische Monolith ist offensichtlich reformbedürftig. Zurzeit sind die Politiker, die die EU leiten, allesamt ehemalige Revolutionäre, Linke, Sozialdemokraten, Sozialisten – die Liste ließe sich fortsetzen. Dort findet man alles außer gute Konservative. Wenn solche Politiker also sagen, dass Ungarn sanktioniert werden muss, können wir uns nur freuen: Damit entlarven sie sich nur selbst und zeigen, dass sie nicht die Vertreter der Europäer sind. Mit solchen schwachen Führern, die dazu neigen, unsere internen Konflikte zu verschärfen, werden wir zu einem echten Spielplatz für die Großmächte. Die Fußball-Europameisterschaft war ein gutes Beispiel dafür. Ich bin kein großer Fußballfan, aber es war leicht zu erkennen, wie die BLM-Bewegung und die LGBTQ-Lobby die Atmosphäre der Veranstaltung dominierten, während entlang des Spielfelds Werbung in arabischer und chinesischer Sprache zu sehen war. Und wo das hinführt… Ich sehe, dass die V4 gut funktioniert, dass Orban täglich neue europäische Rechtsaußen-Führer empfängt, darunter auch solche von VOX – er hat sogar aufgehört, den Rassemblement National [Marine Le Pens, AdR.] auszuschließen, während er in der Vergangenheit sorgfältig auf Distanz zu ihm ging. Sein Verhältnis zu Salvini ist ausgezeichnet, und ich sehe, dass sich die AfD zunehmend an Ungarn orientiert. Budapest könnte der Gegenpol zu Brüssel werden – und deshalb wird Ungarn so heftig angegriffen.
Ferenc Almássy: Lasst uns kurz auf die Frage des Aktivismus zurückkommen, genauer gesagt auf Ihre eigene Person. Wie hat diese Bewegung begonnen, und wie sind Sie dazu gekommen? Und übrigens, was machen Sie beruflich – da Sie uns gesagt haben, dass Sie nicht von der Politik leben –?
Ábel Bódi: Nein, Gott sei Dank, ich lebe nicht davon. Es wäre ein Problem, wenn ich dafür bezahlt werden müsste, meinem Land zu dienen. Ich habe die Führung der Bewegung Ende 2017 übernommen, und unsere erste größere Aktion fand an der Fakultät für Gender Studies der ELTE [Eötvös-Loránd-Universität] statt, als diese Fakultät noch funktionierte, und bei dieser Gelegenheit fungierten wir tatsächlich als Sondereinheit. Wir wussten, dass der Kurs um 8.15 Uhr beginnt; um 7.50 Uhr entrollten wir unser Schild und die Flugblätter begannen zu fliegen… Ich habe jedenfalls nie einen Hehl aus meiner rechten Gesinnung gemacht. Um 2010 herum habe ich der Jobbik in Budafok [22. Bezirk von Budapest] meine Hilfe angeboten – eine Jobbik, die natürlich noch ganz anders war als das, was sie inzwischen geworden ist, und ich war übrigens kein Mitglied. Ich spreche von 2009 und 2010, als das Leben eines rechten Aktivisten noch ganz anders war als heute. Es war eine sehr harte Zeit, aber auch eine sehr schöne Zeit – erst dann änderte sich die Jobbik… Nach dieser Kampagne verließ ich sie; sie hatten uns ein Leben in der Gemeinschaft versprochen, in ständigem Aktivismus, aber am Ende geschah nichts. Sie setzten sich auf ihre Samtstühle, und seitdem leben sie sehr gut: Jeder kann sehen, was aus ihnen geworden ist. Damals war ich von der Politik enttäuscht und habe sogar anderthalb Jahre lang aufgehört, mich mit ihr zu beschäftigen; an der Universität wurde ich dann ein wenig ins Abseits gestellt, aber ich habe den Eindruck, dass dies in meiner Generation eine sehr häufige Situation ist – aus Mangel an Alternativen. Damals war ich für kurze Zeit in der extremen Rechten, aber während ich dort als Aktivist tätig war, hatte ich das Gefühl, dass ich nicht für Antisemitismus oder Sozialismus geschaffen bin – Ideen, mit denen ich mich nicht identifizieren kann –, und so bin ich 2015 ausgestiegen. Je mehr man liest, desto mehr erkennt man natürlich, dass diese beiden Ideologien weder sehr richtig noch sehr gesund sind. Im Jahr 2016 beendete ich dann mein Studium, trat auf den Arbeitsmarkt und verließ die Politik wieder für anderthalb Jahre, da ich eine ziemlich gute Stelle in einem multinationalen Unternehmen gefunden hatte; dennoch verfolgte mich der Eindruck, dass meine Mission woanders liegt. Die Politik tauchte immer wieder in meinem Leben auf, und als ich sah, dass die Bewegung Defend Europe im Mittelmeerraum Gestalt annahm, schloss ich mich ihr an. So habe ich schließlich „mein Zuhause“ gefunden: eine Bewegung, mit deren Botschaft und Stil ich mich identifizieren kann. Wir sind jetzt seit vier Jahren unterwegs, und wir wachsen, Gott sei Dank, auch in der Provinz: Ich habe keine Angst zu sagen, dass wir in jeder Stadt einer gewissen Größe in Ungarn ein oder zwei Mitglieder haben, die Aufkleber und Plakate aufhängen – denn das ist die Basis des Aktivismus –, so dass unser Lambda jetzt an immer mehr Orten sichtbar ist.
Ferenc Almássy: Aber gleichzeitig ist es im Internet immer weniger sichtbar.
Ábel Bódi: Ja. Kurz bevor ich hierher kam, erfuhr ich, dass mein Instagram-Konto, auf dem mir 2000 Menschen folgen, für 10 Tage gesperrt wurde, obwohl es keine Hassreden enthielt, sondern nur gewöhnlichen Patriotismus, aber es wurde trotzdem als „Hassrede bzw. gefährliche Organisation“ gesperrt. Sie brauchen sich nichts einzubilden: Die gesperrten Fotos zeigen mich zum Beispiel in einem Zelt mit 120 IB-Mitgliedern in blauen Hemden, irgendwo in Frankreich…
Ferenc Almássy: Wie kann man sich wehren? Wie kann man eine metapolitische Bewegung, die sich auf die Kommunikation junger Menschen stützt, zum Funktionieren bringen, während sie de facto von den Internet-Giganten zensiert wird? Wie finden Sie die Antwort?
Ábel Bódi, Off-line: Selbst für die GAFAM bleibt die Realität unausweichlich. Offline können sie unsere Zeichen nicht zensieren, sie können unsere Plakate nicht löschen, sie können uns Patrioten nicht auslöschen. Sie haben keinen Zensor, der jeden Aufkleber zensiert kann, das wir anbringen. Aber das ist das Wichtigste. Selbst wenn sie unsere Botschaft anderswo blockieren, muss sie wenigstens dort die Öffentlichkeit erreichen. Wir versuchen, einen Offline-Pol gegen die multinationalen Konzerne der Zustimmungsfabrik, gegen die Technologieriesen und gegen die Politiker, die sie loyal unterstützen, zu bilden, denn die Menschen gehen auch auf die Straße, sie schauen nicht nur auf Bildschirme. Und genau da müssen sie eine Alternative finden. Wir müssen die Politik auf die Straße bringen.