Polen – Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki gab am Mittwoch bekannt, dass die Regierung eine Resolution über den Bau von Atomkraftwerken in Polen verabschiedet habe, nach der das US-Unternehmen Westinghouse mit dem Bau des ersten Atomkraftwerks des Landes am Standort Lubiatowo-Kopalino (Lübtow-Koppalin, Woiwodschaft Pommern) beauftragt wird:
„Man muss sich auf bewährte Technologien, aber auch auf bewährte Partner konzentrieren […] Nach 4-5 Jahren sehr intensiver Arbeit […] haben wir uns für die amerikanische Technologie entschieden“.
Dabei erklärte der polnische Regierungschef auch, dass die Behörden in Warschau bereits den Bau eines zweiten Kraftwerks durch ein polnisch-koreanisches Konsortium in Erwägung ziehen:
„Ich möchte darauf hinweisen – im Zusammenhang mit dem Besuch des stellvertretenden Ministerpräsidenten Jacek Sasin in [Süd-]Korea –, dass […] wir für das zweite Projekt bereit sind: ein privat getragenes Projekt […], das den Bau eines Kernkraftwerks in Polen durch ein koreanisches Unternehmen unter Beteiligung polnischer Unternehmen betreffen wird.“
Am Montag, den 31. Oktober, unterzeichneten die polnischen Unternehmen PGE und ZE PAK und die koreanische Firma KHNP anlässlich des Besuchs von Herrn Sasin und in Anwesenheit des südkoreanischen Ministers für Handel, Industrie und Energie Lee Chang-Yang eine Absichtserklärung über die Entwicklung eines Plans für den Bau eines Kernkraftwerks in Pątnów (Woiwodschaft Łódź).
Morawiecki erwähnte auch ein mögliches drittes AKW-Projekt „in Zentralpolen, über dessen genauen Standort in den kommenden Monaten oder Quartalen entschieden wird“.
Im Klartext: Die polnische Regierung hat gerade beschlossen, eine echte Energierevolution einzuleiten, um die polnische „Energiepolitik nicht mehr auf teure Kohlenwasserstoffe aus aller Welt zu stützen“, und schon gar nicht „auf Kohlenwasserstoffe aus Russland“, auf die „ein seriöser Staat seine Energiepolitik nicht stützen kann“.
„Nach der Aggression Russlands gegen die Ukraine müssen wir Entscheidungen über eine stabile Stromversorgungsquelle für die Bürger und die Unternehmen Polens treffen. Kernkraftwerke sind die Sicherung unseres Energiesystems“,
erklärte der polnische Ministerpräsident die strategische Entscheidung seiner Regierung und wies ebenfalls darauf hin, dass die Kosten für den Bau des ersten Atomkraftwerks rund 20 Milliarden US-Dollar betragen würden, „was einem Betrag von 90-100 Milliarden Złoty entspricht“.
„Wir gehen mutig in diese neue Phase für den polnischen Energiesektor. Vielen Dank an alle, die Tausende von Arbeitsstunden in die Verwirklichung dieses Projekts investiert haben. Es ist das Engagement des polnischen Staates für die kommenden Jahre, das unser Stromsystem stabilisieren, zu einer billigen und sicheren Energiequelle machen und neue Arbeitsplätze schaffen wird“.
Die polnische Umweltministerin Anna Moskwa erklärte ihrerseits, dass „das polnische Atomprogramm insgesamt sechs Reaktoren zur Erzeugung von bis zu 9 Gigawatt voraussetzt“, dass die drei von Morawiecki angekündigten Kernkraftwerksprojekte 30% des polnischen Energiebedarfs decken und mittelfristig Strom zu 20-30 Euro pro MWh liefern würden, „ein unschlagbarer Preis“, so Moskwa.
Das erste polnische AKW soll 2033 in Betrieb gehen, das zweite 2035 und das dritte 2037.
Frankreich (EDF) war ebenfalls im Rennen um den Bau mindestens eines der ersten beiden Kernkraftwerke, doch Paris ist stark in die Blockierung von für Polen bestimmten EU-Geldern involviert und scheint in den bilateralen Beziehungen ideologische Fragen wie die Frage der „LGBT-Rechte“ und des „Rechts auf Abtreibung“ zu bevorzugen, was die Angebote der USA und Koreas in einem Bereich, in dem die Zusammenarbeit eine langfristige strategische Entscheidung ist, begünstigt haben könnte.