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„Wir werden alle sterben!“ : grüner Extremismus in Aktion

Sovereignty.pl ist ein englischsprachiges konservatives Portal, wo polnische Kolumnisten und Kommentatoren über die großen Themen schreiben, die die öffentliche Debatte in ihrer Heimat antreiben.

Lesezeit: 4 Minuten

Die polnischen Klimaschützer lassen sich von ihren westlichen Kollegen inspirieren. Sie sind noch nicht so radikal und ihre Aktionen sind weniger spektakulär, aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie anfangen, die Eskapaden von Paris oder London nachzuahmen. Auch in Polen ist man heute Zeuge der Ankunft der „Grünen Khmer“.

Ein Artikel von Zuzanna Dąbrowska, der auf Englisch auf Sovereignty.pl veröffentlicht wurde. Um die vollständige englische Version auf Sovereignty.pl zu lesen, klicken Sie bitte hier.

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In Großbritannien fordert die Organisation Just Stop Oil die sofortige Einstellung der Förderung fossiler Brennstoffe, da es ihrer Meinung nach ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ sei, weiterhin fossile Brennstoffe zu fördern. Sie fordern, dass die Vergabe von Konzessionen für diese Art von Aktivitäten landesweit ausgesetzt werde. Im November 2022 kündigten ihre Aktivisten an, dass sie ihre Aktionen vorübergehend aussetzen und der Regierung Zeit zum Nachdenken geben würden. Das war de facto ein Ultimatum: Entweder die Behörden kommen den Forderungen der Gegner der Öl- und Gasförderung nach, oder die Klimaschützer werden noch radikaler vorgehen. In den von JSO verteilten Dokumenten sucht man vergeblich nach rationalen und realistischen Vorschlägen für die große Transformation, die sie sich wünschen.

Just Stop Oil hat keine Zelle in Polen. Stattdessen schwenken die polnischen Klimaschützer das Banner des Kampfes gegen die Kohle. Im September 2019 blockierten Greenpeace-Aktivisten einen Kohlefrachter, der auf dem Weg in den Hafen von Danzig war. Sie malten riesige Buchstaben mit der Aufschrift „Stoppt die Kohle“ an die Seite des Schiffes. Im selben Jahr lief das Greenpeace-Segelschiff Rainbow Warrior in den Hafen ein und ankerte am Kohleterminal, wodurch das Entladen von Brennstoffen aus Mosambik nach Polen verhindert wurde. „Um zu verhindern, dass die Klimakrise zu einer Katastrophe wird, muss Polen, wie die anderen Länder der Europäischen Union, bis 2030 aus der Kohle und im nächsten Jahrzehnt aus anderen fossilen Brennstoffen – Gas und Öl – aussteigen“, warnt Greenpeace Polen, die größte und bekannteste Umweltorganisation. „Wir haben noch elf Jahre Zeit, um die Klimakatastrophe abzuwenden. Wenn nichts unternommen wird, wird die Welt, wie wir sie heute kennen, in wenigen Jahrzehnten aufhören zu existieren. Polen muss bis 2030 aufhören, Kohle zu verbrennen. Statt sich um die Sicherheit der Polinnen und Polen und die Staatsräson zu kümmern, vertritt unsere Regierung derweil die Interessen der Kohlelobby und ausländischer Brennstoffimporteure“, so Paweł Szypulski, Programmdirektor von Greenpeace Polen, 2019.

Bald alle tot, wenn wir nichts tun

Dennoch muss man zugeben, dass die polnischen Klimaschützer den westeuropäischen noch weit hinterherhinken. An den Ufern der Weichsel sind ihre wichtigste Aktionsform (noch) die Demonstrationen in den Großstädten, bei denen sich die Jugendlichen nicht nur an Straßen und Gebäuden festkleben, sondern auch Slogans schwingen, die sich oft auf die Massenkultur beziehen. Diese Aktivisten haben auch den öffentlichen Diskurs wirksam durchdrungen. Auf ihren Druck hin nahm der Bürgermeister von Warschau, Rafał Trzaskowski, einen Dialog mit dem Jugendklimastreik auf. Auch Donald Tusk bezog sich auf dem Programmkonvent der von ihm geführten liberalen Partei Bürgerplattform (PO) auf ihre Forderungen.

Wenn man sieht, wie die links-progressistischen Modelle Westeuropas in Polen erfolgreich umgesetzt werden (einschließlich des Wahnsinns der gegenderten Pronomen), erwarten wir, dass das Werfen von Lebensmitteln auf Kunstwerke auch hier bald zu einer normalen Form des Protests werden wird.

Im Übrigen eifern unsere polnischen Klimaforscher ihren Kollegen im Westen bereits nach. Das vielleicht interessanteste Beispiel für diese Art der Nachahmung ist Dominika Lasota, die nach einem Gespräch mit Präsident Andrzej Duda auf dem 27. UN-Klimagipfel (COP27) im November in den Medien auftauchte. Sie wurde schnell zur „polnischen Greta Thunberg“ erklärt. Lasota, die mit der Bewegung Fridays for Future verbunden ist, gewann an Popularität durch ihre populistischen Äußerungen über ihren Wunsch, „dass Polen in Bezug auf saubere Energie so weit wie möglich entwickelt sei, weil sie am billigsten, am schnellsten zu entwickeln und am zugänglichsten ist“.

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Es ist jedoch gut möglich, dass die Klimarevolution in Polen nicht einmal von diesen Aktivisten verteidigt werden muss. Was wäre, wenn die Behörden unseres Landes in ihrem Bestreben, Klassenbester im Kampf gegen den Klimawandel zu sein, damit beginnen würden, von sich aus extrem radikale Lösungen einzuführen? Diese Idee scheint gar nicht mehr so abwegig, nachdem die Zeitung Dziennik Gazeta Prawna einen Artikel über einen Bericht von Forschern aus Leeds veröffentlicht hatte, der für die Städtegruppe C40 Cities erstellt worden war. Warschau gehört zu diesen 100 Städten, die sich um den Aufbau „gerechter Gemeinschaften“ bemühen, und sein Bürgermeister nimmt aktiv an den im Rahmen dieses Forums organisierten Diskussionen teil. In dem betreffenden Bericht wurden Maßnahmen zur „Rettung des Klimas“ empfohlen. Für den Normalbürger erscheinen diese Ideen, die Beschränkungen für das, was man isst, und die Kleidung, die man kauft, beinhalten, völlig utopisch. So wird empfohlen, dass jeder Mensch 16 kg Fleisch pro Jahr essen darf oder in einer ehrgeizigeren Version sogar ganz auf Fleisch verzichten soll. Für Milchprodukte empfehlen die Forscher ebenfalls ein schrittweises Ziel von 90 kg pro Person und Jahr oder ein ehrgeiziges Ziel von 0 kg. Jede Person könnte acht neue Kleidungsstücke pro Jahr kaufen, auch wenn das Ziel bei nur drei liegt. Die Progressisten wollen auch die Zahl der Autos auf 190 Autos pro 1.000 Einwohner senken (heute sind es 600). Der Idealwert liegt bei null. Wenn diese Empfehlungen in Kraft treten sollten, könnte jeder zwei Flugreisen pro Jahr unternehmen, die jedoch nicht weiter als 1500 km entfernt sein dürften. Die radikale Option: ein Flug alle drei Jahre. Mitte Februar starteten die Gruppe C40 Cities und die mit dem Milliardär George Soros verbundene Open Society Foundations ein Pilotprogramm mit dem Namen „European Global Green New Deal“. Ziel des Projekts ist es, „die Rolle der europäischen Städte im Kampf gegen den Klimawandel“ zu analysieren. Warschau hat sich dem Programm angeschlossen. Es stimmt zwar, dass Trzaskowski sich von Behauptungen distanziert, er plane die Einführung von „Fleischrationierungskarten“, doch online finden sich Aufzeichnungen seiner Reden, in denen er sich damit brüstet, die Klimaforderungen hier und jetzt umzusetzen.

Natürlich haben die radikalen Forderungen der C40 die Unterstützung von Greenpeace gefunden. „All diese Veränderungen müssen dazu dienen, unsere Städte lebenswerter, gesünder und sicherer zu machen. Weniger Verkehrsunfälle, weniger Herz-Kreislauf-Erkrankungen und, was noch wichtiger ist, ohne dass wir gezwungen sind, weniger gute Dinge zu essen“, sagte der Leiter der Organisation in Polen, Paweł Szypulski.

Die Welt, die uns die Klimaaktivisten, die in einigen Bereichen offenbar von liberalen Politikern unterstützt werden, vorschlagen, ist eine Welt ohne Eigentum, mit begrenzten Möglichkeiten und mit Armut. Es sind die einfachen Menschen, die die Kosten der radikalen Energiewende tragen werden, sowohl in Form von direkten finanziellen Kosten (mit der Abkehr von der in Polen noch relativ billigen Kohle hin zu erneuerbaren Energien, die aufgrund unzureichend entwickelter Technologien teurer sind) als auch in Form von Lebensbedingungen. Die Reichen werden weiterhin Privatjets benutzen und erlesene Steaks aus Argentinien einfliegen lassen. Die anderen sollen aufhören zu fliegen und in der Illusion leben, dass die Katastrophe nur deshalb noch nicht eingetreten ist.

Vollständige Fassung dieses Artikels (auf Englisch) auf Sovereignty.pl

Übersetzung: Visegrád Post