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Die Lage der Juden ist in Mitteleuropa besser als in Westeuropa

Lesezeit: 10 Minuten

Von Olivier Bault.

Dieser Artikel wurde ursprünglich auf Kurier.plus veröffentlicht, der Seite des Instituts Wacław Felczak für polnisch-ungarische Zusammenarbeit.

Mitteleuropa – Es ist in Westeuropa nicht selten zu hören, dass Antisemitismus in den mitteleuropäischen Ländern immer noch lebhaft sei und dass insbesondere Polen bzw. Ungarn unter den derzeitigen konservativen Regierungen ein Wiederaufleben judenfeindlicher Gefühle erleben. Diese negative Meinung wird noch durch die wiederholte Angriffe Viktor Orbáns gegen den US-amerikanischen Milliardär jüdisch-ungarischer Abstammung George Soros bzw. durch die Querelen zwischen Polen und Israel bezüglich der Novelle des polnischen Erinnerungsgesetz bekräftigt. Diese Novelle erweiterte den Tatbestand des Revisionismus auf die Behauptung, dass der polnische Staat oder die polnische Nation einen Anteil an der Verantwortung am Völkermord gegen die Juden hätten, den Nazideutschland während des Zweiten Weltkriegs auf polnischem Gebiet begangen hat. Diese Novelle wurde anschließend wieder abgeschafft und eine gemeinsame Erklärung vom polnischen Ministerpräsidenten Mateusz Morawiecki und dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu unterzeichnet, doch brachte dieser Streit zutage, wie sehr die gegenseitigen Vorurteile von Polen und Juden weiterhin präsent sind. Fühlen sich die Juden in Polen und Ungarn bzw. woanders in Mitteleuropa trotzdem nicht wesentlich sicherer als in den westeuropäischen Ländern? Es ist allerdings das, was eine im vergangenen November vom jüdisch-amerikanischen International Center for Community Development veröffentlichte europaweite Studie zu zeigen scheint, was die These bestätigt, die Matthew Tyrmand – ein amerikanischer Journalist, dessen Vater, ein berühmter jüdisch-polnischer Schriftsteller namens Leopold 1966 in die USA ausgewandert war – auf Breitbart formulierte. In einem im Jahr 2016 erschienenen Editorial behauptete er, dass „trotz des westlichen Narrativs, das unterstellt, dass es in Polen einen unterschwelligen Antisemitismus gäbe, Polen eines der Länder Europas – und vielleicht sogar das Land in Europa – ist, wo man sich als Jude heutzutage am besten fühlt.“

Es gibt zwei wesentliche Gründe dafür. Erstens ist der Antisemitismus in Westeuropa im 21. Jahrhundert vorwiegend mit der wachsenden Anwesenheit einer muslimischen Bevölkerung verbunden, innerhalb deren antisemitische und antisionistische Gefühle sehr verbreitet sind. Die antisemitischen Übergriffe auf den Straßen von Städten in Deutschland, Frankreich, Schweden bzw. Großbritannien sind in der Tat heutzutage sehr selten bzw. beinahe niemals mit Rechtsradikalismus verbunden. Die meisten Angreifer sind Muslime bzw. Menschen mit muslimischem Hintergrund. Und zweitens sind die Menschen in Mitteleuropa deutlich israelfreundlicher bzw. weniger palästinenserfreundlich eingestellt als in Westeuropa. Und im Gegensatz zum übrigen Europa zeigen die mitteleuropäischen Regierungen selbst eine israelfreundlichere Haltung innerhalb der internationalen Organisationen. Polen, Ungarn und Tschechien sind praktisch seit der Wende die besten Stützen Israels in Europa gewesen. Zahlreiche antisemitische Zwischenfälle sindübrigens von linksradikalen antisionistischen und palästinenserfreundlichen Aktivisten verursacht. Dieser Trend ist innerhalb der britischen Arbeiterpartei sogar Mainstream geworden, seitdem sie vom Marxisten Jeremy Corbyn geführt wird.

Und auch wenn es heutzutage weniger Juden in Mitteleuropa gibt als in Westeuropa, scheint ihre Anzahl in Polen größer zu werden, obwohl ihre Gesamtanzahl, die gewöhnlich zwischen ein paar Tausenden und ein paar Zehntausenden geschätzt wird, in Wirklichkeit unbekannt ist. Es gibt in der Tat keine zuverlässige Statistik in der Beziehung und es ist oft schwierig zu ermitteln, ob die Polen mit jüdischer Abstammung als Juden betrachtet werden sollen. Dagegen gibt es Indizien einer wahrscheinlichen Zunahme der jüdischen Bevölkerung in Polen wie z.B. die wachsende Anzahl polnischer Pässe, die an israelische Staatsbürger ausgestellt werden. In den drei Jahren von 2015 bis 2017 waren es 10.820, was genauso viel ist wie in den sechs Jahren von 2009 bis 2014 gewesen war. Zwischen 2002 und 2017 sind es genau 28.736 polnische Pässe, die an Israelis ausgestellt wurden, die die polnische Staatsbürgerschaft erworben haben. In Ungarn scheint die jüdische Bevölkerung allerdings, deren Gesamtanzahl ebenfalls unbekannt ist, langsam aber fortwährend um ca. 1500-2000 Personen alle fünf Jahre sowohl der Alterung wie auch der wirtschaftlichen Auswanderung wegen zu schrumpfen. Die Gesamtanzahl der Juden in Ungarn wird mit 60.000 bis 110.000 für das Jahr 2015 geschätzt.

Seit dem Jahr 2000 hat jeder zehnte Jude Frankreich in Richtung Israel verlassen

Frankreich ist das Land in Europa mit der größten jüdischen Bevölkerung, die zwischen 500.000 und 600.000 geschätzt wird. Diese Bevölkerung schrumpft allerdings rapide, da viele Juden sich dafür entscheiden, Alija zu machen, sprich nach Israel auszuwandern, während andere in Länder wie die USA auswandern. Die Anzahl der französischen Juden, die zwischen 2000 und 2017 nach Israel ausgewandert sind, liegt bei ca. 55.000, was bedeutet, dass seit dem Anfang des Jahrhunderts ungefähr 10% der Franzosen mit jüdischen Wurzeln nach Israel ausgewandert sind! Die Anzahl der Abreisen stieg ab 2013 ziemlich rasant und erreichte 2015 den Rekord von 7.900 Juden, die allein in jenem Jahr Frankreich verließen. Seit 2016 sinkt die Anzahl der Abreisen aber wieder und erreichte 2018 ca. 2.600 (gegen 1.917 im Jahr 2012 vor dem Anwachsen der Auswanderungen). Die französischen Juden werden manchmal von israelischen politischen Führern selbst öffentlich dazu aufgefordert, nach Israel auszuwandern. So zum Beispiel im vergangenen Februar, als der israelische Einwanderungsminister Yoav Galan nach der Profanierung von 80 jüdischen Gräbern in einem Friedhof im Elsaß antisemitische Taten in Frankreich anprangerte und dabei die Judenangesichts des Erstarkens des Antisemitismus aufrief, Schutz in Israel zu suchen. Seine Äußerungen wurden von der französischen Regierung kritisiert. Vor ihm hatte Benjamin Netanjahu selbst seine Gastgeber anlässlich seines Besuchs in Paris nach den islamistischen Attentaten gegen die satirische Zeitschrift Charlie Hebdo und einen Koscher-Supermarkt empört, als er die Juden Frankreichs zu ihrer eigenen Sicherheit aufrief, sich in Israel niederzulassen.

In den letzten Jahren wurden mehrere Personen in Frankreich auf brutaler Weise ermordet, bloß weil sie Juden waren

Man muss leider feststellen, dass diese Attentate nicht die einzigen tragischen Vorfälle waren, die Frankreich neulich heimgesucht haben. Im Jahr 2006 wurde ein junger Jude, Ilan Halimi von einer Bande entführt, die sich selbst Les Barbares (die Barbaren) nannten, deren Anführer Youssouf Fofana ein junger Mann war, dessen muslimische Familie aus der Elfenbeinküste nach Frankreich eingewandert war. Seitdem konvertierte im Gefängnis zum radikalen Islam. Die Mitglieder jenes „Gang des Barbares“ waren überzeugt, dass sie ein ordentliches Lösegeld von Ilans Familie würden erpressen könnten, da – so dachten sie – die Juden alle reiche Leute wären. Ilan wurde drei Wochen lang brutalst gefoltert, bevor er an seinen Verletzungen starb. Ein weiteres Beispiel für eine abscheuliche Aggression mit antisemitischem Hintergrund war es, als im Dezember 2014 in Créteil nahe Paris drei junge Leute muslimischer Abstammung in die Wohnung eines jungen jüdischen Paares eindrangen. Das Paar wurde brutal zusammengeschlagen und die junge Frau wurde vor den Augen ihres Mannes von den drei Angreifern vergewaltigt. Ladji, Yacine und Omar sagten später der Polizei gegenüber aus, dass sie genau diese Wohnung ausgesucht hatten, weil deren Bewohner Juden sind und daher in ihren Augen zwangsweise reich seien. Im April 2017 folterte und tötete ein weiterer junger Mann muslimischer Abstammung die jüdische Pensionistin Sarah Halimi in ihrer Pariser Wohnung. Der Mann wohnte im gleichen Gebäude wie sein Opfer, das ihn sogar kannte. Bevor er Frau Halimi über den Balkon hinunterwarf, hörten die von den Nachbarn herbeigerufenen Polizisten, wie der Mörder „Allahu akbar“ [Gott ist groß!“] rief, was sie dazu bewegte, auf Verstärkung zu warten, bevor sie die Tür der Wohnung einschlugen, da sie dachten, mit einem islamistischen Terroristen zu tun zu haben. Im März 2018 wurde eine Überlebende der Schoah auf ihrem Pflegebett in ihrer Wohnung der Avenue Philippe-Auguste in Paris erstochen (im gleichen 9. Bezirk, wo Sarah Halimi ein Jahr zuvor ermordet worden war). Laut dem Mittäter Alex Carrimbacus hatte Yacine Mihoub seinem Opfer vorgeworfen, eine Jüdin zu sein, bevor er auf sie einschlug und dabei ebenfalls „Allahu akbar“ geschrien.

Es handelt sich dabei also nicht nur um Angriffe, worüber die ganze Presse wegen ihrer extremen Brutalität berichtete bzw. im Allgemeinen sträuben sich die französischen Behörden sehr stark dagegen, den antisemitischem Charakter der Übergriffe gegen Juden zu erkennen, da sie Angst davor haben, zu zuzugeben, dass Einwanderung und Islam die Ursache für ein Erstarken des Antisemitismus im Lande sein können. Trotzdem lassen die offiziellen Statistiken für 2018 erscheinen, das die antisemitischen Vorfälle um 74% gegenüber 2017 gewachsen sind, mit insgesamt 541 Vorfällen, darunter 81 physische Aggressionen gegen Juden. In einigen Fällen handelt es sich um Mordversuche. Wegen der terroristischen Angriffe, die in der Vergangenheit auf Juden gezielt haben (wie der Lehrer bzw. die drei- bis fünfzehnjährigen Kinder, die 2012 in der jüdischen Schule Ozar Hatorah in Toulouse aus nächster Nähe getötet wurden, oder die vier Besucher, die 2014 im jüdischen Museum in Brüssel vom französischen Staatsbürger Mehdi Nemmouche erschossen wurden); 84 jüdische Stätten in Frankreich (darunter die Synagogen und die jüdischen Schulen) werden rund um die Uhr von bewaffneten Soldaten bewacht. Man merke, dass eine solche Überwachung in den mitteleuropäischen Ländern wie z.B. diejenigen der Visegrád-Gruppe (Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn)  gar nicht notwendig ist.

Die Juden haben die inzwischen mehrheitlich muslimischen Pariser Vororte verlassen

Die von den Franzosen jüdischen Glaubens erlebte Unsicherheit hat sie dazu bewegt, gesamte Viertel in den Pariser Vororten zu verlassen, wo nun eine Mehrheit der Bevölkerung aus Muslimen besteht. Die meisten haben übrigens auch ihre Kinder aus den öffentlichen Schulen herausgenommen, da wo Juden noch leben können, diese dann private Schulenbevorzugen, wo ihre Kindernicht von Kameraden aus muslimischen Familien belästigt werden bzw. nicht ständig „Judena…!“ oder „Tod den Juden!“ hören müssen, zwei Redewendungen, die gemäß Berichten des Unterrichtsministeriums inzwischen Gang und Gäbe an den Schulen geworden sind.

Über die im Islam traditionelle intolerante und diskriminierende Haltung gegenüber allen Nichtmuslimen hinaus ist die Ursache dieser neuen Art des Antisemitismus, der sich nun in Frankreich und sonst in Europa entwickelt, auch darin zu suchen, dass man mit der massiven Einwanderung aus muslimischen Ländern den israelisch-palästinensischen Konflikt mitimportiert hat. Ein deutliches Beispiel für diese Tatsache konnte anlässlich einer in Paris im Juli 2014 als Reaktion zum Bombardement des Gazastreifens durch Israel organisierten pro-palästinensischen Demonstration beobachtet werden. Während dieser Demonstration wurde mehrmals in Anwesenheit von linken Abgeordneten „Tod den Juden!“ ausgerufen bzw.wurden acht Synagogen angegriffen. Noch vor kurzem wurde der französische jüdische Philosoph Alain Finkielkaut im Februar auf der Straße in Paris von Demonstranten der Gelben Westen beschimpft – eigentlich vielmehr als vermuteter Sionist als als Jude – und es ergab sich dann rasch, dass der Anführer der aggressiven antisionistischen Gruppe, die den Philosophen beschimpft hatte, ein polizeibekannter Radikalislamist ist. Der Philosoph erklärte selbst etwas später, dass diejenigen, die heute die Juden verfolgen, „nicht so aussehen, wie die Faschisten und die Nazis“, und dass „dies beunruhigend ist, denn dies hat mit dem neuen demographischen Gesicht Frankreichs zu tun und dies langedauern“ werde. „Eine gewisse für die Juden glückliche und ruhige Zeit geht langsam zu Ende,“ sagte er dann traurig zum Schluss. Vor einigen Jahren hatte der gewöhnlich äußerst politisch korrekte Vorsitzende des Repräsentativen Rats der Jüdischen Institutionen in Frankreich (Conseil représentatif des institutions juives de France, CRIF) Roger Cukierman die großen Medien und die Mainstream-Politiker damit schockiert, dass er ohne Umschweife gesagt hatte, dass die meisten Urheber antisemitischer Straftaten junge Menschen mit Migrationshintergrund und öfters auch Muslime seien.

Anwachsen der antisemitischen Übergriffe in Deutschland seit der neulichen massiven Ankunft von Migranten

Frankreich bildet leider in diesem Bereich keine Ausnahme in Westeuropa. Die Situation hat sich in mehreren weiteren Ländern ebenfalls verschlechtert, wo weniger Juden leben, so z.B. in Deutschland, wo anfangs Oktober 2015 kaum einen Monat nach der Öffnung der Grenzen für die illegalen Einwanderer der Balkanroute (mit einer besonders günstigen Behandlung für die Syrer)Josef Schuster, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, seine Sorgen vor Angela Merkel angesichts der massiven Ankunft von Menschen aussprach, bei denen die Kultur der Intoleranz, der Antisemitismus und der Haß gegenüber Israel sehr verbreitet sind. Der Deutsche Josef Schuster und der Österreicher Oskar Deutsch, der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, hatten dann ihre jeweiligen Regierungen aufgerufen, der Anzahl der Migranten eine Obergrenze zu setzen, die jedes Jahr ins Land einwandern dürfen. Heute empfiehlt Josef Schuster, der von Angela Merkel nicht angehört wurde, den Juden, die Kippa auf den Straßen der deutschen Städte nicht mehr zu tragen. Diese Empfehlung wurde im April 2018 nach dem brutalen Übergriff auf zwei Juden – einen 24jährigen deutschen Staatsbürger und einen 21jährigen Israeli – ausgesprochen, die in Deutschland und im Ausland für Aufsehen gesorgt hatte. Einer der drei Angreifer, ein 19jähriger Flüchtling aus Syrien wurde dabei gefilmt, wie er das Wort „Jahudi“ – das arabische Wort für „Jude“ schrie –, während er auf die Opfer schlug. Es handelte sich um keinen Einzelfall. Im Jahr 2017 wurde allein in Berlin wegen 21 antisemitischer Aggressionen an den Schulen Anzeige bei der Polizei erstattet. Insgesamt gab es in dem Jahr nicht weniger als 288 Aggressionen mit antisemitischem Hintergrund in der deutschen Hauptstadt. Unter den Fällen von Belästigung in der Schule war einer besonders abscheulich: ein 14jähriger jüdischer Junge musste seine Schule im Stadtteil Friedenau wegen der regelrechten Persekution verlassen, der er dort seitens anderer Schüler ausgesetzt wurde. Manche strangulierten ihn und drohten gar damit, ihn zu ermorden. Die Anzahl von 288 antisemitischen Vorfällen in Berlin im Jahr 2017 war zweimal so hoch wie das, was vor der großen Migrantenwelle der Jahre 2015-2016 registriert wurde. In Deutschland brauchen nunmehr jede jüdische Schule und jede Synagoge unmittelbaren Polizeischutz. Was die Schulen anbelangt, so hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, einen direkten Zusammenhang zwischen dem Anwachsen der antisemitischen Vorfälle und der hohen Anzahl an Migranten an den Schulen festgestellt.

In Deutschland leben etwa 250.000 Juden, wobei die meisten von ihnen (ca. 215.000) nach 1991 aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion eingewandert sind. Ferner beherbergt die Bundesrepublik immer mehr israelische Auswanderer und erlebt eine neue Einwanderungswelle von britischen Juden, deren Familien Deutschland unter der NS-Herrschaft verlassen mussten, und denen das deutsche Gesetz die deutsche Staatsbürgerschaft auf Antrag gewährt. Übrigens scheint einer der Hauptgründe für die Auswanderung aus Großbritannien mit dem Anwachsen des Antisemitismus in diesem Land verbunden zu sein. Laut einer von The Jewish Chronicle organisierten Umfrage würden beinahe 40% der 290.000 Juden des Landes „ernsthaft überlegen auszuwandern,“ wenn der Leader der Arbeiterpartei Jeremy Corbyn Premierminister werden sollte. Manche scheinen also Deutschland – trotz seiner Nazivergangenheit und des derzeitigen Anwachsens antisemitischer Übergriffe – noch zu bevorzugen. Im Jahr 2018 gab es in Deutschland 1.646 Übergriffe gegen Juden (davon 62 mit physischer Gewalt, wobei 43 Verletzte zu beklagen sind), was einer Steigerung von 9,4% gegenüber 2017 entspricht, wo es „nur“ 37 Fälle physischer Gewalt mit antisemitischem Hintergrund gegeben hatte. In Berlin wie auch in Paris ist es nunmehr möglich „Tod den Juden“ während mancher pro-palästinensischer Demonstrationen skandieren zu hören.

In Mitteleuropa spüren die Juden auch den Antisemitismus aber dort fühlen sie sich mehr in Sicherheit

Im Vergleich gab es im Jahr 2017 genau 73 antisemitische Vorfälle gegeben (gegen 101 im Jahr 2016) und in den meisten Fällen handelte es sich um „Verhetzung“ im Internet bzw. Schmierereien mit antisemitischem Inhalt. Insgesamt gab es in der Tat nur 12 angezeigte Fälle von Beleidigung bzw. Bedrohung gegen Juden und drei physische Aggressionen, davon zwei dem Opfer materiellen Schaden zufügten, aber es gab keine Körperverletzungen.

Das bedeutet nicht, dass die Juden selbst Antisemitismus nicht als ein Problem in Polen bzw. woanders in Mitteleuropa empfinden, wie eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte aus dem Jahr 2018 dies offenbarte. Es wurden hierfür mehr als 16.000 Juden in 12 europäischen Ländern befragt. 77% der ungarischen Juden und 85% der polnischen Juden betrachten Antisemitismus als ein Problem in ihrem Land. Allerdings sind es Deutschland, Schweden und Großbritannien, die die größte Steigerung des Anteils an Juden aufweisen, die es überlegen, auszuwandern, was auch zeigt, dass die Art des von den Juden erlittenen Antisemitismus in diesen Ländern schlimmer ist.

Die Feststellung wird von der oben erwähnten Studie, die im vergangenen November vom jüdisch-amerikanischen International Center for Community Development veröffentlicht wurde. Es handelte sich dabei um den vierten Fragebogen dieser Art, der an die jüdischen Gemeindefunktionäre bzw. Geschäftsleute in Europa und in der Türkei adressiert wurde bzw. um die im April-Mai 2018 von 893 dieser Funktionären und Geschäftsleute aus 29 Ländern gelieferten Antworten, wobei die höchsten Beantwortungsraten in Frankreich, Deutschland, Ungarn, Großbritannien, Polen, Italien, den Niederlanden, Griechenland, Spanien, Rumänien, der Türkei und Tschechien verzeichnet wurden. Diese Studie zeigt, dass nur 76% der westeuropäischen Juden sich in Sicherheit fühlen, gegen 96% ihrer Genossen im ehemaligen Osteuropa.

„Die Juden fühlen sich im konservativen Osteuropa sicherer als im liberalen Westen,“ schlussfolgerte Evelyn Gordon im jüdisch-amerikanischen Magazin Commentary, und fügte hinzu: „Weitere Studien haben gezeigt, dass die Juden in Westeuropa wesentlich mehr Gefahr laufen, mit physischer Gewalt konfrontiert zu werden als in Osteuropa. Im Jahr 2017 haben z.B. die 100.000 ungarischen Juden keinen einzigen physischen Übergriff angezeigt, während die 250.000 Juden Großbritanniens 145 Fälle zu beklagen hatten.

Übersetzt von Visegrád Post.