Polen/Weißrussland – Die Beziehungen zwischen Polen und Weißrussland sind nicht sehr gut. Abgesehen von der offiziellen Unterstützung der Warschauer Behörden für die weißrussische Opposition, vor allem nach den letzten Präsidentschaftswahlen im August letzten Jahres, werden Warschaus Gedenken am 1. März, anläßlich des nationalen Gedenktags für die „verstoßenen“ Soldaten, und Minsks Ankündigung, nunmehr der „Befreiung Westweißrusslands“ im Jahr 1939 gedenken zu wollen, die Lage sicher nicht verbessern.
Die verstoßenen Soldaten, Helden in Polen, Kriegsverbrecher für Weißrussland
Und gerade die Frage der Ehrung der so genannten verstoßenen Soldaten – polnische Soldaten, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs weiter (gegen die Sowjets) für die Unabhängigkeit und Freiheit Polens kämpften – hat gerade die Spannungen zwischen Warschau und Minsk erhöht, die weißrussischen Behörden, die dieses Gedenken als „Heroisierung von Kriegsverbrechern [und] eine zynische Rechtfertigung des am weißrussischen Volk begangenen Völkermords“ betrachten und diese polnischen nationalistischen Kämpfer auf eine Stufe mit den ukrainischen nationalistischen Kämpfern der Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) von Stepan Bandera und Roman Schuchewytsch stellen, die sich – im Gegensatz zu den ebenfalls gegen sie kämpfenden polnischen Truppen – mit den Truppen Hitlers verbündeten, an deren Seite sie mitkämpften. In dieser Frage stehen sich also die polnische und die weißrussische Sichtweise frontal gegenüber.
Teilnahme des polnischen Konsuls an einer auf weißrussischem Gebiet verbotenen Gedenkveranstaltung
Am Sonntag, dem 28. Februar, nahm der polnische Konsul in Brest, Jerzy Timofiejuk, an einer inoffiziellen – und in diesem Fall in Weißrussland verbotenen – Zeremonie zum Gedenken an die verstoßenen Soldaten in Brest teil – heute weißrussisch, aber vor 1939 ein Teil von Polen. Die weißrussischen Behörden nahmen Anstoß daran und das weißrussische Außenministerium lud den Geschäftsträger der polnischen Botschaft in Minsk, Marcin Wojciechowski, vor, um ihm mitzuteilen, dass der polnische Konsul in Brest nun Persona non grata in Belarus sei: „Die grundsätzliche und konstante Position der belarussischen Seite gegenüber den ‚verstoßenen Soldaten’ und ihren typischen Vertretern – der Bury-Bande – bleibt unverändert und wurde der polnischen Seite bei mehreren Gelegenheiten auseinandergesetzt.
Die Heroisierung von Kriegsverbrechern, die zynische Rechtfertigung des Völkermords, der an der weißrussischen Nation begangen wurde, eine schwerwiegende Verletzung der Verpflichtungen der polnischen Seite, die mit der Unzulässigkeit der Heroisierung des Nationalsozialismus verbunden sind, ist für uns absolut inakzeptabel“,
sagten die Minsker Behörden. Folglich wiesen die weißrussischen Behörden den polnischen Konsul in Brest aus, da sie das Gebahren des Konsuls als eine „Verletzung des Völkerrechts“ und in diesem Fall eine „flagrante Verletzung der Wiener Konvention“ betrachten.
Die Reaktion Warschaus ließ nicht lange auf sich warten. Der stellvertretende Direktor des polnischen Außenministeriums, Marcin Przydacz, erklärte:
„Polen wird unverzüglich und angemessen unter Anwendung des Prinzips der Gegenseitigkeit auf die ungerechtfertigte Entscheidung der weißrussischen Behörden reagieren, den polnischen Konsul in Brest als Persona non grata zu betrachten“.
A priori bedeutet dies, dass Polen in den kommenden Tagen einen weißrussischen Diplomaten ausweisen sollte.