Slowakei – Die Seifenoper Sputnik V scheint nach vielen Wendungen seit der Ankunft des russischen Impfstoffs am 1. März auf dem Rollfeld des Flughafens Kaschau, wohin der damalige Ministerpräsident Igor Matovič und der damalige Gesundheitsminister Marek Krajčí eigens angereist waren, um ihn auf einer eigens einberufenen Pressekonferenz mit großem Tamtam in Empfang zu nehmen, wieder in Gang zu kommen.
Der Kauf von Sputnik V löste eine Regierungskrise aus
Dieser Alleingang von Ministerpräsident Igor Matovič – der seine Koalitionspartner nicht im voraus informiert hatte, was diese ziemlich verärgert hatte – hatte zum Ausbruch einer Regierungskrise geführt: Bereits am nächsten Tag, dem 2. März, hatte die slowakische Präsidentin Zuzana Čaputová erklärt:
„Der Einsatz des russischen Impfstoffs ist kein Ausdruck von Mut oder diplomatischem Erfolg“,
während sich die anderen Parteien der Koalition, insbesondere die liberal-konservative Sloboda a Solidarita (Freiheit und Solidarität, SaS), deutlich von einem Regierungschef distanzierten, der sich sogar den Luxus erlaubte, einen diplomatischen Zwischenfall mit der Ukraine zu provozieren, indem er scherzhaft behauptete, er habe Russland Subkarpatien (das 1920-1938 ein Teil der Tschechoslowei gewesen war) im Austausch für besagten Impfstoff angeboten. So sehr, dass Matovič schnell zum Rücktritt aufgefordert wurde. Und schließlich wurde die Krise am 28. März durch einen Postentausch zwischen Ministerpräsident Igor Matovič und Finanzminister Eduard Heger gelöst.
Chargenkontrollen durch ein ungarisches Labor
Ein ungarisches Labor wurde daraufhin mit der Aufgabe betraut, die von Russland gelieferten Impfstoffdosen zu analysieren, da die slowakische Pharmaagentur (ŠÚKL) festgestellt hatte, dass einige Chargen nicht der Norm entsprachen und nicht verwendet werden konnten. Schließlich konnte Matovič, der, obwohl er nicht der Gesundheitsminister ist, die Überprüfung durch ungarische Labore organisiert hatte, die ihren Bericht am 6. Mai ablieferten, am 10. Mai auf seinem Facebook-Account verkünden:
„Nach den ausgezeichneten Ergebnissen der Sputnik V-Tests in einem von OMCL [von der Europäischen Union anerkannten] zertifizierten Labor in Ungarn und nach drei Monaten allerlei Behinderungen durch die Mächtigen, steht in den nächsten Tagen auch in der Slowakei der Start der Impfung mit Sputnik V bevor.“
Dieser Meinung war auch der neue slowakische Gesundheitsminister Vladimír Lengvarský: „Die Ergebnisse der in Ungarn [auf Wunsch der Slowakei] durchgeführten Forschung zum russischen Impfstoff gegen das Coronavirus […] sind gut.“
Impfdosen verfallen im Juli
So war es nur logisch, dass Vladimír Lengvarský gestern endlich verkündete, dass die Slowakei ab dem 7. Juni mit Sputnik V impfen wird – obwohl der Impfstoff von der Europäischen Arzneimittelagentur (noch) nicht zugelassen wurde.
Technisch gesehen ist es höchste Zeit, denn die am 1. März gelieferten Impfdosen für die ersten Spritzen laufen im Juli ab, während die Impfdosen für die zweite Spritze im August ablaufen.
Nach Ungarn wird also die Slowakei der zweite EU-Mitgliedstaat sein, der den russischen Impfstoff Sputnik V einsetzt. Sobald die 200.000 verfügbaren Impfdosen aufgebraucht sind, wird die Slowakei jedoch dann auf grünes Licht von den europäischen Gesundheitsbehörden warten, bevor sie weitere bestellt.