Ungarn – Die von sechs ungarischen Oppositionsparteien – DK, Jobbik, LMP, Momentum, MSZP und Párbeszéd – organisierten Vorwahlen zur Nominierung gemeinsamer Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten und für jeden der 106 Wahlkreise haben am Samstag, den 18. September um 6 Uhr morgens begonnen, doch wurden sie ein paar Stunden später unterbrochen und am Montag, den 20. September um 7 Uhr morgens fortgesetzt. Die Opposition beklagt einen Cyberangriff auf das Computersystem, während die Abstimmung noch zwei Tage, bis zum 28. September um 20 Uhr, dauern soll.
Ein groß angelegter Cyberangriff: China und Fidesz verdächtigt
Laut einer am Samstagmittag veröffentlichten Erklärung des Nationalen Vorwahlkomitees,
„waren die Computersysteme der Vorwahlen von einem groß angelegten Cyberangriff betroffen, dessen Ursprüng derzeit unbekannt sind […] Es handelte sich nicht um eine einfache, bekannte Form des Angriffs, sondern um einen komplexeren Versuch, der viele Schritte umfasste.
Die Fortsetzung der Vorwahlen in diesem Stadium würde ein technisches Risiko unbekannten Ausmaßes darstellen.“
Alle sechs Parteien machten den Fidesz von Viktor Orbán für den Anschlag verantwortlich und argumentierten, ohne näher darauf einzugehen, dass der Fidesz ein Interesse daran habe, dass die Vorwahlen sabotiert werden. Dávid Bedő (Momentum), Mitglied des Nationalen Vorwahlkomitees (der progressistischen Opposition), behauptet, dass die interne Untersuchung des Angriffs darauf hindeutet, dass der Angriff aus China gekommen sei.
Ein unterdimensioniertes Computersystem?
Abgesehen von der Hypothese eines externen Computerangriffs sei das System nach Ansicht einiger von Index befragter Computerexperten entweder „unterdimensioniert“ gewesen und habe daher nicht die Teilnahme einer großen Anzahl von Personen an der besagten Abstimmung unterstützt, oder es habe tatsächlich einen „Überlastungsangriff“ gegeben, der denselben Effekt künstlich hervorgerufen habe. Allerdings werde ein solches System in der Regel vorher einem „Stresstest“ unterzogen, so dass entweder das System „schlecht getestet“ worden sei oder es tatsächlich einen Angriff von außen gegeben habe. Allerdings,
„solle ein System im Falle eines Angriffs von außen nicht zwei Tage lang abgeschaltet werden,“
was somit bedeuten würde, dass „das System nicht richtig gegen einen Lastangriff vorbereitet war“.
Es ist daher wahrscheinlich, dass es einen Cyberangriff auf das primäre Computersystem der Opposition gab, das aber nicht richtig darauf ausgelegt war, diesem Angriff standzuhalten. „Sie sollen nicht andere für ihre eigenen Fehler verantwortlich machen“, teilte der Fidesz mit 24 Stunden, nachdem er von der Opposition diesbezüglich angeprangert worden war.