Ungarn – Die Spannung wird nicht sehr lange angehalten haben, denn der Trend war von Beginn der Auszählung an klar. Die Kandidatin der Demokratischen Koalition (DK), Klára Dobrev, hat die erste Runde der Vorwahlen der ungarischen Opposition für sich entschieden.
Klára Dobrev führt in allen Wahlkreisen
Von den 616.512 gültig abgegebenen Stimmen erhielt die Ehefrau des ehemaligen sozialistischen Ministerpräsidenten Ferenc Gyurcsány 214.319 Stimmen (34,7 %) und lag damit vor dem Budapester Bürgermeister Gergely Karácsony (168.396 Stimmen, 27, 3%) sowie Péter Márki-Zay dem Bürgermeister von Neumarkt an der Theiß – Hódmezővásárhely (123.453 Stimmen, 20,0%), dem Jobbik-Kandidaten Péter Jakab (86.909 Stimmen, 14,1%) und dem Momentum-Vorsitzenden András Fekete-Győr (20.944 Stimmen, 3,4%). Darüber hinaus liegt Klára Dobrev in allen Komitaten des Landes sowie in 84 von 106 Wahlkreisen in Führung.
Dieser Vorteil der Demokratischen Koalition spiegelte sich auch in der Nominierung von Einzelkandidaten in den Wahlkreisen wider:
Die Partei von Dobrev/Gyurcsány erhielt 32 von 106 Nominierungen, gegen 29 für die Jobbik (eine zentristische, ehemals rechtsextreme Partei), 18 für die Sozialistische Partei, 15 für Momentum, 6 für Párbeszéd, 5 für die Grünen und eine für die Neue Weltvolkspartei (Új Világ Néppárt)
eines ehemaligen Fidesz-Ministers, József Pálinkás.
Gyurcsány: „Klára Dobrev war großartig…“
Klára Dobrevs Wahlkampfleiter und stellvertretender Vorsitzender der Demokratischen Koalition, Csaba Molnár, machte keinen Hehl aus seiner Zufriedenheit über diesen ersten Erfolg: „Die erste nationale Vorwahl in Ungarn wurde von der Demokratischen Koalition gewonnen […]
Heute Abend ist Klára Dobrev zum gemeinsamen Nenner nicht nur für die Wähler der DK, sondern aller Oppositionsparteien geworden.“
Ferenc Gyurcsány begrüßte seinerseits das Ergebnis seiner Frau: „Klára Dobrev war im Wahlkampf großartig und wird als Regierungschefin ebenso großartig sein.“ Die Kandidatin selbst meinte:
„Der Wandel hat in den letzten Wochen begonnen und ist noch nicht abgeschlossen. Wir werden nicht aufhören, bis wir im nächsten April sagen können, dass wir in einer europäischen demokratischen ungarischen Republik leben. Das ist das Ziel, das uns leitet.
In der Zwischenzeit werden die drei Spitzenkandidaten der ersten Runde (Klára Dobrev, Gergely Karácsony und Péter Márki-Zay) im Oktober zu einer zweiten Runde zusammenkommen.
Es ist noch nichts entschieden
Der Bürgermeister von Hódmezővásárhely, Péter Márki-Zay, der sich überraschend für die zweite Runde dieser Vorwahl qualifiziert hat – er gewann 2018 das Amt des Bürgermeisters in dieser Kleinstadt, indem er zunächst eine einheitliche Strategie der Opposition einschließlich der Jobbik verfolgte – lässt weiterhin offen, ob er sich zugunsten eines der beiden anderen Kandidaten zurückziehen werde.
Sollte Péter Márki-Zay in der zweiten Runde bleiben, dann ist der Sieg von Klára Dobrev so gut wie sicher, was für die Regierungsmehrheit eine gute Nachricht wäre, da sie dann gegen Klára Dobrevs Ehemann, Ferenc Gyurcsány wahlkämpfen könnte. Péter Márki-Zay möchte sich teuer verkaufen und bleibt daher vage, indem er meint, er sehe nicht ein, warum er sich automatisch zugunsten des Budapester Bürgermeisters Gergely Karácsony zurückziehen solle, während er erklärt, er habe gewisse Gemeinsamkeiten mit Klára Dobrev, auch wenn er eine Kandidatur der Frau von Ferenc Gyurcsány für keine gute Idee halte.
Andererseits ist es klar, dass die erste Runde dieser Vorwahl eine eine goldene Regel der ungarischen Politik bestätigt hat:
Eine landesweite Wahl wird durch den Sieg in der Provinz gewonnen.
Folgt man dieser Logik, so stellt man fest, dass die Kandidatur von Gergely Karácsony, der nur in und um Budapest gewann, während DK und Jobbik in den Provinzen siegten, nicht unbedingt die beste Option für die Opposition im April 2022 sei.
Die DK wird dieses Argument in den kommenden Tagen wahrscheinlich ausspielen und hat bereits angekündigt, dass sie nicht an den parteiübergreifenden Verhandlungen teilnehmen werde, während Péter Márki-Zay in seiner geschickten Nische als Oppositioneller innerhalb der Opposition bleibt und rechte Töne sowie konservative Töne anschlägt, die sowohl Dobrev als auch Karácsony aus dem Konzept bringen.