Dieser Artikel ist am 6. Dezember 2021 in der Magyar Nemzet erschienen.
Epigraph:
„Kannst du dir das Gekicher dieses Brüsseler Satans vorstellen, der auf die geniale Idee gekommen ist, uns zu zwingen, den muslimischen Vornamen Malika anstelle von Maria zu verwenden? Nun, mit diesem Gekicher im Gesicht wollen sie Europa finanziell, wirtschaftlich, politisch, demographisch und mental ersticken. Aber vor allem mental. Denn danach wird alles andere nur noch ein Kinderspiel sein.“ (Text, der von einem Freund geschickt wurde, nachdem der Geheimplan der Europäischen Kommission aufgedeckt wurde).
Eurṓpē war die Tochter eines phönizischen Königs und pflückte am Meer Blumen, als Zeus sie erblickte und sich sofort in sie verliebte. In Gestalt eines wunderschönen weißen Stiers näherte er sich dem Mädchen und kniete vor ihr nieder; das Mädchen wiederum stieg auf seinen Rücken, nachdem sie ihm einen Blumenkranz um den Hals gelegt hatte. Zeus raste weiter und erreichte die Insel Kreta, wo er seine menschliche Gestalt annahm und seine Reiterin zu seiner Frau machte, die dann drei Kinder gebar – Sarpedon, Rhadamanthos und den berühmtesten der drei: Minos.
Soweit die wunderbare Legende von Eurṓpē. Heute ist das alles natürlich nur noch ein Grund für eine #metoo-ähnliche Empörung.
Denn diejenigen, die zwar sehr viel wollen, aber nie etwas erreicht haben, die hassen. Diejenigen, die heute hassen, sind diejenigen, die wirklich hassen. (Und das erkennt man am sichersten daran, dass sie ständig von Liebe reden: Sie lieben jeden, und man muss jeden lieben). Diejenigen, die wirklich hassen, basteln sich eine Ad-hoc-Ideologie. Mit einer Ideologie bist du bereits jemand. Aber von da an bist du gezwungen, an deiner Ideologie festzuhalten und weiter zu hassen, denn ohne sie fällst du zurück ins Nichts der unerfüllten Wünsche. Auf diese Weise sind all die Ideologien für Kranke unserer Zeit entstanden. Und auf diese Weise sind alle Ideologien für Kranke zu allen Zeiten entstanden: vom Jakobinismus bis zum Nationalsozialismus und vom Bolschewismus bis zu #metoo und den heutigen „Campus“, auf denen die beiden wichtigsten Orte der Safe Space und der Lehrstuhl für Genderstudien sind. (Wenn du mir nicht glaubst, dann wirf doch mal einen Blick auf Zita Gurmai [Abgeordnete im ungarischen Parlament für die Ungarische Sozialistische Partei – AdÜ.], die ihr metoo-Schild hochhält. Ah, du siehst es ja…)
Menschen, die unter Selbsthass leiden, neigen dazu, sich in die Welt um sie herum zu projizieren. Diese Art von Persönlichkeit hat es schon immer gegeben. Nur ist es bislang noch nie, aber auch gar nicht vorgekommen, dass sie so bodenständig sind. Denn, wie wir Péter Gothár sagen hörten (woraufhin er ordentlich niedergemacht wurde, obwohl er lange Zeit über einen kleinen, nicht ekligen Ruf in der liberalen Linken verfügte): „Zurückholen ist eine Sache, aber es kommt darauf an, auf welcher Ebene man es tut …“.
Babits blieb einem bestimmten Niveau verhaftet:
Der einzige, der weiß, wie man Held meines Gedichts ist, bin ich / der Erste und der Letzte in jedem meiner Lieder: / ich strebe danach, das Universum in einem Gedicht zu erfassen, / aber ich bin nie über meine Person hinausgekommen // Und ich glaube schließlich, dass es nichts außerhalb von mir gibt, / aber – vorausgesetzt, es gibt ihn – Gott, was denkt er darüber? // Es passiert der Nuss, dass sie in einer Nuss eingeschlossen bleibt / und darauf wartet, dass sie knackt, bah, ich bin angewidert. // Es gibt keine Möglichkeit, diesem verhexten Kreis, der ich bin, zu entkommen, / nur mein Pfeil kann nach draußen springen: mein Verlangen – / aber ich weiß es genau: Die Intuition meines Verlangens täuscht mich. // Was mich betrifft, so bleibe ich mein eigenes Gefängnis, / denn das Subjekt wie auch das Objekt bin ich, / leider bin ich das Omega, leider bin ich das Alpha.
Aber diese Kinder von heute, sie sind nicht mehr dem Ekel unterworfen. Sie kennen keine Andersartigkeit, sondern nur sich selbst, die Projektion ihres Selbsthasses, ihres Scheiterns und die Ideologie, die sie sich daraus gebastelt haben. Diese Ideologie erhebt natürlich immer den Anspruch, die gesamte Welt zu verändern. Ja, wie kann man sich mit weniger zufrieden geben? Wer nichts hat, dem muss die ganze Welt gehören – und zwar sofort! Denn schließlich leiden sie an Selbsthass und meinen deshalb, die Welt müsse umgestaltet werden. Denn es versteht sich von selbst, dass die Welt an allem schuld ist.
Wie Albert Camus über die Nazis schrieb: Diese Verrückten wären in der Lage gewesen, die ganze Welt auszulöschen – wenn sie schon nicht ewig leben können, dann soll auch nichts überleben. Dieses Verbrechen ist in seiner Unbußfertigkeit zumindest großartig. Aber hören wir weiter Camus zu, damit unsere Ernüchterung vollständig sei: „Aber von dem Moment an, in dem man mangels Charakter dazu rennt, sich eine Doktrin zu geben, von dem Moment an, in dem das Verbrechen vernünftig wird, wuchert es wie die Vernunft selbst, es nimmt alle Figuren des Syllogismus an. […] Die Ideologie leugnet heute nur noch die anderen, die allein betrügen. […] Aber diese Reflexion liefert uns im Moment nur einen einzigen Begriff, nämlich den des Absurden. […] Wenn wir an nichts glauben, wenn nichts einen Sinn ergibt und wenn wir keine Werte bestätigen können, ist alles möglich und nichts von Bedeutung. Es gibt kein Für und Wider, der Mörder hat weder Recht noch Unrecht. Man kann Krematorien ausräuchern, wie man sich auch der Pflege von Leprakranken widmen kann. Bosheit und Tugend sind Zufall oder Laune. […] Der absolute Nihilismus, der den Selbstmord legitimiert, läuft noch leichter zum logischen Mord über. […] Der Mensch ist die einzige Kreatur, die sich weigert, zu sein, was sie ist.“
Nicht schlecht, oder? Vor allem das: „Wenn man an nichts glaubt, wenn nichts einen Sinn ergibt und wenn wir keine Werte bestätigen können, ist alles möglich und nichts von Bedeutung.“ Und das: „Der Mensch ist das einzige Geschöpf, das sich weigert, das zu sein, was es ist.“ Aus diesem Grund können Männer nun gebären. Da nichts mehr Bedeutung hat. Das grandiose Verbrechen, das „die ganze Welt mit uns untergehen lassen“ wollte, hat eine Maus mit Zwergenwuchs hervorgebracht, die fordert, „dass auch Männer gebären können“.
Das kollektive Bewusstsein der Menschheit, das Jahrtausende umspannte, und die individuelle Perspektive, die die Generationen verband, reichen nur noch – rückblickend – bis zu dem Fernseher, den ich letztes Jahr am Black Friday billig gekauft habe, und – in die Zukunft gerichtet – bis zu den Likes, die mir das, was ich morgen auf Facebook zu posten gedenke, einbringen sollte. Wo ist Camus‘ „homme révolté“ geblieben? „Die Revolte entsteht aus dem Schauspiel der Unvernunft angesichts eines ungerechten und unverständlichen Zustands. Aber ihr blinder Elan fordert Ordnung inmitten des Chaos und Einheit im Herzen dessen, was flieht und verschwindet. Sie schreit, sie fordert, sie will, dass der Skandal aufhört und dass sich endlich festsetzt, was bislang ohne Unterlass auf dem Meer geschrieben wurde.“ Aber heute haben wir nicht einmal mehr einen Stein, in den wir etwas eingravieren könnten: Uns bleibt nur noch das Meer. Lassen Sie mich betonen, was Camus über die Nazis und das schreckliche Jahr 1945 schrieb: „Diese Logik hat die Werte des Selbstmords, von denen sich unsere Zeit ernährt hat, bis zu ihrer äußersten Konsequenz, dem legitimierten Mord, getrieben. Gleichzeitig gipfelt sie im kollektiven Selbstmord. Am deutlichsten zeigte sich dies in der Hitler-Apokalypse von 1945. Sich selbst zu zerstören war für die Wahnsinnigen, die sich in Erdhöhlen auf einen apotheotischen Tod vorbereiteten, nichts. Die Hauptsache war, sich nicht allein zu zerstören und eine ganze Welt mit sich zu reißen“.
Das ist das grandiose Verbrechen. Zu dem sogar die Jakobiner noch fähig waren. Auch sie begannen natürlich damit, die ganze Welt verändern zu wollen. Sie dachten sogar daran, die Monate des Jahres umzubenennen. Sie brauchten ein neues Zeitalter, da der gregorianische Kalender der Christen auf keinen Fall in ihre heidnische und satanische Realität als Leugner des Göttlichen passen konnte – jeder Barbar trägt die feste Überzeugung in sich, dass mit ihm die Welt, die diesen Namen verdient, und das wahre Leben beginnen. Deshalb brauchten diese Ungeheuer ihren eigenen Kalender – einen „revolutionären“ Kalender. Und so kam es, dass der gregorianische Kalender, der das Jahr mit Christi Geburt beginnen ließ, auf den Müll geworfen und durch den „Revolutionskalender“ ersetzt wurde, in dem die Monatsnamen, die auf das Christentum oder sogar die Antike verweisen, durch „rationale“ Namen ersetzt wurden: Vendémiaire, Brumaire, Frimaire, Nivôse, Pluviôse, Ventôse, Germinal, Floréal, Prairial, Messidor, Thermidor, Fructidor – ah, welche Pracht! Und jetzt, wo man die Monate umbenannt hat, nun, da kann man ja zum Schlachten gehen: In der Vendée fielen sie über ihre eigene Nation her – denn es ist immer die eigene Nation, die diese Leute angreifen – und töteten zu Tausenden Bauern, Priester, Nonnen und Mönche, berauscht vom Geruch des Blutes und natürlich auch von ihrer eigenen „Größe“ und ihrem eigenen „Mut“.
Und all das war den Bolschewiken noch sehr präsent, die bald auftauchten, um „reinen Tisch zu machen“ und natürlich Millionen von Menschen rechts und links abzuschlachten, da sie ja die Zeit dazu hatten: Im Keller des Ipatjew-Hauses erledigten sie Kinder mit Gewehrkolben, und sie waren stolz darauf, und zwar nicht wenig! …
Und die von heute? Nun, diese kann man nicht als besonders mutig bezeichnen. Für den Moment. Im Moment belassen sie es bei der Neufassung des Vokabulars und der Auslöschung der Vergangenheit. Sie wollen nur die normale Welt zerstören, um dann Likes zu ernten, indem sie sich bis zur Brust in die Scheiße der Abnormalität stürzen.
Wenn man unfähig ist, auch nur die geringste Spur von sich selbst in dieser Welt zu hinterlassen, weil man nichts ist, dann beginnt man, Wörter auszulöschen, Wörter ihrer ursprünglichen Bedeutung zu berauben, Werte, die man vielleicht für ewig gehalten hat, aus dem kollektiven Bewusstsein zu löschen, die Vergangenheit und ihre Größe mit einem Anathema zu belegen, aber – von nun an – ohne sich selbst zu opfern, eh! oh! – eine genderfluide Larve ist nicht dafür gemacht, auf einer Barrikade zu sterben!
„So kommt es, dass sich in diesem traurigen Jahrhundert die erhabensten, geistigsten Dinge in den Kämpfen des irdischen Lebens, des – ich wage zu behaupten – körperlichen Lebens auflösen – Kämpfe, die im Kampf der Rassen und Nationen ihren Höhepunkt und ihre Vollendung finden, so wie die Tiere zwischen Rudeln, Bienenstöcken und Schwärmen kämpfen. Auf diesem Hang gibt es kein Halten mehr; die Sozialisten mögen verkünden – und manchmal sogar selbst glauben –, dass sie die spezialisierten Helden des Friedens und der Gemeinschaft der Menschen sind: Sie steigen nur eine weitere Stufe auf dieser Treppe hinab, indem sie einfach die Kämpfe der Rasse und der Nation – die immer noch edel und altruistisch und den direkten Begierden des Einzelnen überlegen sind – durch die Kämpfe – mit ausschließlich und explizit materiellen Zielen – von Gewerkschaften ersetzen, die um die Verbesserung des Lebensstandards des Einzelnen kämpfen.
Im körperlichen und praktischen Leben ist der Kampf um Brot sicherlich eine wichtige und lebenswichtige Sache – aber diejenigen, die einen solchen Kampf zur zentralen Achse der menschlichen Kultur erheben – wie es die Schreiber des Sozialismus tun –, diese identifizieren die menschliche Kultur bereits mit der von Tieren. Denken, Religion, Moral und Kunst – all das, dessen Erhaltung auf den Schultern der Schreiber liegt, verliert in einer solchen Kultur, die nur noch Instinkte, Handlungen und deren Profit zu schätzen weiß, jeden Wert. Nun ähnelt unsere Kultur bereits so sehr einer solchen Kultur, dass das Wahre, das Gute und das Schöne bereits kaum noch als wertschätzende Begriffe und Bezeichnungen vorkommen – ihr Platz wird vom Vitalen oder Sozialen, vom Nationalen, vom Erdgebundenen oder vom Aktuellen usurpiert.“
Auch das hatte Babits sehr gut erkannt. Und wenn man bedenkt, wie weit wir seit dem Kampf um das tägliche Brot gekommen sind – Gott im Himmel! –von hier aus betrachtet, erscheint uns selbst dieser Kampf schon erhaben. Denn heute tobt der Kampf um die Genitalien; für die Kinder von heute ist selbst der Kampf um das Brot schon viel zu heroisch. Alles, was ihnen bleibt, alles, was ihnen zufällt, ist der Kampf um die Genitalien, der Kampf, um zu erreichen, dass sie austauschbar werden, dass sie ihre eigenen Genitalien wie auf einem Flohmarkt tauschen können. Im Vergleich dazu ist die Schweineexistenz das Erhabenste, was es gibt. Eine Scheibe Speck: das Nirvana der Schweineexistenz. Und tatsächlich: „Das Glück, ich, ich habe es gesehen, / es war zart, blond und wog anderthalb Zentner. / Auf dem präzisen Rasen dieses Hofes / taumelte sein lockiges Lächeln. / Es suhlte sich in seiner Pfütze aus warmem, weichem Schlamm, / blinzelte und grunzte mich an – / ich sehe noch, wie unsicher / das Licht in seinen Borsten hüpfte.“
Eh ja. Aber Attila József [Verfasser des obigen Gedichts, AdÜ.] war immer noch in der Lage, seinen Blick bis zu diesen „Rädern des Himmels“ zu erheben – auch wenn er darin nur noch „das Gewebe des Gesetzes, das immer irgendwo zerfasert“ sah.
Aber selbst das ist immer noch erhabener als das, was die Kinder von heute spielen, deren Blick bis zum Hosenschlitz ihrer eigenen Hose reicht, und bis zum Hosenschlitz der Hose anderer, und auch bis zum Hosenschlitz von Kindern – aber es ist immer der von fremden Kindern, da sie selbst keine Kinder haben… (Fortsetzung folgt in der nächsten Episode).
Zsolt Bayer
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Von der Visegrád Post aus dem Ungarischen übersetzt.