Von Olivier Bault.
Polen – Die drei Töchter dieses russischen christlichen in Schweden lebenden Paares waren von den schwedischen Behörden in eine aus dem Libanon stammende arabisch-muslimische Familie untergebracht worden. Denis Lisow, der Vater von Sofia (12), Serafina (6) und Alisa (4), benutzte seinen letzten wöchentlichen Besuch, um zu versuchen, mit seinen Kindern zurück nach Russland zu gelangen. In Abwesenheit des Vaters hatte ein schwedisches Gericht im September 2017 aufgrund einer bei der Mutter diagnostizierten paranoiden Schizophrenie – was die Aufmerksamkeit der Sozialbehörden auf diese vor sieben Jahren aus Russland eingewanderten Familie gerichtet hatte – die Fremdplatzierung der Kinder entschieden. Die muslimische Pflegefamilie der drei Mädchen befand sich 300 vom Wohnort ihrer biologischen Eltern entfernt.
Am Montag, den 1. April ist Denis Lisow mit seinen drei Töchtern mit dem Schiff in Polen angekommen. Er dachte, von Warschau nach Moskau fliegen zu können. Doch hatte die Pflegefamilie der drei Kinder ihre Entführung den schwedischen Behörden schon gemeldet, die eine Fahndung durch das Schengener Informationssystem (SIS) eingeleitet hatten. Vater und Töchter wurden daher am Flughafen in Warschau von der polnischen Grenzpolizei angehalten. Infolgedessen kamen Vertreter der schwedischen Sozialbehörden bzw. der Konsul Russlands und die libanesisch-schwedische Familie zum Flughafen. Allerdings lehnten es die polnischen Polizisten ab, den drängenden Bitten der Schweden nachzugeben, welche schon Flugtickets reserviert hatten, um die Mädchen zurück nach Schweden zu bringen. Diese konnten in der Tat keine Dokumente vorlegen, die nachweisen würden, dass dem Vater der drei Mädchen seine Elternrechte entzogen worden wären, während Denis Lisow Geburtsurkunden seiner Kinder bei sich führte und somit beweisen konnte, dass es sich um seine Kinder handelte. Ferner zeigten letztere deutlich den Wunsch, bei ihrem Vater zu verbleiben und gerieten in Panik, als sie ihren Pflegevater mit einem Cousin kommen sahen.
Dank des Eingreifens der Anwälte der Pro-Leben- und Pro-Familie-Organisation Ordo Iuris und des polnischen Ombudsmanns für Kinderrechte konnte Denis Lisow in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch Asyl in Polen beantragen, um eine mögliche Rückkehr nach Schweden zu verhindern. Die russische Familie verbrachte die Nacht im Polizeirevier des Flughafens, wo ein Warschauer Hotel zu diesem Anlass Betten hatte bringen lassen.
Am Mittwoch, den 3. April bestätigte ein Gericht in Warschau, dass die Kinder bei ihrem Vater bleiben sollten, und verbat der russischen Familie, das polnische Staatsgebiet während des Asylverfahrens zu verlassen. Der polnische Richter stellte fest, dass die drei Mädchen an ihrem Vater sehr hingen und dass es nicht in ihrem Interesse lag, sie nach Schweden zurückzuschicken. Während des Asylverfahrens wird die Familie in einer geliehenen Wohnung leben und von einem vom Gericht ernannten Vormund begleitet werden.
Auf polnischer Seite wurde die Entscheidung des Warschauer Gerichts vom Staatssekretär im Außenministerium Szymon Szynkowski vel Sęk sowie von Innenminister Joachim Brudziński begrüßt, der auf Twitter die angemessene Reaktion der Polizisten auf dem Flughafen in Warschau würdigte.
Am 4. April bestätigte der Ombudsmann für Kinderrechte Mikołaj Pawlak, dass der Asylantrag Denis Lisows und seiner Töchter den kompetenten Behörden übermittelt worden sei und dass sie nunmehr mindestens während des Asylverfahrens unter dem Schutz Polens stünden. Der polnische Ombudsmann bestätigte ebenfalls, dass die schwedische Seite kein Dokument vorgelegt hatte, das ihre Fahndung im Rahmen des Schengener Informationssystems hätte rechtfertigen können, und dass die zwei Vertreter der schwedischen Sozialbehörden, die die Übergabe der drei Kinder gefordert hatten, ebenfalls keine Dokumente vorgelegt hatten, die ihr Ansuchen hätte stützen können. Gemäß dem polnischen Ombudsmann für Kinderrechte ist in Schweden, „einem Land, das für uns ein Vorbild im Bereich des Rechtsstaats und der Menschenrechte sein sollte, das internationale Übereinkommen über die Rechte des Kindes nicht ordentlich umgesetzt“ worden.
Im vergangenen Dezember hatte schon Polen entschieden, einer norwegischen Mutter und ihrer Tochter Asyl zu gewähren. Silje Garmo war im Mai 2017 aus ihrer Heimat geflohen, um zu verhindern, dass ihr Kind ihr von den norwegischen Sozialbehörden entzogen werde.
Übersetzt von Visegrád Post.